Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte.
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— 4G. Bd. Nr. 3.
langsame Bewegungen nur Änderungen der Aichwerte von etwa 1%, für schnelle noch geringere zur
Folge hat.
Wie Taf. 1 Nr. 3 zeigt, handelt es sich aber nicht nur um einen systematischen Unterschied zwischen
den Schleppversuchen und den Strombeobachtungen, sondern bei letzteren liegen die Zahlen so sehr
zerstreut, daß es aussichtslos sein dürfte, aus den Kippwinkeln einen zutreffenden Schluß auf die Strom
geschwindigkeit zu ziehen. Daher sind im Folgenden nur die Geschwindigkeitsangaben des Ekman-
Merz-Strommessers benutzt.
Die Richtungsangaben des Libellenstrommessers sind dagegen zuverlässiger.
Zwar ist es an sich durchaus möglich, daß, besonders bei größeren Tiefen von 20—30 m die bei den
Schleppversuchen bereits für 6 m Tiefe auftretenden (S. S. 9) Leinenbeugungen die Richtungen ver
fälschen; herrscht z. B. in der Tiefe nur schwacher Strom, so wird der Libellenausschlag zum großen
Teile von der Bewegung der Zwischenschichten herrühren und, wenn diese etwa quer zu derjenigen am
Boden läuft, eine Stromrichtung vortäuschen, die in Wirklichkeit nicht vorhanden ist; der Draht bildet
dann eine Kurve doppelter Krümmung. Dieser Fall scheint indessen bei den hier bearbeiteten Beob
achtungen nicht eingetreten zu sein. Vielmehr pflegte der Strom in der Tiefe dann annähernd in der
Richtung des Oberflächenstroms zu laufen, wenn dieser schnell, und er pflegte nur dann davon abzu
weichen, wenn dieser langsam war; in diesem Falle aber wurden die Zylinder als Pendelkörper benutzt,
und dadurch wurde, wie oben ausgeführt, der Richtungsfehler abermals herabgedrückt. Eine Gelegen
heit zur Prüfung bot sich auf der Spring
tideposition. Auf „Panther“ wurde während
einer Tide die Geschwindigkeit mit dem Pro
peller-, die Richtung mit dem Libellenstrom
messer, und auf einem in der Nähe an Hanf
trosse ankernden hölzernen Kutter gleich
zeitig mit einem zweiten Propellerstrom
messer sowohl Richtung wie Geschwindig
keit beobachtet; letztere Messungen wurden,
zumal sie auch von einem kleinen Boote aus
gemacht waren, als die genaueren angesehen.
Beide Beobachtungsreihen wurden einer
harmonischen Ausgleichung unterwarfen
und in Abb. 3 dargestellt. Die den einzelnen
„ v . Stunden I, II, III .. . nach Mond-Meridian-
(> Panther(Ekman u.Jacobsen) Durchgang in Greenwich entsprechenden
Abbildung 3. (20 m Tiefe.) Stromrichtungen und Geschwindigkeiten er
geben sich, wenn man den Mittelpunkt O
mit den entsprechenden Punkten der Ovale verbindet. Die gestrichelte Linie mit Punkten stellt die Ergeb
nisse der Kutterbeobachtungen dar, die ausgezogene mit den Kreisen die durch Drahtbiegung beeinfluß
ten des „Panther“. Aus den Beobachtungen in 10 m Tiefe, die von den näher der Oberfläche gemachten
nicht sehr verschieden waren, kann man auf die Richtung schließen, wohin der Draht gebogen w r urde,
und die dünnen Pfeile der Abb. 3 geben an, wohin man die kleinen Kreise verschieben müßte, um die
durch Leinenbeugung hervorgerufenen Fehler wieder auszumerzen; ihre Länge ist proportional zum
Quadrate der Geschwindigkeit in 10 m Tiefe und gibt so ein relatives Maß für die Größe der vorzu
nehmenden Verbesserung. Man erkennt indessen, daß nur um I, IV, V h (Mondzeit) die Kreise den
Punkten näher, sonst aber ferner gerückt würden, was beweist, daß die Unterschiede nicht von der
Drahtbiegung herrühren; sie fallen in der Tat fast immer in die Fehlergrenze, wie ein Blick auf die
beiden Rechtecke in der Mitte zeigt, die die mittleren Fehler veranschaulichen. Daher werden die Rich
tungsangaben des Jacobsen-Strommessers, wenigstens für die vorliegenden Beobachtungen, die den in der
Springzeit gemachten mehr oder weniger ähneln, als innerhalb der Fehlergrenzen zuverlässig gelten dürfen.
o ip 20 30 40 50 cm/sek.
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