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Full text: 46, 1928/1929

Dr. H. Thorade: Gezeitenuntersueliungen in der Deutschen Bucht der Nordsee. 71 
„Maud“, namentlich in den Gewässern östlich der Neusibirischen Inseln gründet. Auch hier wurden be 
deutende Unterschiede zwischen den Strömungen in verschiedener Tiefe gefunden, wobei aber der Um 
laufssinn mit dem Uhrzeiger ging. Sverdrup stützt seine Theorie auf dieselben Annahmen wie die 
vorstehenden Darlegungen, aber indem er ein größeres Gebiet in den Kreis seiner Untersuchung zieht 
und davon ausgeht, daß die Tidewelle seines Gebietes eine einfache fortschreitende Welle ist, schlägt er 
einen änderen Weg der Untersuchung ein. Außerdem werden die Verhältnisse auch dadurch schwieriger, 
daß die Strömungen an der Oberfläche durch das Eis behindert werden, während sich in einer gewissen 
Tiefe gelegentlich eine scharf ausgeprägte Sprungschicht findet. Die „Panther“-Beobachtungen aber 
fanden statt in einem Gebiete, wo die vom Ozean kommende Gezeiten welle mit der von der Küste zurück 
geworfenen zusammentrifft, und wo der Charakter der Schwingungen sich mehr einer stehenden Welle 
nähert, wie dies die Ausführungen des vorigen Kapitels beweisen. Da außerdem, wie oben betont, gute 
Beobachtungen nur von einem Punkte .verfügbar waren, so war die Theorie genötigt, sich dem anzupassen 
und vom Charakter der Welle, ob stehend oder fortschreitend, sowie von der Ausdehnung über ein 
größeres Gebiet abzusehen. Trotzdem stimmen die Ergebnisse mit denen Sverdrups, soweit sie sich 
überdecken, im großen und ganzen überein, und hierin darf man eine Bestätigung der oben entwickelten 
Anschauungen erblicken. 
§ 17. Anwendung der Theorie. 
Man kann nicht erwarten, daß die im § 16 entwichelte Theorie viel mehr als eine qualitative Er 
klärung der Beobachtungen liefert. Denn es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß der Reibungskoeffi 
zient v nicht einfach eine Konstante ist. Vielmehr darf es bei der Seichtheit des betrachteten Meeres 
teils und der Stärke der Stromgeschwindigkeiten als sicher gelten, daß die Übertragung der Geschwin 
digkeiten zwischen den verschiedenen Wasser schichten fast ausschließlich durch die Turbulenz bewirkt 
wird; diese wiederum hat ihre Ursache in den Bodenwiderständen, an denen sich Wirbel entwickeln, 
die im Wasser auf steigen, wie dies z. B. von F. Ahlborn 3 * ) beschrieben worden ist. Die kinematische 
Zähigkeit v soll deshalb künftig die Bedeutung A/q haben, wo A die von W. Schmidt’) eingeführte 
„Austauscht“größe ist, die ¡i um das Tausendfache und mehr übertreffen kann; außerdem aber ist diese 
Größe in verschiedenem Abstande vom Boden sehr verschieden groß, also eine Funktion von z. 
Ein Durchmustern der im Juni 1924 gemessenen Strömungen (Taf. 2, Nr. 16—20, Taf. 3, Nr. 26—46) 
lehrt vor allem eine gute Übereinstimmung mit der Theorie bei den Spring- und Nipptidebeobachtungen 
(Nr. 37—46): An der Oberfläche alternierender, in der Tiefe mehr und mehr linksdrehender Strom; das 
würde zu § 16,1 stimmen, falls der Nullstrom alternierend, und zu § 16,3, falls er rechtsdrehend wäre. In 
Taf. 4, Nr. 73 sind die 2,-Ellipsen der Springtidebeobachtung den aus der Theorie unter passenden 
Annahmen folgenden gegenübergestellt; die qualitative Übereinstimmung ist erträglich. Rechtsdrehender 
Nullstrom liegt anscheinend auch bei der Wester Till vor (Taf. 3, Nr. 24—25): An der Oberfläche rechts 
drehender, unterhalb der 20m-Tiefe linksdrehender Strom; zwischen 10 und 20 m, anscheinend näher der 
letzteren Tiefe, liegt eine Schicht, in der der Strom alternierend ist. Man könnte hier auch an einen Ein 
fluß der Schichtung denken, aber nach Taf. 4, Nr. 71 müßte dieser sich in der 10 m-Tiefe auswirken, was 
jedoch in den Stromdiagrammen nicht in Erscheinung tritt. Gegen die Theorie verstoßen gewissermaßen 
die Stromfiguren von Büsum (Taf. 2, Nr. 16—19 und Langeoog (Taf. 3, Nr. 26—29), indem an der Ober 
fläche Drehstrom gegen den Uhrzeiger, in der Tiefe alternierender Strom herrscht, während § 16,4 ein 
Breiterwerden der Ellipsen mit wachsender Tiefe verlangt. Aber bei Büsum sind die Strömungen in der 
Tiefe auf das Bett der Norder Piep angewiesen und können daher nur zwei entgegengesetzte Richtungen 
einschlagen. Die Ankerstelle vor Langeoog (Abb. 11, S. 41) aber befand sich noch ganz im Interferenzge 
3) Ahlborn, F.: Turbulenz und Geschwindigkeit,Verteilung in Flu Bläuten. Phys. Ztschr. 1922, S. 57—65. 
») Ann. d. Hydrogr. 1917, S. 367 u. 431.
	        
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