Dr. H, l'horade : Gezeitenun tersuchu nge n in der Deuteehen Sucht der Nordsee.
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Wasserstandsbeobachtungen. Lotungen mit gemarktem Klavierdraht dienten nach dem
Verfahren von A. Merz dazu, neben der wagerechten Komponente der Gezeitenbewegung auch die
senkrechte zu verfolgen. Die sonst beim Loten verwendeten dickeren Lotlitzen waren für diesen Zweck
nicht zu verwenden, weil sie dem Wasser zu viel Widerstand boten und von den starken Strömungen
abgetrieben wurden. Auch noch das Drahtlot wurde häufig so sehr schräg gestellt, daß der „Draht
winkel“, d. i. die Abweichung von der Senkrechten, abgeschätzt wurde, um nachher die abgelesene Tiefe
damit zu verbessern. Um von den Schwankungen des Schiffes freizukommen, wurden die in der Regel
alle 10 Minuten wiederholten Lotwürfe an drei verschiedenen Stellen des „Panther“, nämlich mittschiffs
Backbord und Steuerbord, und achtern zugleich ausgeführt. Taf. 1, Nr. 1, die aus Raumgründen auszugs
weise nur die halbstündlichen Ablesungen wiedergibt, läßt erkennen, daß die unabhängig voneinander ge
machten gleichzeitigen Beobachtungen der drei gerade im Loten ausgebildeten Marineangehörigen gut
miteinander stimmten. Ernste Schwierigkeiten traten nur auf, wenn das Schiff über unebenem Grunde
schwoite oder gierte, was dann oft auch an den Aufzeichnungen des Schiffskurses erkennbar war. In
diesem Falle konnten plötzliche Sprünge von Metern Vorkommen, die gelegentlich das Ziehen einer Ge
zeitenkurve unmöglich machten. Es blieb also der Erfolg des großen Aufwandes von Kräften: „Alle
zehn Minuten drei Lotungen“, immer noch fraglich und von glücklichen Zufällen abhängig, und das
Verfahren läßt sich nur dadurch rechtfertigen, daß ein anderes nicht möglich war; ein zuverlässiger
selbstschreibender Hochseepegel würde bei geringerem Aufwande bessere Ergebnisse zeitigen. Gute
Ablesungen gelangen dagegen bei einem Lattenpegel, den der Kommandant, Freg.-Kpt. Conrad, in
der Norderpiep bei Niedrigwasser an der Wattkante setzen ließ, und der dann mit einem stark ver
größernden Fernrohre halbstündlich, um Hoch- und Niedrigwasser alle 10 Minuten, abgelesen wurde;
die Ablesungen konnten auch Nachts unter Benutzung des Scheinwerfers fortgesetzt werden.
Angesichts dieser Schwierigkeiten war besonderer Wert auf die Pegelbeobachtungen der im Vor
worte genannten Wasserbaubehörden zu legen, die ein zuverlässiges Urteil über die Hoch- und Niedrig
wasser in Emden-Nesserland, Borkum, Norderney, Helgoland, Wangeroog, Wilhelmshaven, Rotesand-
und Hoheweg-Leuchtturm, Bremerhaven, Cuxhaven, Meldorf, Büsum und Tönning ermöglichten. Über
das günstige Wetter während der Beobachtungszeit vgl. Kap. III, § 7, S. 29.
§ 2. Strommessung mit dem Libellenstrommesser von Jaeobsen.
Das Instrument besitzt den Vorzug, daß es zu seiner Bedienung keine besondere Ausbildung
erfordert; es ist von Jaeobsen an zwei Stellen 1 ) beschrieben worden. Da es aber in Deutschland
bisher wenig gebraucht wurde, so soll der Grundgedanke hier kurz angedeutet werden. An einen
Klavierdraht (hier von 0.8 mm Stärke) können verschiedene Pendelkörper gehängt werden: bei schwachen
Strömungen ein großer, oben und unten offener Zylinder, bei stärkeren ein kleinerer Zylinder, und bei
sehr starken Lote von 5.7 kg oder 10.7 kg Gewicht. Wird der Pendelkörper der Strömung ausgesetzt, so
zeigt die Ablenkung des Pendels aus seiner Ruhelage durch ihre Größe die Geschwindigkeit und durch
ihr Azimut die Richtung des Stroms an, und es gilt, diese beiden Winkel zu messen. Zu diesem Zwecke
ist außenbords in kardanischer Aufhängung und parallel zur Reling eine längliche Eisenplatte angebracht,
die zwei Dosenlibellen trägt und in Ruhestellung wagerecht liegt. An ein Loch in ihrer Mitte setzt sich
nach unten ein Eisenrohr, Taf. 1, Nr. 2, das als Führung für den von oben hindurchgelassenen Pendel
draht dient. Wird das Pendel durch den Strom abgelenkt, so stellt es die Eisenplatte mit den Libellen
schief; da die beiden Libellen sich nur als „Starkstrom“- und „Schwachstrom“libelle unterscheiden, ge
nügt es, eine von ihnen zu beschreiben. Sie besteht wiederum aus einer oberen Libelle mit ebenem und
einer unteren mit kugelförmig gewölbtem Deckel, die völlig von einander getrennt und nur in einem Ge
häuse vereint sind. Die Luftblase der oberen wandert bei der geringsten Neigung an den Rand, der mit
einer Kreisteilung versehen ist, und sie zeigt somit den Winkel zwischen Stromrichtung und Reling des
') Publ. de Circoust, Nr. 51. Kopenhagen 1909 und Medd. Komm. Havund., Serie Hydr., II. Nr. 2, Kopen
hagen 1913, S. 59.