Dr. H. Thorade: Gezeitenuntersuchungen in der Deutschen Bucht der Nordsee.
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so daß zuletzt
r = r 0 l 1—2e cos i.z + e ~" 2f i z , und ebenso
(21) -
s = s () I 1—2e * 9 * cos f s z + e 2i * z wird;
für die Halbachsen der Stromellipsen hat man daher
a — b = (a 0 — b„) Kl — 2e —£ i z cos e t z H-e~2e s z
a + b = (a 0 + b 0 ) K 1 — 2e — *** cos e s z +e 2f s z , wo a 0 , b„ für den Nullstrom gelten.
Es kommt also auf die beiden Quadratwurzeln
an. Man übersieht ihr Verhalten am einfachsten
mittels einer graphischen Darstellung, indem man
o — e~v setzt.; dies liefert eine logarithmische
Spirale in Polarkoordinaten (Abb. 13). Es sei OA = 1,
und <p = -^ BOA = e 2 z, so ist OB = e , und AB
stellt die zweite Quadratwurzel dar. Läßt man daher
den Punkt C mit einer zu e„ B mit einer zu e 2 pro
portionalen Winkelgeschwindigkeit links herum
laufen, so werden AC und AB die Zunahme und Abnahme von a —b bzw. a + b veranschaulichen. Für
z = oo werden beide Wurzeln = 1, für z = 0 verschwinden sie beide; ist z sehr klein, so kann man
genähert, indem man e ilZ , und cos s,z in eine Reihe entwickelt,
e x z | 2
V1—2e £lZ cos ijZ -|- e 2flZ
setzen. Die Form der Stromellipsen läßt sich mathematisch durch den Quotienten ausdrücken:
a — b _ a 0 — b 0 V1—2e ~^ z cosfiZ + e ~ 2e ' z
a + b a n + b 0 Vi—2e f s z cos e i z + e ~ 2i s z
Um sie weiter zu erörtern, ist es notwendig, Annahmen über den Nullstrom (also über das Ge
fälle des Wasserspiegels) zu machen. Man kann für den Nullstrom folgende 4 Fälle unterscheiden:
1. Der Nullstrom sei alternierend, also b 0 = 0, und die Ellipse arte in eine Strecke aus.
Dann ist (a 0 — b 0 ): (a 0 + b 0 ) = 1 und (a — b): (a -f b) gleich dem Quotienten der beiden Wurzeln. Be
ginnt man daher mit dem Nullstrome, also hoch über dem Boden, d. i. mit großen Werten von z, und
verfolgt den Quotienten, indem man z abnehmen läßt, so bedeutet dies, daß man in Abb. 13 in der Nähe
von O beginnt und die Spirale rückwärts, d. i. im Uhrzeigersinne durchläuft, und zwar für den Zähler
mit größerer, zu r, proportionaler Geschwindigkeit, für den Nenner mit kleinerer, zu e, proportionaler.
Zunächst wird abwechselnd bald AC, bald AB ein wenig größer, ihr Quotient ist nahezu = 1, und der
Strom ist alternierend; wenn aber die letzte Windung der Spirale durchlaufen wird, so ist der Zähler
(AC) größer als der Nenner (AB), und der Quotient wächst bis zum Grenzwerte e x : e, = | « + 2<» : \ « —2o>
für z = 0. Für die geographische Breite der Springtideposition, 99 = 54°, ist g x : e 2 = 3.35. Es wird
also in steigendem Maße a — b > a -f b, Avas auf b < 0, oder auf r > s führt, d. h. auf 2U V sin (a — ß) < 0,
oder auf einen Drehstrom, der entgegengesetzt dem Uhrzeiger umläuft (S. S. 21). Die Stromdiagramme
sind Ellipsen, die um so breiter sind, je mehr man sich dem Boden nähert; unmittelbar am Meeres
gründe verhält sich (a — b): (a -f b) = 3.35 :1, also (— b): a = 1 :1.85; die kleinere Achse ist länger als
die Hälfte der großen.
2. Der Nullstrom sei reiner Drehstrom, und die Stromellipse gehe in einen Kreis
über: Entweder ist r 0 =0, a 0 = b 0 , oder s 0 = 0, a 0 = — b 0 . Im ersteren Falle (b 0 > 0, Umlaufssinn wie
der Uhrzeiger) ist nach (22) auch a = b, im zweiten (b 0 < 0, Umlaufssinn gegen den Uhrzeiger) a = — b