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Full text: 44, 1927

Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 
Nr. 1. 1926. 
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Westküste südlich bis zum Eingänge in die Jamesbai, teilweise noch etwias südlicher; 22 ) das des letz 
teren ist itn wesentlichen die Jameöbai. Im Rupert aufwärts bis zum Nemiskau-See werden noch Störe 
gefangen. Die Eskimos verwenden Speere, die Indianer auf der Ostküste Kiemennetze und Weiden- 
fichreusen mit Korbschleusen, 2:! ) auf der Westküste tloppelfh'ige] ige Steinwehre mit vor die Öffnung ge 
spannten Netzen. Über die Menge der im Hudson me ere gefangenen Fisohe ist nur bekannt, 24 25 ) daß der 
jährliche Fang in der Great-Wlia 1 e-Ri ver-Mündüng 50 tieroe® = 6800 kg, in der George-Big-R i ver-M ün- 
dung 120 ticrces = 16 320 kg betrage. 26 ) Die indianischen Eingebornen der Jamesbaifcüsten sind wohl 
vertraut mit den Verfahren des Trocknens, Räucherns und Gefrierens der Fische. 
Den mineralischen Werten, die in bescheidener Mächtigkeit im Küstengestein des Hudsonmeers 
ruhen, ist — wenn man den Abbau von 9 tons Blei glanz nordöstlich des Little Whale-Rivers in den 
Jahren 1858/59 abrechnet — noch keine wirtschaftliche Aufmerksamkeit zugewendet worden. 
So charakterisiert sich das bisherige Wirtschaftsleben des Hudlsonmeers in Anbetracht der Menge 
und Handelsbedeutung des Ausgeführten als durchaus mittelmäßig und im Hinblick auf die drohende 
Erschöpfung der liefernden Quellen gegenwärtig als fast bedeutungslos. 
Schwer fällt dazu, für den Transport der Waren, die Ungunst der natürlichen Verhältnisse ins 
Gewicht: der Kampf gegen Seichtigkeit, Kälte, Eis, widrige Winde, die Unzuverlässigkeit des Kom 
passes. Die Fahrtzeit von York nach London schwankt zwischen 4 und 9, die von Moose nach London 
zwischen 5 und 10 Wochen. Daß die Zahl der wirklichen Schiffsverluste erfreulicherweise gering ist, 
hängt aber mit der an sich nicht hohen Ziffer der verkehrenden Schiffe und damit, daß diese nicht un 
bedingt an rasche Fahrt und genaue Abfahrt®- und Anfcunftstermine gebunden waren, zusammen. Den 
noch sind menschliche Willenskraft, Tüchtigkeit, Zähigkeit und Erfindungsgabe den Widrigkeiten auch' 
im Hudsonmeere mit stetig wachsendem Erfolge begegnet. In ihrem Zeichen wurden die Küsten be 
kannter, die Erfahrungen reicher, die Segler seit den 80er Jahren mit Dampfern untermischt, Bafen- 
anlagen errichtet, Seezeichen gesteckt, das Lotsen wesen verbessert usw. So zieht sich eine schöne 
Entwicklungslinie von dem verzweiflungsvollen Jammern eines James aufwärts über die treue Ausdauer 
und Beharrlichkeit der Leute der Hudsonbaigesellschaft in den Posten der Westküste bis zu dem mut- 
vollen Ertragen jeglicher Unbill bei den Trantierjägern im Norden. Das Problem der Überwinterung 
ist also im Laufe von 300 Jahren auch für das Hudsonmeer gelöst worden. Es ist nur bedauerlich, daß 
der hohe Grad der Überwinderleistung zusammenfällt mit der Erschöpfung der Arbeitsquellien. 
Europäer diauernd an den Küsten des Hudsonmeers anzusiedeln, ist nach der Meinung Beils, Lows, 
Tyrrells und anderer von Churchill ab nach Süden wohl möglich, sowohl im Hinblick auf das Klima, als 
auch auf die obgleich nicht zu abwechslungsreichen, so doch genügenden Nahrungsmittel-Vorräte. 
b) Zukunftspläne und -aussichten. Der „Hudsonbaiweg“. 
Eine neue Entwicklung soll dem erlöschenden Wirtschaftsleben des Hudsonmeers durch die Er 
öffnung de® „Hudsonhaiweges“ erschlossen werden. Eis ist dies ein zusammenhängender Handelsweg 
vom Innern Kanadas, durch Hudsonmeer und Hudsonstraße nach Europa (Liverpool), dazu bestimmt, 
einen Teil der landwirtschaftlichen Erzeugnisse aus den westlichen Provinzen abzutr&nsportieren. 
SJ ) Entgegen der Meinung Lows, The New North-West II, S. 25. Vgl. auch die Wiedergabe durch Haas. Pet. 
Mitt. 1908. 
M ) Der Name Bisliop Roggan-River ist nach Low (1887/88, S. 40) eine Verstümmelung des indianischen Wortes 
pi-ehiponian = Fischreuse. 
=») Geol. Surv. of Can. 1910. Snmmary Report. 
25) Ob bei dem Winterhandel der Indianer mit gefrorenen Fischen nach dem Oberen See und bis Clicago auch 
Hudsomneerware mit eine Rolle spielt, ist aus der Literatur nicht festzustellen. Es ist aber gewiß, daß die in gefro 
renem oder eingesalzenem Zustande in jährlichen Mengen von etwa 150 tierces im Werte von $ 18 000 (— 2000 kg, 
75 600 M) ans der Ungavabucht nach London verschifften Lachse und Forellen nur den Flüssen, die in die Hudson 
straße münden, namentlich dem Koksoak, entstammen. (Geol. Sury. of Can. 1910. Summ. Rep.)
	        
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