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Full text: 44, 1927

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Aas dem Archiv der Deutschen Seewarte. •— Nr. 1. 1926. 
Rückgang des gesamten kanadischen Pelzhandels — in der Hauptsache infolge des Raubbaus, den 
die Indianer aus Aberglauben und auf Anregung der Händler betreiben — auch die Ausfuhr des Hud 
sonmeers wieder herab-gemindert haben. Zahlenbelege stehen zur Zeit noch aus. So scheint es rück 
schauend fast wie ein Segen, daß die 1. Angestellten der Hudsonhaigesellsehaft den Pelztieren des In 
nern noch einige Jahrzehnte Schonung gönnten. Vielleicht bringt aber die Erfüllung des Thorndike- 
schen Vorschlags, den gesamten Pelzhandel Kanadas zum allgemeinen Staatsmonopol zu machen, auch 
dem Pelzhandel des Hudsonmeers im besonderen einen neuen Aufschwung. 
Am 'Irantierfang im Hudsonmeere sind beteiligt: die Hudsonbaigesellschaft, neuenglische — also 
vereinsstaatliche — und britische und schottländische Waler. 
Die Hudsonbaigesellschaft erschien am frühesten, mit Beginn des 18. Jhh., auf dem Plane. Ihr 
Bereich wurden im Westen die Nelson- und die Churchillmündung, der Nordwesten von Churchill bis 
zur M-arhle-Insel einschließlich und die südliche Hälfte der Ostküste, namentlich die Mündungen der 
beiden Whale-River. Nur zweimal versuchte- sie, sich auch den trantierreichen Norden und Nord 
western dienstbar zu machen: das 1. Mal 1719 -unter Knight, das andre Mal 1894—96 durch 3jährige 
Fischerei der ’’Perseverance“ im Welcome; der 1. Versuch endete mit einer Katastrophe (Tod der ge 
samten Besatzung an Skorbut und Hunger auf der Marble-Insel), der 2. brachte nur ganz geringen, der 
Mühe keinesfalls entsprechenden Gewinn. Gejagt werden von der Hud sonbai gesell schuft Tümmler und 
Walrosse, erstere hauptsächlich in den Flußmündungen, letztere in den 2 sehr ergiebigen Gründen nörd 
lich der Marble-Insel. In den Flußmündungen wird, unter Herbeiziehung der Indianer, mit Fallnetzen 
gearbeitet, die, bei Ebbe an der Mündung emporgezogen, den mit- der Flut in die Flüsse und auf die 
Niederungen gekommenen Tieren die Rückkehr absperren. Getötet werden die Tiere mit Flinten und 
Lanzen. Transiedereien und -raffinerien unterhält die Hudsonbaigesellschaft in allen Faktoreien und 
auch weiter nördlich an der Küste. 18 ) Der Ertrag der Fänge- war bis in die 80er Jahre des vorigen Jhh. 
im allgemeinen immer beträchtlich. Im Norden der Marble-Insel wurdten stets innerhalb weniger 
Wochen soviel Tran, Elfenbein -und Häute gewonnen, wie die Schiffe nur irgend tragen konnten. Mit 
den 80er Jahren nahm aber die Beute ab, einmal, weil die Tiere, die ihnen drohende Gefahr ime-hr und 
mehr erkennend, sich nordwärts zurückzogen und sodann, weil der Handelswert des Trans als Leucht- 
und Schmierstoff durch die Konkurrenz der viel billiigeren mineralischen öle stark zu sinken begann. 
Die Nordamerikaner sind erst seit dem Jahre 1860 am Walfang im Hudsonmeere beteiligt. Sie 
wurden herbeigeloekt durch Raes Bericht über seine Reisen entlang der Nordwestküste des Hudson 
meeres auf der Suche nach der Franklin-Expedition. Es sind hauptsächlich Waler aus den neuenglischen 
Häfen New-Bedford (Muss.) und New-London (Gönn.). Sie jagen nur im Nordwesten und im Norden: 
von der Marble-Insel nordwärts, im Welcome, in der Repulse-Bai und an den Küsten der Southampton- 
Insel, und zwar — im Gegensätze zu ihrer Tätigkeit in der Baffinsbai — nur innerhalb 'der 3 miles- 
(= 5,5 km-) Grenze von der Küste entfernt. Ihre Beute besteht in Walfischen — soweit sie dem Nor 
den des Hudsonmeers noch eigentümlich sind — und in Tümmlern. Gefangen wird entweder von 
einem vorübergehenden Winterquartiere oder einer „dauernden Station“ aus. Vorübergehende Winter 
quartiere sind: der Außenhafen der Marble-Insel, die Depot-Insel und Fullerfon. Die beiden ersteren 
Werden aber wegen der ungünstigen Ernährungsverhältnisse und des Mangels an ausreichenden Siiß- 
wasservonräten mehr und mehr zu Gunsten des letzteren aufgegeben. Die nordamerikanischen Segler 
kommen in der Regel i-m September dort an und führen im kommenden Jahre (vom Juli ab) ihre 
Arbeit aus. An dauernden Stationen wurde bisher nur ein« gegründet: die Repulse-Bai-Station. Der 
Walfang selbst ist stark auf die Mithilfe der Eingebor-nen gestellt, die sich dazu vortrefflich eignen. 
Für die Winterquartiere kommen di« Aivilliks, für die Repulse-Bai-St'ation di« Innuits in Betracht. 
Auf den Jagden von den Winterquartieren aus fährt ‘das Hauptschiff als Verproviantierungsbasis und 
Transportmittel stückweise mit, durch zahlreiche Kreuzfahrten kleinerer Boote werden von Weißen und 
») Auch aus dem Hudsonjnmeere wird der Trau jetzt nicht mehr im ganzen, sondern ausgebraten versandt.
	        
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