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Full text: 45, 1928

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 45. Bd. Heft 3. 
B. Die Zeichnungen. 
Auf einem großen Bogen 2-mm-Papier, dessen eine Linienschar die Nordsüdrichtung anzeigt, wurde 
der Schiffskurs durch eine gerade Linie oder bei Kursänderung durch eine geknickte Linie einge 
tragen und auf ihr der Schiffsort von Minute zu Minute gemäß der jeweiligen Schiffsgeschwindigkeit 
(10 sm/Std. = 18,52 km/Std.) nach der Hilfstafel, Tafel 7, oder nach der Formel w r = . s. m km, wo s 
die Schiffsgeschwindigkeit in sm und m die Fahrzeit in Minuten ist, durch die Zahlen 0, 1, 2 usw., die 
die jeweiligen Minuten nach dem Ablassen des Ballons entsprechen, kenntlich gemacht; in der Zeich 
nung wurde 1 km = 20 mm, d. h. ein Maßstab von 1: 500 gewählt. 
Eine Kursänderung des Schiffes wurde während der Ballonverfolgungen nur einmal vorgenommen 
bei Aufstieg 122 um einen Strich, und zwar ohne daß wir Beobachter es wußten. Wir riefen in der be 
treffenden Minute dem Steuermann auf der Brücke zu, daß er genauer steuern möchte, worauf er uns 
erwiderte, daß er eben den Kurs hätte wechseln müssen. Die betreffende Ballonverfolgung litt unter 
diesem Kurswechsel nicht. „ 
An jeden von Minute zu Minute wechselnden Schiffsort wurde nun mit Winkelmesser das Ballon 
azimut a' (Spalte 5) abgetragen und in Richtung dieses Azimuts die Entfernung e abgestochen. Die Ver 
bindungslinie der Stiche gibt die gesuchte Ballonbahn in der Horizontalprojektion, aus der man dann 
an jeder beliebigen Stelle (Höhe) Windrichtung und Geschwindigkeit — theoretisch mit beliebiger Ge 
nauigkeit — entnehmen kann. Außer den Minuten wurden auch die Höllen nach vollen Kilometern in 
der Ballonkurve kenntlich gemacht. . 
Die Geschwindigkeit des Windes kann man graphisch aus der Kurve, der Horizontalprojektion der 
Windbahn, durch Messung des Abstands der Minutenpunkte entnehmen. Für gleiche Höhenpunkte 
verschiedener Kurven gilt dies nicht allgemein; nur im Falle gleicher Ballonauftriebe ist der Abstand 
gleicher Höhenpunkte auch als Maß für die Geschwindigkeit anzusehen. Infolgedessen sind die Kurven 
zweier Aufstiege mit verschiedenem Auftrieb oder abnehmendem Auftrieb, wie dies bei den Papier 
piloten der Fall ist, nicht untereinander ähnlich und unmittelbar vergleichbar. 
10. Längsschnitte durch den Atlantischen Luftozean für März und Juni (Tafel 8). 
Der Weg der „Minden“, auf dem die Pilotballonaufstiege erfolgten (vgl. Karte Tafel 1), führte vom 
Kanalausgang, von etw T a 48° Nordbreite und 6° Westlänge bis zur Höhe der La Plata-Mündung in 35° 
Südbreite und 54° Westlänge. In Kilometern beträgt die Breitendifferenz rund 10 400, die Längendifferenz 
nur rund 3700 km. Wir sehen daraus, daß der Weg die Breitenkreise ziemlich steil schneidet und da 
mit annähernd einen nordsüdlichen Schnitt, einen Meridianschnitt,, durch den atlantischen Luftozean dar 
stellt. Wir können die vorhandenen geringen Längenunterschiede zwischen den benachbarten Aufstiegs 
orten aber bei unsern meteorologischen Betrachtungen noch mehr vernachlässigen, als dieser Längen 
differenz entspricht, weil sich das Wetter im Ozean mit Änderung der lmngen kaum ändert, jedenfalls 
weit weniger, als bei gleicher Breitenänderung; der Meridian schneidet die verschiedenen Wetter- und 
Klimazonen des Ozeans senkrecht, während im Breitenkreis das Wetter im wesentlichen gleich bleibt; 
nur an den Küsten treten größere lokale Störungen ein. 
Die Aufstiege habe ich daher nach ihrer Breitenlage in zwei Meridianschnitte durch den atlantischen 
Ozean von 55° Nord- bis 35° Südbreite in je einen für Hin- und Rückfahrt eingetragen; die Ordinate 
stellt den Mittelmeridian durch den Ozean dar, die Abszissen die Höhen der Aufstiege in km. Von jedem 
Aufstieg ist die Windrichtung und -geschwindigkeit, für jede Höhe von 500 zu 500 m zunächst in zwei 
Hilfszeichnungen, die hier aus Ersparnisgründen nicht wiedergegeben sind, eingetragen worden. 
Denkt man sich die Zeichnungen um die Meridianlinie um 90° hochgeklappt, so hat man die 
Vertikalschnitte längs des Atlantischen Luftozeans den natürlichen Verhältnissen 
entsprechend veranschaulicht. 
In die Schnitte habe ich dann die Trennungslinien zwischen Winden aus nördlichen und südlichen 
Richtungen, sowie die Trennungslinien zwischen westlichen und östlichen Windrichtungen eingezeichnet.
	        
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