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Full text: 44, 1927

Studienrat I)r. Margarete Gans: Das Hudsonmeer. 
8!) 
Eingebornen die Trantiere eingebracht; 19 ) bei der Arbeit der dauernden Station bleibt der Segler unter 
der Leitung weniger, im Walfang erfahrener Weißer ständig kn Hafen, der Fang wird in Booten von 
Innuits allein besorgt. Zur Tötung der Tiere werden von den Amerikanern meist Explosivbomben 
verwendet. Das Zerschneiden der Beute und das Ausschmelzen des Trans erfolgt in dazu eingerich 
teten Booten mit Kupferkesseln. Die Eingebornen bekommen für ihre Arbeit keinen regelmäßigen 
Lohn, auch erhalten sie nur einen geringen Prozentsatz der Beute; aber sie werden mit ihren Familien 
vom Schiffe aus unterhalten und mit Booten, Flinten, Munition und anderen Gebrauchsgegenständen 
ausgestattet. 
Die spärlichen Angaben über den Ertrag der amerikanischen Fischerei 20 ) berücksichtigen nur 
den Fang der Bartenwale: 1866 wurden 8 Wale, 1870—76: 3048 barreis = 276 000 kg Tran und 
50 299 Ibs. = 22 800 kg Barten, 1891—1903: 81 Wale mit 90 000 lbs. = 40 700 kg Barten gewonnen. Die 
letztere Zeitspanne enthält 2 besonders glückliche Fahrten: die Fahrten der „Era“ unter Corner 1897 
bis 99 und 1900/02 mit 16 bzw. 18 Walen. Wie beim Walfang der Hudsonbaigesellschaft, so ist aber auch 
bei dem der Amerikaner in den letzten Jahrzehnten — nach Low schon seit den 70er Jahren — ein 
stetiger Rückgang unverkennbar. Ohne Zweifel liegt das — abgesehen von wahrscheinlichen Verände 
rungen in dien Eisverhältnissen — an dem Gebrauch der Explosivgeschosse, wodurch die Wale allmäh 
lich völlig vertrieben werden. 21 * * ) Es ist durchaus begreiflich, daß sich daraufhin der Händler der Hud 
sonbaigesellschaft bald eine starke Erregung gegen die amerikanischen Waler bemächtigte, die noch 
verstärkt wurde im Hinblick auf die weiteren, Kanada schädigenden Tatsachen, daß die Neuengländer 
neben den Walern auch eine beträchtliche Beute an Moschusochsen, Renntier- und Seehundsfellen da 
vontragen, daß sie ferner als völlig unkonzessionierte Händler ohne irgendwelche Zollabgabe amerika 
nische Waren an die Eingebornen verkaufen, während die Hudsonbaigesellschaft dem kanadischen 
Schutzzolltarif untersteht, und daß sie schließlich den Eskimos für gute Jagden geistige Getränke 
geben und so zum Niedergange des Eskimovolkes beitragen. Schon 1886 forderte daher Gordon als 
Wortführer der Hudsonbaigesellschaft: 1. Verbot der Anwendung von Explosivgeschossen und mög 
lichst Schließung der ganzen Walfischerei einmal für 5 Jahre. 2. Maßnahmen, um den Amerikanern 
wenigstens einen Teil ihrer Beute zu entziehen. 3. Besteuerung sämtlicher Einfuhrgegenstände oder 
Bezahlung von Handelsgebühren, die den Schutzzoll genau decken. 4. Untersagung des Verkaufs geisti 
ger Getränke. Erreicht wurde bisher: 1886 die Entsendung eines Bootgeschwaders der Hudsonhaige 
sellschaft an die Westküste des Hudsonnieers (nordwärts bis Chesterfield-Inlet) zur Verabredung regel 
mäßiger Zusammenkünfte mit den Einigebonnen, zu denen sie alljährlich im Frühjahr ihre Winterbeute 
an Moschusochsen-, Seehunds-, Otter-, Walroßfellen, an Tran und Elfenbein bringen sollen, und 1905 die 
Errichtung einer kanadischen Polizei- und Zollstation in Fuilerton. 
Britische und schottische Dampfer sind nur gelegentlich zum Trantierfang ins Hudsonmeer ge 
kommen. 1867 war der britische Neufundlanddampfer „Nimrod“ in der Repulsebai tätig. Die Schotten 
befahren mehr die Osbküste bis zu den Beichers. Dort fischte zwei- bis dreimal, zuletzt 1897, der 
schottische Dampfer „Arctic“, seit 1898 regelmäßig die „Active“ unter Kapitän Murray aus Dundee. 
Die Schotten fangen mit Speer oder Flinte, hauptsächlich Walrosse, unter Mitarbeit von Eskimos der 
Savage-Inseln. Sie sollen bisweilen 500—2000 Häute und Leiber mitgenommen haben. 
Neben dem Belzhandel und der Trantierjagd tritt als wirtschaftliche Betätigung im Hudsonmeere 
nur noch der Fischfang etwas hervor. Er dient bis jetzt aber ausschließlich lokalen Bedürfnissen. Be 
trieben wird er vorwiegend von den eingebornen Eskimos und Indianern. Sie bevorzugen die ark 
tische Forelle und den Weißfich. Das Hauptfang gebiet der ersteren reicht auf der Ost- und der 
19 ) Die Arbeitsweise im einzelnen wird von Low, der 1904 eine solche Kreuzfahrt der „Era“ von Fuilerton aus 
zur Southampton-Insel hinüber mitmachte, anschaulich geschildert. (Low 1904, S. 267 ff.) 
so ) Segelhandb. f. d. Atl. Oz. 1899, S. 350. — Dernier, Rep. on the Dominion Gov. Exped. to Arctic Islands 1906 
bis 1907. Ottawa 1909. 
sl ) Aus dem gleichen Grunde sollen die neuenglisehen Amerikaner bereits das Erlöschen des kanadischen Wal 
fangs im Lorenzgolfe Ende der 70er Jahre verschuldet haben. (Gordon 1884, S. 15.)
	        
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