Dr. Paul Perlewitz: IHihenw.i.ndmessungeft und andere Beobachtungen zwischen dem Kanal und dem La Plata. ¿0
Superposition, mit den Kompensations- und Modifikations-Strömungen auf der Erde, hervorgerufen durch
die äußeren Formen der Erdoberflächengestaltung und örtliche Temperaturdifferenzen, mit den Winden
der gemäßigten und polaren Breiten, mit den Aktionszentren, mit der atlantischen Oscillation und Schau
kelbewegung und allgemein mit dem Weltwetter im Zusammenhang stehen, bleibt noch zu beobachten
und zu untersuchen; wie weit die vorliegenden Ergebnisse aus dem Atlantik nach Ost und West hin
Giltigkeit haben oder bis zu den an beiden Seiten liegenden Kontinenten hinübergreifen, steht eben
falls noch offen.
10. Es scheint sich zu bestätigen, daß der zeitliche und örtliche Wechsel der Winde in der Höhe
in den Tropen mit dem charakteristisch schnellen Windwechsel in den unteren Schichten der gemäßigten
Breiten im Zusammenhang steht und daß der Ursprungsherd eines Teils der Zyklonen der gemäßigten
Breiten in den höheren Schichten der Tropen liegt.
11. Die systematisch durchgeführten Beobachtungen und Bearbeitungen der Deutschen Seewarte
von 1906 an durch Köppen-Bortfeldt-Rohde-Siepermann, Perlewitz-Meyer, Wegener-Kuhlbrodt, Mey,
Seilkopf-Stüve, Perlewitz, Ahlgrimm-Benkendorff, Georgii-Seilkopf und Reger-Kuhlbrodt haben die
Vermutung bestätigt, daß der Luftaustausch in den Tropen und zwischen den Tropen und höheren
Breiten, d. h. der Zusammenhang der gesamten Strömungen auf der Erdkugel nicht so einfach vor
sich geht, wie man früher annahm, sondern sehr verwickelt ist. Im flüssigen Atlantik ist es ähnlich.
In den Anschauungen über die Zirkulationen der Meeresströme haben wir auch hier auf Grund der
neueren Untersuchungen umgelernt. In der Luft sind die Strömungen scheinbar zunächst umso
schwieriger zu erklären, je mehr Beobachtungen vorhanden sind. Auch ist der Verlauf der Luft-
Zirkulationen auf beiden Erdhalbkugeln unsymmetrisch, wie es bei den Meeresströmungen der Fall
ist und insbesondere von Merz nachgewiesen wurde; die Ursache dieser unsymmetrischen Hydro-
und Aerodynamik des Atlantik ist letzten Endes in der unsymmetrischen Land- und Wasserverteilung
auf der Erde zu suchen.
12. Die Umwandlung polarer Luft und Luftströmungen in äquatoriale und umgekehrt geht wohl
nirgends unmittelbar vor sich; ein System wechselnder Winde, zyklonaler, antizyklonaler und vertikaler
Strömungen, Auf- und Abgleitvorgänge und Turbulenzen, die schwer erforschbar sind, liegt dazwischen.
13. Wie als einer der ersten Koppen nachgewiesen hat, nimmt die Stetigkeit oder Ständigkeit der
Passatwinde in 1 bis 3 km Höhe, wo der Wind sehr stark dreht, schnell ab. Oft herrscht in diesen
Höhen Windstille oder leichter Wind, auch solcher, der dem Bodenwind entgegengesetzt gerichtet ist.
In der richtigen praktischen Ausnutzung dieser charakteristischen fast gesetzmäßigen meteorologischen
Verhältnisse durch ein Luftfahrzeug liegt der Hauptvorteil für den Luftverkehr zwischen Europa und
Südamerika (vgl. Abschnitt 14), da durch meteorologische Vertikal-Navigation die Wirtschaftlichkeit des
Luftverkehrs erhöht wird.
14. Die aufsteigende sich in der Höhe ausbreitende warme Luft, vornehmlich in den Tropen und
tags auch überall anderswo, und die niedersinkende, am Boden infolge der Schwerkraft sich ausbreitende
und vordringende kalte Luft (Polarfronten), vornehmlich in den Polargebieten und nachts auch überall
anderswo, sind die treibenden Kräfte aller Zirkulationsbewegungen, die durch andere hinzukommende,
nicht meteorologische Kräfte beeinflußt, zu dem scheinbaren Zirkulationsgewirr auf der so schwierige
Strömungs-Komplikationen bringenden Kugelfläche der rotierenden Erde führen.
15. Die Druckverteilung in der Höhe über den Tropen scheint, wenn man die Windrichtungen zu
grunde legt, so zu sein, daß die subtropischen Hochs mit der Höhe immer näher nach dem Äquator
rücken; sie wandern gleichsam an der Gleitfläche zwischen West- und Ostwind aufwärts. Es liegen
also die subtropsichen Hochs der Nord- und Südhalbkugel in etwa 20 km Höhe um etwa 15—20 Breiten
grade näher beieinander als unten.
Zwischen beiden Hochs befindet sich in der Höhe aber nicht ein einziges Tief, wie unten, sondern
zwei Tiefs, die in der Mitte wieder von einem Hoch getrennt erscheinen. Dieses hohe Äquatorialhoch ist
ein Westwind- und Konvergenzgebiet im hohen Stromfeld über der Äquatorialzone; es wird umgrenzt