Dt. Paul Perlewitz: Höhenwindmessungen und anders Beobach tun gen zwischen dem Kanal und dem La Plata. Bl
Die windstillen Schichten, wozu ich auch alle leichten Winde unter 4 mps rechne, und die schnell be
wegten Luftkörper, deren Geschwindigkeit 15 mps oder mehr betrug, wurden ebenfalls durch Linien in
dem gesamten Windsystem in jedem Schnitt kenntlich gemacht. Um in diesem Liniengewirr eine
Übersicht zu gewinnen, wurden die Gebiete gleicher Windherkunft in der Originalzeichnung in gleichen
Farbtönen (im Druck nur durch Pfeile angedeutet) angelegt: alle nördlichen Winde blau, alle südlichen
rot, alle westlichen dunkel (dunkelblau und dunkelrot), alle östlichen hell (hellblau und hellrot) und die
Windstillen weiß. Durch diese Darstellungsweise entwirrt sich das scheinbar unregelmäßige Bild der
gemessenen Luftströmungen über dem Ozean, und die einzelnen Luftkörper treten deutlicher nach Lage,
Höhe und Breitenausdehnung hervor. In Tafel 8 1 sind nur Trennungslinien zwischen Nord- und Süd
wind, in Tafel 8 2 nur die zwischen östlichen und westlichen Winden dargestellt, für März und Juni. Es
ist noch zu beachten, daß diese Schnitte theoretisch zwar nur die Winde in einer Ebene, die senkrecht
auf dem Ozean steht, für die betreffenden Jahreszeiten im Jahre 1924 darstellen, in Wirklichkeit geben
sie aber die Windverhältnisse über einem breiteren Baum zwischen den beiden Festländern Europa-
Afrika und Amerika wieder, eben infolge der gleichartigeren meteorologischen Bedingungen und Ver
hältnisse längs der Breitengrade und Klimazonen. Wie breit indessen dieser mit den Beobachtungen
erfaßte Kraum ist, bleibt weiteren Untersuchungen und Beobachtungen zu entscheiden Vorbehalten,
ebenso wie die Entscheidung offenbleibt, ob die im März und Juni 1924 angetroffenen hier dargestellten
Windverhältnisse nur für dieses Jahr galten und wie weit sie von den mittleren Verhältnissen abweichen.
Die Höhe der Wolken, besonders der unteren Grenze, ist ebenfalls in die Schnitte eingetragen.
Wo keine Beobachtungen Vorlagen, ist die Kurve unterbrochen gezeichnet. Wir sehen an ihr, daß nur
selten hohe oder keine Wolken am Himmel waren, die hohe Pilotballonaufstiege zuließen.
11. Boden- und Höhenwinde in den einzelnen Klimazonen oder Gruppen I—VIII (Tafel 9).
Gruppei. Wechselnde Wetterlage:
a) Nördlich des Tiefs, am Südrand des Hochs, herrschte östlicher Wind bis über 3 km Höhe, höhere
Aufstiege fehlen.
b) Im flachen Tief ist Windwechsel. Während des Aufstiegs 6 ändert sich gerade die Wetterlage.
Bis kurz vorher war noch östlicher Wind am Boden und in der Höhe, bei Beginn des Aufstiegs hat
unten Westwind eingesetzt, oben, in 2 km, ist der Wind noch südöstlich, d. h. der Tiefdruckkörper
scheint schräg nach Süden anzusteigen. 15 ) In größerer Höhe ziehen Wolken aus Westnordwest, die
wohl einem andern Druckgebilde angehören. Der Aufstieg 6/7 fand nicht weit von der Nordwest
ecke Spaniens statt, so daß Landeinfluß auf die Winde nicht ganz ausgeschlossen ist. Die beiden
Aufstiege 5 und 6 zeigen den Windwechsel an der Grenze zwischen Hoch und südlich davon ge
legenem Tief. Wie bei Aufstieg 6 herrschte bei 123 mitten im Tief (im Kanal) Linksdrehung mit
der Höhe, von SW nach S. Auch hier ist der Ostwind zuerst am Boden von westlicher Strömung
verdrängt.
c) Im Nordosten des Tiefkerns herrscht unten östlicher, oben südlicher Wind (122).
d) Im Hoch, etwas südlich des Kerns, herrscht unten nordöstlicher, oben südwestlicher Wind (119).
Man kann auch sagen, die SW-Winde zwischen Tief im Norden und Hoch im Süden reichen in der
Höhe über den Hochkern nach Süden hinweg, am Boden nur bis zum Kern, oder: Der Hochdruck
körper (seine Achse) steigt schräg nach Süden an.
e) Im Südosten des Hochdruckgebiets herrscht unten und oben NO-Wind, ähnlich wie bei Gruppe Ia
(nördlich vom Tief) durchweg Ostwind war.
Aus b und d scheint hervorzugehen, daß im Gebiet zwischen Hochkern im Süden und Tiefkern im
Norden in der Höhe von etwa 2 km zwar die Boden-Winde wehen, aber etwas nach Süden
15 ) Der Tief druckkörper über Norddeutsch Land am 8. 11. 1925 stieg schräg nach Nordwesten an; vgl. Meteorol.
Ztschr. 1926 S. 482.