Dr. Paul Perlewitz: Höhen windmessungen und andere Beobachtungen zwischen dem Kanal und dem La Plata. 9
für diesen Hafen ein großer wirtschaftlicher Vorteil, Pernambuco, wurde angelaufen. Er besteht aus einer
langen Mole, die parallel der Küste läuft und auf einem Korallenriff auf gebaut ist. Der neuere Stadt
teil dieser aufblühenden Stadt wird Riff oder Recife genannt. Der ältere Stadtteil macht einen italienisch
malerischen Eindruck. Man sieht hier dicht beieinander die größten Kulturgegensätze. In den Vor
orten hausen Schwarze und Braune in primitiven Hütten. Die Zuckerkaufherren wohnen in vornehmen
Tropenvillen und beherrschen den Handel, ihre Zuckerrohrplantagen liegen im Innern des Landes.
Von Pernambuco fuhr die „Minden“ nach Rio de Janeiro, dem vielleicht schönsten Naturhafen der
Welt, der zugleich einer der geographisch günstigsten ist, w'enn auch das Hinterland nicht so gewaltig
ausgedehnt und so weitgehend erschlossen ist, wie in Buenos Aires, wo wir später hinkamen. Das
guteingerichtete meteorologische Observatorium in Rio wurde besucht; Raummangel, wie bei uns, be
steht dort nicht. Im brasilianischen Wetterdienst spielt die Agrikulturmeteorologie mit der
Wettervorhersage eine große wirtschaftliche Rolle. Allein die rechtzeitige Vorhersage von Flußüber
schwemmungen im Innern des Landes hat das Observatorium schon mehrfach, bezahlt gemacht, wie uns
der Direktor, Herr S. Ferraz, mitteilte. Die Schönheiten Rios und des abendlichen Lichterglanzes
vom 500 m hohen Zuckerhut und 700 m hohen Corcovado aus gesehen, sind bekannt.
Bild 1: Aufnahme von Fernando-Norunha.
Den größten Schiffsverkehr in Brasilien hat Santos, wohin wir von Rio gelangten. Santos ist schnell
von 5000 auf 120 000 Einwohner gewachsen, nachdem durch Anlage von Gräben im Küstengebiet die
fieberbringenden Mangrovelandschaften entsumpft wurden sind. Die Stadt ist weitläufig gebaut und hat
daher nicht weniger als 23 verschiedene elektrische Straßenbahnlinien. In der Kaffeebörse wird täglich
der Weltmarktpreis für Kaffee festgesetzt, führend vor New York und Hamburg. 35 000 Sack Kaffee
dürfen täglich aus dem Innern nach Santos verfrachtet werden, obgleich die Lage und Jahresernte von
15 Millionen Sack, das sind fast 70% der Welternte (ganz Brasilien liefert 80%), noch mehr auszuführen
gestatten würden.
Von Santos fährt man mit Drahtseil- und Eisenbahn auf die hier ziemlich plötzlich 1000 m hoch
ansteigende brasilianische Hochebene von St. Paulo hinauf. Diese Stadt mit mehr als 600 000 Einwohnern
ist eine der aufblühendsten der Welt, sie hatte 1870 25 000 Bewuhner. Außer Kaffeexport gibt es hier In
dustrien in Eisen, Papier, Baumwolle und Jute. Der Baumwollenbau ist vielversprechend. Das Klima
ist günstig, gegenüber dem heißen Santos, wo der feuchtheiße Seewind oder der trockenheiße Nordföhn
von der Hochebene herab weht. Nach Föhn beobachtete ich einen Regenguß von fä^t 100 mm in einer