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Full text: 46, 1928/1929

Dr. H. Thor ade: Gezeitenuntersuchungen in der Deutschen Bucht der Nordsee. gfc 
Tiefe in Kauf nehmen können, ohne deshalb auf ein tatsächliches Nichtvorhandensein der betreffenden 
Teiltide schließen zu müssen. Unter den einzelnen Nebentiden kann man unterscheiden zwischen der 
täglichen Ungleichheit und den Obertiden. 
DietäglicheUngleichheit, ausgedrückt durch die Teiltiden 3 X und 3 S , schwankte unregel 
mäßig mit der Tiefe und mag deshalb nur durch die Mittelwerte 9 und 12% bzw. 6% gekennzeichnet sein. 
Man wird aber, selbst unter Berücksichtigung des etwas wirren Verlaufs der « und ß, doch im Hinblick 
auf die Größe der mittleren Kehler, kaum fehl gehen, wenn man an ihrer Größenordnung, d. i. wenigen 
cm/sec, festhält, einem Betrage, der für die Schiffahrt ganz unwichtig ist, und der deshalb auch nicht 
kartographisch dargestellt wurde. Doch ist im Auge zu behalten, daß der Beobachtungszeitraum für die 
Entwicklung der Eintagstiden vielleicht nicht besonders günstig war. Auffällig ist der Unterschied 
zwischen 3^ und 3 S ; während die 3, nicht viel mehr als ihr bloßes Vorhandensein verriet, lagen die 
Zahlenwerte der T 3 näher beieinander und ergaben als Mittel beide Male 6%, was auf eine gewisse Regel 
mäßigkeit deutet. Auch ist sie, wenn auch in den Gezeitenströmungen bisher nicht aufgefunden, doch 
sonst in der Nordsee nicht unbekannt. Z. B. fand K. Hessen 81 ) für Ostende dritteltägige Teiltiden (M K, 
2 M K, S 0 3 , S K) von zusammen 13.4 cm Hub, d. i. 3% des Springtidenhubs. Für Bremerhaven”) belaufen 
sich M K und 2 M K auf zusammen 3.8 cm Hubhöhe, und für Hamburg 53 ) ergeben sich 11.2 cm als Summe 
dreier dritteltägiger Teiltiden, d. i. 1% und 5%; nur letztere Zahl kommt den aus den Strömungen ge 
fundenen 6%, nahe, doch ist sie insofern eine Ausnahme, als man in Hamburg, nicht v ? eit von der Tide 
grenze eines Flusses, besonders große Obertiden erwarten muß. 
Stärker sind die vierteltägigen und sechsteltägigen Schwankungen a 4 und a fl mit 13% 
und 8—9% (wenn man einen ganz aus der Reihe fallenden Wert unterdrückt)-, sie sind es, die eine Verzer 
rung der elliptischen Stromrose, wie sie einer reinen 3, zukommen würde, in ein mehr oder weniger un 
symmetrisches Oval verursachen, und sie sind über die ganze Deusche Bucht verbreitet. So fand A. S c h u - 
mach e r 54 ) die a 4 in den Strömungen westlich von Sylt mit 24% und 16% für die 5 m- und die 19 m-Tiefe 
vertreten, wobei freilich die Haupttide sehr viel schwächer als auf der Spring- und Nipptideposition war; 
im gleichzeitigen Tidenhub konnte Verf. 54 ) die 3 4 und 3 6 auf den äußeren nordfriesischen Inseln zu 10% 
und 3—4% der 3, feststellen, während sie sich an der Festlandsküste, vermutlich unter der Einwirkung 
des breiten Wattstreifens auf fast 20% und 9% erhöhten. Einen weiteren Vergleich ermöglichen die nach 
Schur emann") für Helgoland und Bremerhaven sich ergebenden Werte von 5% bzw. 6% für M 4 und 
2% bzw. 3% für M 6 : danach hat es den Anschein, als ob die Obertiden sich in den Strömungen erheblich 
mehr bemerkbar machen als im Tidenhub. 
4)DieRestströme (Taf. 3 u. 4, Nr. 53—62). Das S. 27 beschriebene Verfahren liefert, wie hier 
noch einmal betont werden muß, auf einen Zeitraum von zwei Tiden angewendet, als Summe denselben 
resultierenden Reststrom wie ältere Verfahren; denn es stellt die wirkliche Ortsveränderung wäh 
rend dieses Zeitraums fest für ein Wasserteilchen, das, wenn nur der Gezeitenstrom herrschte, 
an seinen Anfangsort zurückkehren sollte. Der hier eingeschlagene Weg sollte jedoch darüber hin 
aus Aufschluß über die Schwankungen während dieses Zeitraums verschaffen. Da die graphische 
Ausgleichung, bei der ja immer eine gewisse subjektive Schätzung obwaltet, so vorgenommen ist, daß 
größere Schwankungen lieber vermieden als betont wurden, wird das von den Schwankungen des Rest 
stroms gewonnene Bild eher zu einfach als zu verwickelt sein. Indem die Geschwindigkeitsvektoren für 
jede dritte bürgerliche Stunde unter Hinzufügen des jeweiligen an Bord beobachteten Windes, fort- 
!1 ) Vgl. z. B. K. Hessen, Über die Boergensehe Methode der harmonischen Analyse der Meeresgezeiten. 
Ann. d. Hydr. 1920, S. 184. 
22 ) P. Schureman, A mannal of the harmonlc analysis and prediotion of tides. Washington 1924, S. 412. 
23 ) Mündliche Mitteilung von Herrn I)r. Rauschelbach. 
24 ) Die Gezeiten der Sylter Gewässer. A. d. Areh. d. Deutschen Seewarte XLI, Nr. 2, Hamburg 1923. 
I. A. Schumacher, Die Gezeitenströmungen, S. 20. 
H. H.. Thorade, Die Schwankungen des Wass-erspiegels, S. 44. 
25 ) Schureman, A mannal of the harmonic analysis etc., Washington 1924, S. 398.
	        
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