Studienrat Dr. Margarete Gans: Das Hudsouineer
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Der Gedanke, diese Handellsverbindung zu schaffen, ergab sich mit Notwendigkeit schon Ende der
60er Jahre des vorigen Jahrhunderts — nachdem sich durch die Konföderation und die Erwerbung
der Nord west-Territorien von der Hudsortbaigesellschaft der große wirtschaftliche Aufschwung Kana
das, namentlich des Innern, auszuwirken begonnen hatte — bei den Ansiedlern des Westens aus dem
Mißverhältnis zwischen den stetig wachsenden Ernte- und Yiehzuchtserträgen, besonders der ersteren,
und der Zahl und Leistungsfähigkeit der Ausfuhrwege. Den gewaltigen, des Abtransportes harren
den Gütern standen innerhalb Kanadas nur die kanadische Pazafikbahn und der 5 Monate zugefrorene
Große Seen — St. Lorenz-Strom-Weg zur Verfügung. Infolgedessen verfaulten große Getreidevorräte
durch die Lagerung tim Erntegebiete oder in den Speichern am Oberen See. Mehr und mehr nahm
die kanadische Ware auch den vereinsstaatlichen Weg über Buffalo nach New York, trotzdem dtaß die
Frachtraten von Fort William nach Montreal nur halb so hoch sind wie die nach New York. Das alles
führte zu riesenhaften Verlusten, verursachte Mißmut und Abnahme der Arbeitslust bei den Farmern
und stellte schließlich die ganze großartige Entwicklung des Westens in Frage.
Zur Beseitigung dieses unhaltbaren Zustandes wurde von Anfang an der Ausbau des alten Pelz-
handelsweges über das Hudsonmeer ins Auge gefaßt, weil dieser eine Reihe bedeutsamer Vorteile, wirt
schaftlicher und politischer Art, bietet.
Obenan steht, daß er der kürzeste Weg von den kanadischen Getreideprovinzen nach Liverpool
ist. Die Literatur veranschaulicht das durch verschiedene Beispiele. 2 ®) Von Winnipeg aus gerechnet,
ist der Hudsonhaiweg um 920 fozw. 1240, bzw. 1690 km kürzer als die Linien Oberer See—-Montreal—
Belle Isie-Straße 27 ) bzw. Oberer See—Montreal—Kap Race bzw. Oberer See—Chicago—New York. Das
ersparte Stück liegt dabei vorwiegend innerhalb des amerikanischen Festlandes, denn die Dampferfahr
ten von Churchill bzw. Montreal über Kap Race, bzw. New York, bis Liverpool sind annähernd gleich.
(5430 bzw. 5550 bzw. 5640 km.) 28 ) Von einem Orte weiter nordwestlich im Innern Kanadas würden sich
die Entfernungen noch mdhr zu Gunsten des Hudsonbaiweges verändern. Nach Lindsay Rüssels Be
rechnungen der relativen Entfernungen 29 ) wird von dem etwa dm mittleren Teile des Ackerbaugebiets
gelegenen La Biche-See aus, weil die Strecke Lac La Bich©—Churchill ungefähr derjenigen von Lac
La Biche—Winnipeg entspricht, beim Hudsonbaiwege die ganze Linie Winnipeg—Montreal bzw. Quebec
gespart, das sind 2080 km. (Im Vergleich zu dem Wege über Chicago—New York wären es sogar 2720
km.) Eversmann stellte nach Veröffentlichungen der Handelskammer von Saskatoon als Abkürzungs
werte des Hudsonbaiwegs im Vergleich zur Linie Montreal—Belle Isle-Straße fest: von Winnipeg 770,
von Regina 935,_ von Medicine Hat und Calgary 940, von Brandon 990, Saskatoon 1625, Prince Albert
2000 und Edmonton 2140 km. 30 )
Dazu kommt zweitens, daß der Hudtsonbaiweg von allen Wegen die kürzeste Landstrecke in sich
schließt. Von Saskatoon aus sind 1 es über Churchill 320 km Eisenbahnfahrt weniger als über Port
Arthur am Oberen See.
Die Wegverkürzung würde drittens eine bedeutende Verbilligung der Transportkosten bewirken.
Nach Schätzungen sollen beim Hudsonbaiwege, der Montreal—'Belle Isle-Straßen-Linie gegenüber, un
gefähr l /a der Transportkosten erhalten bleiben.
3a ) Da 7Air Zeit der Abschätzung der verschiedenen Entfernungen Anfangs- nnd Endstelle der Eisenbahnstreeke
ans Hudsonmeer noch nicht festgesetzt waren, werden verschiedene Orte als Ausgangspunkt für Messungen ange
nommen.
”) R. Bach. Globus 1898, Bd. 73, Nr. 7, S. 105.
**) Nelson. Appendix E.
3 ») Bell. Geol. Surv. of Can. 1879/80, S. 34.
Bell. The Scott. Geogr. Mag. 26, 1910, S. 75/76.
30 ) Da diese Zahlenangaben mit der nächst dem Hndsonbaiwege kürzesten Linie rechnen, ist der Einwand Raes,
eines Gegners des Hudsonbaiweges, hinfällig. (The Scott.. Geogr. Mag. 1886, S. 731).