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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 46. Bd. Nr. 3.
(wegen der täglichen Ungleichheit) in km, zusammen mit dem abgeschätzten Mittel des örtlichen Windes,
verzeichnet.
Wind und Reststrom aui den Feuerschiffen „Norderney und „Außeneider“ vom 19. VI. 15 h —26. VI. 20 h
etwa, nach Tiden geordnet und abgerundet.
Tide Nr.
Feuerschiff
„Norderney“
Feuerschiff ,
, Außeneider“
Vertriftung
Wind
Vertriftung
Wind
1—2
S 61° 0 6 km
W 0-2
S 51° W 8 km
NW 2
3—4
S 25° 0 12 km
NNW 4
S 37° W 8 km
NNW 3
5—6
S 26° 0 5 km
NNW 4
S 58° W 8 km
NNW 4
7—8
S 64° 0 14 km
NNW 3
S 49° W 8 km
NW 3
9—10
S 71° 0 16 km
SW 3
S 46° W 8 km
W3
11—12
S 52° 0 8 km
NW 3
S 48° W 7 km
WNW 3
13—14
S 64° 0 14 km
WSW 2
S 37° W 6 km
WSW1
Gesamt
S 55° 0 71 km
S 47° W 53 km
Es soll nicht behauptet werden, daß ein Wasserteiichen, das Anfangs bei einem der Feuerschiffe
lag, nun wirklich 71 km oder 53 km weit vertriftete, denn dann hätte es z. B. von „Norderney“ aus
gehend, den Strand überschreiten müssen; vielmehr wäre es alsbald in Gegenden mit anderen Strö
mungen geraten und von diesen erfaßt worden. Aber einmal wirft die gezogene Gesamtsumme ein
Licht darauf, mit welch beträchtlichen Größen man bei beständiger Wasserverfrachtung bereits im
Verlaufe einer Woche zu rechnen hat. Dann aber dürfte sie die wirkliche Versetzung der Art nach
deswegen richtig kennzeichnen, weil in beiden Fällen alle einzelnen Summanden in benachbarte Rich
tungen fallen, es sich also nicht um ein Zufallsergebnis handelt, das etwa dadurch entstanden ist, daß
zahlreiche entgegengesetzte Richtungen sich aufgehoben hätten. Um so mehr muß die Richtung des
Reststroms überraschen, nicht so sehr beim Feuerschiffe „Norderney“, wo sie durch den ständigen,
wenn auch wenig starken westlichen Wind zum Teil erklärt werden mag. Wohl aber beim Feuerschiff
„Außeneider“, wo bei nordwestlichen Winden der Oberflächenstrom ständig nach SW setzt, also vom
Winde nicht angetrieben, sondern zum Teil sogar behindert wird. Das bei „Norderney“ und bei der
Ankerstelle des „Panther“ oberflächlich nach SO, d. i. in den inneren Winkel der Helgoländer Bucht
getriebene Wasser fand also keinen oberflächlichen Abfluß, etwa an der schleswig-holsteinischen Küste
nach Norden; da das Wasser an der Küste vom 19.—-26. VI. nicht erheblich stieg (Taf. 2, Nr. 12), so muß
ein Abfluß in der Tiefe angenommen werden, wie er, allerdings in bescheidenen Ausmaßen, bereits
bei den „Panther“beobachtungen zeitweise (S. 56) festzustellen war. Man kann vielleicht vermuten, daß
dieser Abfluß nicht genügte, sondern daß in der Tiefe auch an der schleswig-holsteinischen Küste eine
Strömung nach nördlichen Richtungen setzte, hervorgerufen durch das vom Winde erzeugte Stauge
fälle; diese Strömung hätte den an der Oberfläche entstehenden Triftstrom von vielleicht südlicher
Richtung dann nach SW hinübergedrückt, und der Oberflächenstrom, bei „Außeneider“ würde somit
als eine Resultierende zwischen dem Tiefenstrom und einer nur vom Winde erzeugten Strömung auf
zufassen sein. Leider liegen keine Strombeobachtungen aus der Tiefe vor, um diese Vermutung zu
prüfen.
«5 15. Die Beobachtungen der Temperatur und des Salzgehalts.
(S. Taf. 4, Nr. 69—72).
Die vor Langeoog, der Wester Till und auf der Spring- und Nipptideposition gewonnenen Schöpf
proben wurden an Land mit dem Interferometer auf Salzgehalt untersucht; leider stellten sich später
Irrtümer in der Ablesung des damals noch wenig gebrauchten Instruments heraus, die sich nicht
mehr verbessern ließen. Ein Versuch, fehlerhafte Salzgehalte mittels eines Temperatur-Salzgehalt-
Diagramms auszumerzen, gelang nicht; das Wasser in der Helgoländer Bucht ist anscheinend zu