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Full text: 46, 1928/1929

Dr. H. T h o r ade: Gezeitenuntersucli trugen in der Deutschen Bucht der Nordsee. 
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ß d 22 h 10™ = 180°, so ist der Zeitunterschied der angenommenen Augenblicke „Spring“ und „Nipp“ 
gleich 180.7°, d. i. praktisch = 180°. Die beiden Zeitpunkte haben somit den richtigen Zeitabstand von 
einander. Die Deklination des Mondes (s. die ausgezogene Linie in Taf. 2, Nr. 10) erreichte ihre 
äußersten Werte am 5. VI., 18. VI. und 2. VII. Nach vorläufigen Ermittlungen 1 ) beträgt das „Alter“ der 
täglichen Ungleichheit in der Deutschen Bucht 5—6 Tage. 
Daher ist ein mittlerer Betrag der täglichen Ungleichheit zu erwarten hei den Beobachtungen vor 
Büsum, bei Wester Till, für die Spring- und Nipptidenwerte, und ein geringer bei denen vor Langeoog. 
Auch in den Wasserständen an den Pegeln (s. u. Tab. 2) kommt dieser Gang zum Ausdruck. Endlich 
ist die Entfernung des Mondes von Bedeutung, und in Taf. 2, Nr. 10 ist daher durch die gestrichelte 
Linie die Parallaxe angegeben. Das „Alter“ der paiallaktischen Tide beträgt nur 2—3 Tage 1 ), was be 
wirkt, daß die Amplituden der Springzeit vergrößert, die der Nippzeit ein wenig verkleinert werden 
sollten, daß also der Unterschied zwischen Spring- und Nipptide verstärkt sein sollte. Hinzu kommt 
nach längeren Erfahrungen 1 ), daß der Tidenhub in der Deutschen Bucht einen ausgesprochenen jähr 
lichen Gang hat mit einem Höchstwert im Juni. Wenn man aber Spring- und Nipptidenhub je um einen 
gleichen Betrag vergrößert, so wird der relative Unterschied zwischen ihnen verringert, und ihr 
prozentuales Verhältnis nähert sich der 100. 
Das Wetter war während der ganzen Zeit, wie schon oben betont, sehr ruhig; es stand unter dem 
Einflüsse des weit nach Europa hineinreichenden Azoren-Hochs, das nur zweimal (am 12. und 13. VI. und 
vom 17.—-19. VI.) vorübergehend zurückgedrängt wurde. Der Wind erreichte in Helgoland, meistens aus 
westlichen bis nördlichen Richtungen kommend, nur bisweilen den 5. Grad der Beaufortskala, und am 
Eingänge der Nordsee, in Lerwick, blieb er meistens unterhalb der Stärke 4 (Taf. 1, Nr. 12), und der Luft 
druck schwankte in Helgoland nur zwischen 740 und 760 mm. 
Alle diese Ursachen konnten zwar kleine Abweichungen des Gezeitenverlaufs vom langjährigen 
Mittel hervorrufen, sie aber nicht grundsätzlich stören. Leider besteht nicht die Möglichkeit, dies auch 
an ihrer Wirkung auf die Strömungen nachzuweisen, da keine langjährigen Mittel aus dem Beobach 
tungsgebiete zur Verfügung stehen, mit denen man die Junibeobachtungen vergleichen könnte. Um 
aber doch die im Hinblick auf die Naturkräfte ausgesprochene Vermutung, daß der Gezeitenablauf 
nicht weit vom normalen entfernt war, wenigstens teilweise zu erhärten, sei hier zurückgegriffen auf die 
Wasser Standsaufzeichnungen der Pegel. Je größer das Gebiet ist, über die sich diese 
erstrecken, um so eher wird ein Rückschluß auf den allgemeinen Gezeitencharakter und damit auch auf 
die Strömungen erlaubt sein. Da die Hoch- und Niedrigwasserwerte vielleicht späteren Bearbeitern er 
wünscht sind, um sie von anderen Gesichtspunkten aus zu untersuchen, sind sie in Tabelle 2 (Siehe 
nächste Seite) abgedruckt. 
Die Auswertung der Pegelbeobachtungen ergibt zunächst einen ziemlich ungestörten Verlauf des 
Zeitunterschiedes zwischen Hochwasser in Helgoland und Monddurchgang in Greenwich (Taf. 2, Nr. 10, die 
Skalenteile am unteren Rande bezeichnen den Monddurchgang in Greenwich). Sodann wurde auf den 
Pegelbögen von Helgoland jeder Flut- und Ebbeschenkel in 6 gleiche Zeitabschnitte zerlegt, und aus den 
entsprechenden Wasserständen der mittlere Wasserstand für Niedrigwasser, V« Flut, 7c Flut . . ., Hoch 
wasser, V« Ebbe, 7c Ebbe . . . usw. berechnet; aus denselben Aufzeichnungen wurden die mittlere Steig 
ernd Falldauer ermittelt, in je 6 Teile geteilt, und die zugehörigen Wasserstands-Mittel aufgetragen; die 
so erhaltene Tidekurve, Tafel 2, Nr. 11, weicht von der mittleren Kurve der Gezeitentafeln (= die ge 
strichelte Linie) nur unbedeutend ab, was wiederum für die Abwesenheit größerer Störungen spricht; 
freilich mußte der mittlere Hub der Gezeitentafeln, 225 cm, auf 245 cm vergrößert werden, doch wich 
die Steigdauer, 5 34 , nur unbedeutend vom langjährigen Mittel, 5 35 , ab; es ist zu vermuten, daß die auf 
fällige Vergrößerung des mittleren Tidenhubs zum Teil durch die Erdnähe des Mondes (s. Taf. 2, Nr. 10) 
hervorgerufen wurde, zum anderen Teile dem jährlichen Gange zuzuschreiben ist. 
1 ) Mitteilung von Herrn Dr. Kanseltelbach.
	        
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