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Full text: 46, 1928/1929

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewinde. — 46. Bd. Nr. 3. 
Schiffes an. Man hat nur nötig, den anliegenden Kompaßkurs des Schiffes abzulesen, um das Azimut des 
Stromes zu erhalten. Die Luftblase der unteren Libelle nimmt den höchsten Punkt der kugelförmigen 
Oberfläche ein; ihr Abstand von der Mitte der Kugelkappe bezeichnet daher den Neigungswinkel. Zur 
bequemeren Ablesung ist die Kugelkappe durch konzentrische Kreise und Radien in Ringsektoren zer 
legt, und der Beobachter braucht nur auf einem Formulare, auf dem diese Felder abgebildet sind, die 
Stellung der Blasen durch einen kleinen Kreis anschaulich einzuzeichnen; es ist bei der Größe der 
Libellen, die 12 cm Durchmesser haben, ein Leichtes, die Winkel mit einer Genauigkeit von 1° abzu 
schätzen; außerdem können etwaige Änderungen des Stromes während der Beobachtungszeit fortlaufend 
verfolgt werden. 
Was nun die Beurteilung der Beobachtungen anlangt, so sei vorab ein mehr zufäl 
liger in Strumenteller Fehler erwähnt, der sich darin äußerte, daß die Richtungsangaben der 
beiden oberen Libellen, besonders bei schwachen Strömungen, stark von einander abwichen. Eine 
Untersuchung im Laboratorium zeigte, daß die Libellen in Ruhestellung nicht wagerecht lagen, sondern 
um einen Winkel e = 51 %' bzw. 22' gegen den Horizont geneigt waren, wobei die Blasen der oberen 
Libellen sich auf die Richtungen a = 25° bzw. 818°, vom Schiffskurs aus gerechnet, stellten, ein Fehler, 
der übrigens seitdem behoben ist, da Prof. M. Knudsen und Dr. Ja co b s en die Freundlichkeit 
hatten, die Libellen mit einer Justiervorrichtung versehen zu lassen. 
Nachdem e und « gemessen waren, konnten die fehlerhaften Richtungen folgendermaßen verbessert 
werden: In Abb. 2 sei AB der Kreisrand der wirklichen, fehlerhaften, CD der einer gedachten fehler 
freien Libelle, so daß CD mit AB als starr verbunden anzusehen und -£ BED = e ist. Im Ruhezustände 
würde CD wagerecht liegen, aber die Libellenblase würde nicht im indifferenten Gleichgewichte sein, 
sondern sich auf den höchstem Punkt des Kreises AB, links von A (etwa Teilstrich a) einstellen, 
d. i. 90° links von Teilstrich E, da der Kreisdurchmesser durch E, in dem sich die beiden Kreisebenen 
schneiden, dann wagerecht liegt; aus der Ablesung von a ist somit der Teilstrich E bekannt und mag 
fortan als neuer Nullpunkt für die Zählung der Richtungen dienen. 
Wird das Pendel abgelenkt, wie es Abb. 2 zeigt, 
und legt man HH' wagerecht, so steht die Blase 
auf dem höchsten Punkte des Kreises BA, d. i. 90° 
links von dem Punkte B. Man braucht also von 
dem Teilstriche, den die Blase einnimmt, nur 90° 
nach rechts zurückzugehen, um den unbekannten 
Punkt B zu finden; er liege um 1 = EB rechts von 
E. Die Blase sollte aber eigentlich nicht auf dem 
höchsten Punkte von AB, sondern von CD stehen, 
90° links von D, und ihre Stellung wäre daher be 
kannt, wenn man ED = x berechnen könnte. Setzt man nun den an der unteren Libelle beobachteten 
Neigungswinkel ABH = <5, so ist im Dreieck EBD cotg x sin 1 = cos 1 cos e — sin e cotg ö. Nach dieser 
Formel wurde eine Tabelle zur Verbesserung von 1 berechnet, und in der Tat zeigte sich in weitaus 
den meisten Fällen, wo die Richtungsangaben beider Libellen einander widersprachen, nach Anbringen 
der Verbesserung eine gute Übereinstimmung. Nur wo auch dann noch ein Unterschied > 10° verblieb, 
wurde die ganze Beobachtung verworfen. 
Die Stromgeschwindigkeit am Orte des Pendelkörpers bestimmt den Kippwinkel der 
Libellen, aber nicht sie allein bestimmt ihn; sondern, je tiefer der Pendelkörper versenkt wird, desto 
mehr wird der Draht, an dem er hängt, durch die Strömung der oberen Wassermassen gebogen, sein 
oberer Teil liegt schräger, als er sollte, und der Kippwinkel wird vergrößert. Jacobsen hat zwar für 
seine 1.7 mm dicke Stahlleine eine Verbesserungstabelle berechnet (a. a. O. S. 15), aber diese konnte 
nicht benutzt werden, weil ein Stahldraht von 0.8 mm Durchmesser verwendet wurde, um die Leinen 
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