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Dr. H. Thorade : Gezeitenuntersuchungen in der Deutschen Bucht der Nordsee.
disch, sondern auch in Schwingungen entwickeln kann, dafür gaben übrigens bereits ältere Beobachtungen
Anhaltspunkte* 7 ).
Während der Nippzeit hatte der Wind ständig eine westliche Komponente. Die Resultierende
kam während der beiden ersten Tiden aus S 50° W (2.5 m/sec), während der dritten und vierten aus
S48°W (2.9 m/sec), während der fünften und sechsten aus N57°W (4.1 m/sec). Die Strömungen waren
daher bedeutend einheitlicher als während der Springzeit. An der Oberfläche wanderten die Wasserteil-
chen in 69 Stunden etwa 55 km oder 30 Sm nach OSO, in den Tiefen um stark abnehmende Beträge, bis
bereits in 20 m Tiefe, und mehr noch dicht über dem Grunde westliche Vertriftungen von 3 km bzw.
9'A km, d. i. iVt und 5 Sm, innerhalb des ganzen Zeitraums an die Stelle traten. Es scheint demnach inso
fern ein stationärer Zustand geherrscht zu haben, als den oberflächlich in die Deutsche Bucht eingeführ
ten Wassermassen eine Ausfuhr in der Tiefe, vermutlich unter dem Einflüsse des vom Winde erzeugten
Druckgefälles, gegenüberstand. Nur am 27. VI, bei auffrischenden Winden, stieg das Wasser schnell
an der Küste (Taf. 2, Nr. 12), und gleichzeitig kam, vermutlich, weil der Wind bis unten durchgriff, der
westliche Strom über dem Boden zum Stillstände, während er in 20 m Tiefe sogar vorübergehend von
Oststrom abgelöst wurde. Im allgemeinen aber waren die Windverhältnisse anscheinend gleichmäßig
genug, um Stromschwankungen ähnlich denen bei Springzeit zu verhindern.
§ 14. Die Strömlingen bei den Feuerschiffen „Norderney“ und „Außeneider“.
(S. Taf. 4, Nr. 63—68).
Die Beobachter, Angehörige der Reichsmarine, die an Bord der beiden Feuerschiffe waren, maßen
stündlich mit Handlog und Sanduhr die während einer bestimmten Zeit auslaufende Leine und schätzten
nach dem anliegenden Schiffskurs die Richtung, in der das Logscheit abtrieb. Diese Strombeobachtun
gen hatten vor denen auf „Panther“ die längere ununterbrochene Dauer von etwa zwei Wochen voraus:
Auf „Norderney“ vom 17.—29. VI., auf „Außeneider“ vom 13.—28. VI. Aber sie stehen an Genauigkeit
weit hinter den mit dem Ekman-Merz - und dem Jacobsen - Strommesser gemachten zurück. Sie
wurden in der Weise bearbeitet, daß einmal die „Springzeit“ in Übereinstimmung mit der „Springzeit“
des „Panther“ ausgewählt wurde, zweitens ebenso die „Nippzeit“, und drittens eine „Zwischenzeit“, die
15 Tiden umfassende halbe Mondperiode vom 19. VI. 15 h bis zum 27. VI. 8 h ; bei diesem letzteren Zeit
räume mußte die harmonische Analyse auf eine Erfassung der täglichen Ungleichheit verzichten, da die
Zeitdauer für eine rohe Berechnung in der oben vorgenommenen Weise zu lang war, weil die ver
schiedenen Teiltiden K 1( O usw. sich bereits zu sehr gegen einander verschoben; für eine direkte Er
mittlung der K„ O usw. war sie andrerseits wieder zu kurz. Als harmonische Konstanten ergaben sich
die folgenden Werte, bezogen auf den oberen Durchgang des Mondes durch den Meridian von Green
wich, in cm/sec und Graden: die Richtungen sind mißweisend, wobei die Mißweisung für „Norderney“
10° West, für „Außeneider“ 9° West beträgt.
Harmonische Konstanten.
Feuerschiff „Norderney“ (53° 56' N-Br, 7° 14' O-Lg, Wassertiefe 24 m)
Ostkomponente
U„
u,
a.
U 2
a 2
«a
u 4
a*
u«,
a Mittl. Fehler
di. Ergebnisses
Springzeit
+ 2.4
3.0
94°
57.0
210°
4.8
179°
8.1
19°
0.2
153° ± 3.0
Nippzeit
4-14.2
3.6
83°
50.4
249°
2.3
348°
4.6
45°
0.6
97° ± 3.3
Zwischenzeit
+ 4.7
—
—
52.0
225°
—
—
4.4
28°
1.8
122° ± 4.0
Nordkomponente
v«
V,
ßi
V,
ß*
V 3
ßt
V s
v ß
ß Mittl. Fehler
^6 d. Ergebnisses
Springzeit
— 8.9
6.8
221°
15.6
28°
4.3
237°
2.6
202°
1.2
139° ± 3.1
Nippzeit
— 6.4
2.7
57°
6.9
74°
1.9
121°
2.2
293°
0.9
55° ± 1.6
Zwischenzeit
— 6.1
—
—
10.0
44°
—
—
2.0
241°
0.3
74° ± 2.9
”) Die Gezeiten der
Sylter
Gewässer.
A. d.
Arch. d.
Deutschen Seewarte XLI, 2, Hamburg
1923, S. 40.