Dr. Hell m u t Seil in ¡(11: Oer jährliche Gang der Niederschläge in Afrika. 11}
Luftfeuchtigkeit. Inneres und Küstenzone verhalten sieh verschieden. Niamey am Niger hat nach
Sprigade (Dahome, Seite 156 [30]) 24% im März gegenüber einem Maximum von 78% im August. Ganz
anders Porto Novo: Mittlerer Feuchtigkeitsgehalt im Juni/Juli 85%, im Januar 77%. Darum ist das
Innere für Europäer gesünder als das dauernd feuchtheiße Küstengebiet.
Fernes Wetterleuchten kündet den Beginn der Regenzeit an. Sie setzt mit einigen starken
Gewittern und heftigen Tornados ein, die an Bäumen und Häusern viel Schaden anrichten (Tornado
periode). Allmählich werden bei SW-Wind, der den Ostwind ablöst, die oft von Gewitterstürmen be
gleiteten Niederschläge gleichmäßiger. Sie dauern täglich ein paar Stunden; zwischendurch klärt sich
der Himmel. Auch in der Höchstzeit der Periode regnet es nicht an jedem Tag. Gewittertätigkeit,
Hochpunkt der Regenmenge und Maximum der Regentage gehen im allgemeinen parallel. Bei dop
pelter Regenzeit zeigen auch die Gewitter tage eine doppelte Periode (Tabelle
bei Sprigade, Dahome [30]). Im Küstengebiet, wo beide Trockenzeiten absolut sind, hören die Gewitter
für je ein bis zwei Monate auf (Lome). Alles in der tropischen Landschaft steht unter dem beherr
schenden Einfluß der Regenperiode, lebt auf, schwillt und treibt, wenn der Regen strömt, hält den
Winterschlaf, wenn die drückende Hitze sengt und brennt und die Staubstürme übers Land fegen. So
kommt’s, daß die Verschiedenheiten des jährlichen Regengangs den Charakter der Landschaft entschei
dend beeinflussen. Die von S nach N aufeinanderfolgenden Regenzonen prägen
der Pflanzendecke ihren Stempel auf. Man kann das an Hand der Karte von Marbut und
Shantz genau verfolgen (Vegetation . . . of Africa. 1923. Kartenband [12]). Auf den Urwald in Ge
bieten, wo die gewaltigen sommerlichen Monatsmengen (über 1000 mm) und zudem nur etwa 2 winter
liche Trockenmonate Vorkommen, folgt die noch relativ gut beregnete Savannenzone. Daran schlie
ßen sich die Grassteppenzone, im Gebiet mit nur 1 bis 2 Monaten wenig ergiebigen Regenfalls
die kümmerliche Strauch- oder Halbwüste und von der Trockengrenze an die eigentliche
Wüsten zone. Im westlichen Sudan ist jedoch die Beziehung zwischen Mo
natsdauer des Regenfalls und Pflanzenregionen nicht eindeutig zahlen
mäßig bestimmbar. Die Vegetationsgürtel senken sich vielmehr von der Küste nach dem Innern
zu weit stärker als die Isombromenen, so daß z. B. die Nordgrenze der Savanne im Westen von der 5/6-
Monatlinie, im Osten von der 7/8-Monatlinie gebildet wird.
Noch unmittelbarer ist die Wirksamkeit der Regenperiode beim Abfluß
vorgang, denn die Niederschläge der Regenzeit liefern das Hochwasser, bestimmen also Abflußmenge
(Tafel 2 Fig. 7) und Abflußperiode. Beim Nigerstrom ist das Bild allerdings verwickelt, weil Gebiete
mit verschiedenem Typ durcheilt werden. Die Hochwasserperiode namentlich des unteren Nigers läßt
sich nur mit Hilfe von Pegelbeobachtungen im ganzen Stromgebiet aufhellen (Siehe Niehoff, M. Sch.
1917, Seite 339 ff. [31]).
b. Mittleres Westafrika.
1. Nigeria und Kamerun.
Vergleicht man die Beobachtungsreihen von Grand Bassam, Lome, Lagos und Akassa, so fällt auf,
daß die kleine Trockenzeit ausgefüllt wird. Die Niederschläge steigen im August von 1 % in Grand
Bassam bis zu 3 % in Lagos, 6 % in Akassa. Zwei Maxima sind noch erkennbar. Doch in Alt-Calabar
hat die Augustregenmenge die des Oktobers überholt, so daß eine einfache Kurve mit Junimaximum
entsteht. Bald sinkt auch die relative Monatsmenge des Juni sprunghaft gegenüber August. A m
Kamerunberg vollends hat der August die absolute Herrschaft erreicht, er
dominiert in der jährlichen Regenverteilung mit 18% in Bibundi, 16% in Duala. Mithin einfache
jährliche Periode, aber insofern verschieden von der etwa in St. Louis, als
die Trockenzeit nur relativ trocken ist. Man sieht vielmehr einen ungeheuren Regen-
reichtum fast aller Monate wie nirgends in Oberguinea. In Debundscha hat kein Monat unter 125 mm
Regen, in Bibundi nur einer (Januar 88 mm), in Duala drei (Dezember—Februar), bei einer Steigerung