Skip to main content

Full text: 45, 1928

Dr. Paul Perlewitz: Höhen windmessungen und andere Beobachtungen zwischen dem Kanal und dem La Plata. 9 
für diesen Hafen ein großer wirtschaftlicher Vorteil, Pernambuco, wurde angelaufen. Er besteht aus einer 
langen Mole, die parallel der Küste läuft und auf einem Korallenriff auf gebaut ist. Der neuere Stadt 
teil dieser aufblühenden Stadt wird Riff oder Recife genannt. Der ältere Stadtteil macht einen italienisch 
malerischen Eindruck. Man sieht hier dicht beieinander die größten Kulturgegensätze. In den Vor 
orten hausen Schwarze und Braune in primitiven Hütten. Die Zuckerkaufherren wohnen in vornehmen 
Tropenvillen und beherrschen den Handel, ihre Zuckerrohrplantagen liegen im Innern des Landes. 
Von Pernambuco fuhr die „Minden“ nach Rio de Janeiro, dem vielleicht schönsten Naturhafen der 
Welt, der zugleich einer der geographisch günstigsten ist, w'enn auch das Hinterland nicht so gewaltig 
ausgedehnt und so weitgehend erschlossen ist, wie in Buenos Aires, wo wir später hinkamen. Das 
guteingerichtete meteorologische Observatorium in Rio wurde besucht; Raummangel, wie bei uns, be 
steht dort nicht. Im brasilianischen Wetterdienst spielt die Agrikulturmeteorologie mit der 
Wettervorhersage eine große wirtschaftliche Rolle. Allein die rechtzeitige Vorhersage von Flußüber 
schwemmungen im Innern des Landes hat das Observatorium schon mehrfach, bezahlt gemacht, wie uns 
der Direktor, Herr S. Ferraz, mitteilte. Die Schönheiten Rios und des abendlichen Lichterglanzes 
vom 500 m hohen Zuckerhut und 700 m hohen Corcovado aus gesehen, sind bekannt. 
Bild 1: Aufnahme von Fernando-Norunha. 
Den größten Schiffsverkehr in Brasilien hat Santos, wohin wir von Rio gelangten. Santos ist schnell 
von 5000 auf 120 000 Einwohner gewachsen, nachdem durch Anlage von Gräben im Küstengebiet die 
fieberbringenden Mangrovelandschaften entsumpft wurden sind. Die Stadt ist weitläufig gebaut und hat 
daher nicht weniger als 23 verschiedene elektrische Straßenbahnlinien. In der Kaffeebörse wird täglich 
der Weltmarktpreis für Kaffee festgesetzt, führend vor New York und Hamburg. 35 000 Sack Kaffee 
dürfen täglich aus dem Innern nach Santos verfrachtet werden, obgleich die Lage und Jahresernte von 
15 Millionen Sack, das sind fast 70% der Welternte (ganz Brasilien liefert 80%), noch mehr auszuführen 
gestatten würden. 
Von Santos fährt man mit Drahtseil- und Eisenbahn auf die hier ziemlich plötzlich 1000 m hoch 
ansteigende brasilianische Hochebene von St. Paulo hinauf. Diese Stadt mit mehr als 600 000 Einwohnern 
ist eine der aufblühendsten der Welt, sie hatte 1870 25 000 Bewuhner. Außer Kaffeexport gibt es hier In 
dustrien in Eisen, Papier, Baumwolle und Jute. Der Baumwollenbau ist vielversprechend. Das Klima 
ist günstig, gegenüber dem heißen Santos, wo der feuchtheiße Seewind oder der trockenheiße Nordföhn 
von der Hochebene herab weht. Nach Föhn beobachtete ich einen Regenguß von fä^t 100 mm in einer
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.