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Full text: 45, 1928

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 45. Bd. lieft 5. 
Höhen kennen. Dies zunächst für den Atlantischen Ozean zu erreichen, war das Ziel der vorliegenden 
wie der andern Studienreisen 3 ). 
Es genügt nun aber nicht, die Winde nur so weit und so hoch zu erforschen, wie der Fahrbereich 
der Luftschiffe und Flugzeuge geht. Wir müssen die Winde auch nach ihren Ursachen und in ihrer 
Gesamtzirkulation verstehen; wir müssen lernen, die gesetzmäßigen Änderungen möglichst vorauszu 
sagen. Deshalb ist die Erreichung möglichst großer Höhen anzustreben. 
2. Vorbereitungen und Grundlagen. 
Die Kosten der vorliegenden Studienfahrt wurden von der Privatwirtschaft getragen. Die beiden 
Teilnehmer waren Gäste des Norddeutschen Lloyd an Bord des Frachtdampfers „Minden“, der 
eine Größe von 4165 Registertonnen und Platz für 12 Passagiere hat. Ferner stiftete das Hamburger 
Fremdenblatt 1000.— Reichsmark für sachliche Unkosten, so daß die Notgemeinschaft der Deut 
schen Wissenschaft nur vorübergehend in Anspruch genommen werden brauchte. Der fahrplanmäßige 
Reiseweg der „Minden“ wurde durch das wissenschaftliche Programm, das an Bord durchgeführt wurde, 
nicht beeinflußt; Zeit und Ort der Ballonaufstiege wurden mit der Schiffsleitung vereinbart. Das Schiffs 
tagebuch stand uns jederzeit zur Einsicht zur Verfügung und navigatorische Auskünfte wurden in ent 
gegenkommendster Weise von der Brücke gegeben. Die Transporte der schweren Wasserstoffflaschen 
besorgte das Schiffspersonal. Dem Kapitän Herrn Filsinger und den Offizieren Herrn Braue, 
Weiße, Volckmar und Kracke sei auch an dieser Stelle nochmals aufrichtig gedankt; beson 
derer Dank wird der entgegenkommenden Reederei, dem Norddeutschen Lloyd, und der Geschäfts 
leitung des Hamburger Fremdenblatts, Herrn von Eckardt, hiermit ausgesprochen. 
Die Beobachtungen und, so weit es sich ermöglichte, die Berechnungen machte ich an Bord ge 
meinsam mit dem mich begleitenden Flugzeugführer der Junkers-Werke, Herrn Hermann Roeder, 
der auch noch einige anregende kleine Erfahrungsberichte zusammenstellte, die jedoch an dieser Stelle 
keine Verwendung finden konnten, da sie einesteils rein theoretischer Natur sind, andernteils sich mehr 
für Unterrichtszwecke eignen; sie beziehen sich auf Steigkraft der Ballone, Pilotgespanne, Vergleich von 
Pilotballonkurven und Beobachtungsfehler. 
Die Studienfahrt hatte, wie gesagt, die Aufgabe, Material zu sammeln, um unsere aerologischen Kennt 
nisse im atlantischen Luftozean zu vermehren. Sie fand im Rahmen eines großen speziellen Studien 
programms statt, welches die Erforschung der Windströmungen in der Höhe über dem Atlantik vorsieht. 
Bei all diesen Fahrten werden nur Pilotballone, nicht auch Drachen verwendet. „Seit 1904 war bereits“, 
wie Köppen 4 ) schreibt, „durch Hergeseil’s Reisen auf der Yacht des Fürsten von Monaco der Be 
weis geliefert worden, daß sich vom fahrenden Schiff aus unschwer brauchbare Visierungen von Pilot 
ballonen bis zu großen Höhen ausführen lassen“. Vor 1904 wurden aerologische Beobachtungen vom 
Schiff aus nur mittels Drachen angestellt, zuerst mehr um die Methode auszuprobieren, und dann um 
meteorologische Kenntnisse zu sammeln: 1901 von R o t c h, 1902 von Köppen, ebenfalls 1902 von 
Berson und Elias und 1903 von Teisserenc de Bort. In den folgenden Jahren kamen Pilot- 
und Registrierballone als aerologische Forschungsmittel auf See hinzu, zuerst von H e r g e s e 11 1904, 1905 
und 1906 an Bord des „Sleipner“ und der „Prinzeß Alice“, von Teisserenc de Bort und Rotch 1905 und 1906 
auf der „Otaria“, und bei der Reise des Vermessungschiffs „SMS Planet“ 1906 bis 1907 nach Ostasien 5 ). 
Von 1906 an ließ auch die Deutsche Seewarte auf einzelnen Spezialschiffen nach Unterweisung ge 
eigneten Personals (Navigationslehrer und Offiziere) systematisch Beobachtungen mittels Pilotballonen 
3 ) Vergleiche Fußnote 1 und 2, ferner 3. A. Wegener und E. Kuhlbrodt. Pilotballonaufstiege auf einer Fahrt 
nach Mexiko, März bis Juni 1922. Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte 40. 1922. Nr. 4; 4. A. Mey. Pilot 
ballonaufstiege auf einer Fahrt nach Mexiko, September bis Dezember 1922. Aus dem Archiv der Deutschen See 
karte 41. 1923. Nr. 4; 5. H. Seilkopf und G. Stüve. Ergebnisse von Höhenwindxnessungen auf dem Nordatlant. Ozean 
und im Golf von Mexiko, Februar bis Mai 1923. Ebenda, 42. 1923. Nr. 2; 6. W. Georgii und H. Seilkopf. Ergeb 
nisse einer flugwissensehaftlichen Forschungsreise nach Columbia (S.-A.). Ebenda. 43. 1926. Nr. 3. 
4 ) Annalen der Hydrographie usw. 1910. S. 201. 
6 ) Forschungsreise SMS. „Planet“ 1906/07. Berlin 1909. Reichs-Marine-Amt. Bd. II, S. 105 u. ff.
	        
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