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Full text: 44, 1927

Studienrat Dr. Margarete Gans: Das Hudsoiimeer. 
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einem wohl durchdachten Programm führten die Stäbe der 6 Stationen auf Grund einer vorzüglichen 
Ausrüstung mit Instrumenten täglich gleichartige, immer eine Periode von mindestens 12 Monaten um 
fassend© Beobachtungen aus über Bildung, Beschaffenheit, Aufbruch, Bewegung des Eises und in Ver 
bindung damit über Temperaturen, Winde, Niederschläge, Gezeiten, Strömungen. Aus den 6 einzel 
nen Aufzeichnungsbüchern wurde ein allgemeiner amtlicher Bericht zusammengestellt. 36 ) 
Eine sehr wertvolle Ergänzung zu den Ergebnissen der Gordonschen Expedition lieferte die 1897 
mit dem Dampfer „Diana“ unternommene kanadische Regierungsfahrt unter Wakeham, mit Beil und 
Low an Bord. Sie hatte die besondere Aufgabe, durch Kreuzfahrten in der Hudsonstraße hin und her 
den frühesten Einfahrt«- und den spätesten Ausfallrtstermin festzustellen. 
Schließlich trugen noch zwei, allerdings vornehmlich politischen bzw. verwaltungstechnischen 
Zwecken dienende Reisen zur Klärung der Schiffahrtsfragoder Hudsoiistraße bei: die von Low 1903- 
04 im „Neptune" und die von Major Moodie und J. E. Bernier 1904 in der „Arctic“. 
Anfangs- und Endtermin der Schiffahrtszeit durch die Hudsonstraße werden im wesentlichen be 
stimmt durch die Wirksamkeit ortsfremder Eismassen. Es sind dies 1. Eismassen aus dem Foxkanal 
(zuim Teil auch aus dem Golf von Boothiia und weiter nördlich her) und 2. Eismassen aus der Davis- 
und d'er Baffinsstraße. Das lokale Eis übertreffen sie weitaus an Gewalt und Menget Während jenes 
verhältnismäßig kleine Schollen bildet {ordinary field-ice), bestehen diese aus schweren, arktischen Eis 
feldern (heavy field-ice) von bedeutender Dicke und Größe (9—12 m); das Davisstraßen- und Baffinbai- 
Eis führt außerdem beträchtliche Eisbeige. (150—270 m hoch.) 37 ) Das Foxkanaleis macht den größten 
Teil des Hudsonstraßen-Eises aus. 
Durch die Anwesenheit so verschiedenartigen und so vielen Eises gestaltet sich zunächst der Vor 
gang des Eisfreiwerdens der Hudsonstraße äußerst verwickelt und langwierig. Er umfaßt Ansammeln, 
Anstauen und Abströmen der treibenden Eismassen. 
Durchschnittlich mit Beginn des Juni, selten schon Ende Mai, wenn sich die Temperaturen der 
Hudsonstraße um den Gefrierpunkt bewegen, zeigt das lokale Eis Neigung zum Aufbruch. Anfang 
Juli ist es bereits stark im Schwinden begriffen, und die Straße gewinnt ©in beträchtliches Gebiet 
offenen Wassers. Im Temperaturgang der ersten Julitage würde nun das lokale Eis gut bis auf ein 
Minimum verzehrt werden können, wenn nicht um jene Zeit die Fluten des Foxkanal- und des Davis 
straßen- und Baffinbai-Eises heranzögen. Das erstere dringt zwischen der Salisbury-Insel und der 
Baffinlandküste in Richtung auf die Nordostspitze der Charles-Insel, teilweise auch zwischen der Salis 
bury- und der Nottingham-Insel herein und schiebt sich überall zwischen und auf die losen lokalen 
Schollen. Das letztere kommt als eine Abzweigung des an der Ostküste Amerikas südlich wandernden 
breiten Labrador-Eisstromes, getrieben von östlichen Winden und der westwärts ziehenden Strömung, 
südlich der Resolution-Insel und noch mehr durch die Gabrielstraße herein und treibt an der Nord 
küste nach Westen, in der Regd, namentlich, was die Eisberge anbetrifft, bis zur Big-Insel. Das gibt 
in der Tat noch Anfang Juli eine außerordentlich starke und gefährliche Eisbelastung der Hudson 
straße! Dazu kommt als besonders verhängnisvoll, daß um die gleiche Zeit der Ostausgang der Hud 
sonstraße durch die Hauptmasse des langsam südwärts ziehenden Labrador - Eisstromes noch ver 
schlossen gehalten wird. So kann der höchst günstige Umstand, daß die Hudsonstraße sich nach dem 
Atlantischen Ozean zu vertieft, wodurch treibende Eismassen einfach herausgezogen werden müßten, 
nicht sofort zur Wirksamkeit gelangen. Wohl ist sämtliches lockere Eis in ständiger ostwärtiger (in 
folge der Gezeiten ruckweiser) Bewegung begriffen, aber es wird, je weiter östlich, um so mehr, ge 
staut, übereinandergeschoben, zusammengepreßt. Erst wenige Tage vor der Mitte des Juli ist das 
36 ) In diesem Berichte ist außer den meteorologischen Ergebnissen zu wirtschaftlichem Zwecke noch eine Fülle 
von Material für eine noch zu bearbeitende Monographie der Hudsonstraße enthalten. 
37 ) Gordon war erst (1884, S. 8 und 1885, S. 3G) der Ansicht, daß der größte Teil der Eisberge aus dem Foxkanal 
stamme. 1886 (S. 41) schreibt er sie Gletschern aus der Davisstraße zu, (Weder im Foxkanal, noch in Roo’s Welcome, 
noch im Hudsonmeere gibt es Gletscher!)
	        
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