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Nr. 1. 1920.
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. —
liehen Tun und Lassen völlig unabhängig. Er bildet mit einem 2. Faktor, 4 oder 5 Sekretären (clerks),
einem Arzte, einem Postmeister, dem Kapitän des Kompagnieschiffes und den Kapitänen und Steuer
leuten der kleinen Schaluppen den Rat (Council), dem untergeordnet sind: die Händler, Proviantmeister,
Handwerker und Arbeiter. Einige Offiziere und Mannschaften dienen der militärischen Verteidigung.
In den größeren Handelsposten steht über allem noch ein Gouverneur. (Bayley, Lyddal, Nixon, Brid-
gar, Abraham, Phipps in York bez. Nelson, Samuel Hearne in Churchill u. a. m.) Kleinere Posten wur
den oft unter den nächsten größeren gestellt, so East-Main unter Moose oder Albany. Über die Gesamt
zahl der Weißen in den einzelnen Niederlassungen fehlen jegliche Angaben. Umfreville nennt für die
Jahre 1739—48 als „Anzahl der Bedienten“ für Churchill 25, York 100, Severn 50, Moose 40, East Main
25; Dobbs 1742 für Albany 25, Moose und East-Main je 7 oder 8; im gleichen Jahre hatte Churchill 28
Mann Besatzung.
Als die Zeit des Handels mit den Eingeborenen kommen im allgemeinen das Frühjahr und der
Anfang des Sommers in Betracht, nur die Ohipewyans erscheinen nach Alcooks jüngstem Berichte auch
um die Weihnachtszeit in Churchill. Für den Osten ist charakteristisch, daß die Eskimos ihr Han
delsgeschäft im April und Mai vor der Ankunft der Indianer erledigen. Der Handel selbst vollzog und
vollzieht sich auch noch jetzt in den bedeutendeilen Posten unter gewissen Feierlichkeiten und allerlei
Festgepränge. Manch buntes, lebensvolles Bild entrollt die Literatur. Vor allem sei an Umfrevilles aus
führliche Schilderung der Handelstage in York erinnert. In späterer Zeit, d. h. nach dem letzten
Kampfe mit den Franzosen, gingen die Leute der Hudsonbaigesellschaft auch vielfach ins Innere und
holten die Pelze von den Eingeborenen ab.
An wertvollen Feilen brachten die Indianer nach Churchill namentlich Marder-, Fuchs-, Bären-
(daneben Wolfs-, Büffel-, Renntier-), nach den südlicheren Stationen Biberfelle; die Eskimos lieferten
vor allem ausgezeichnete Fuchs- (Weiß-, Blau-, Schwarz-, Silberfuchs-), Otter- und Eisbärfelle. Das
kostbarste Fell war das des Schwarzfuchses, das bei weitem zahlreichste das Biberfell. Im Handel wurde
vor der Bezahlung die gesamte Beute auf Einheitspelze umgereohnet, bei den Indianern auf Biber-, bei
den Eskimos auf Weißfuchsfelle. Bezahlt wurden die Indianer mit Tauschartikeln (Flinten, Munition,
Metalliwaren, Tabak), die Eskimos mit Münzmarken, die aber sogleich gegen Waren eingewechselt wur
den. (Tabak, Munition, billige Kleidung, Nadeln, Zinnkessel, Messer, Feilen usw.) Das in Rupert den
Indianern gegenüber angewandte Vorschußsystem mußte wegen der Unehrlichkeit der Eingeborenen
bald wieder fallen gelassen werden.
Der Abtransport der Felle nach Europa erfolgte in Schiffen der Hudsonbaigesellschaft. Diese
liefen nie alle Handelsposten an, die Felle wurden vielmehr gesammelt und gebündelt in einige wenige
gebracht und dort von den Schiffen abgeholt. In der ersten Zeit nahm ein Schiff in Albany die Felle
dieses Forts und die von Moose entgegen und ein zweites an der Charlton-Insel die der übrigem Han
delsposten der Jamesfoai. 1746 verkehrten nach Gunn 4 Schiffe im Hudsonmeere. Umfreville erwähnt
für die Jahre 1739—48 : 3 Schiffe: eins zu 250 tons bediente Churchill, ein anderes mit gleicher Trag
kraft York einsChl. Severn, das dritte zu 280 tons Albany, Moose, Rupert und East-Main in Albany.
Robson zählt etwas später 3—4 kleine Schiffe unter 200 tons, und Ballantyne führt für die Mitte des
19. Jhh. nur noch 2 Schiffe an, die alle Pelze in den derzeitigen Hauptdepots York und Moose holten.
Die Schiffe kamen in der Regel im August an und fuhren im September zurück. Sie brachten den
Weißen zugleich Vorräte aus Europa.
Hinsichtlich der Zahl der nach Europa gesandten Felle steht trotz der dürftigen Angaben die über
ragende Bedeutung Yorks fest. Es verzeichneten für diesen Handelsplatz jährlich im Durchschnitt:
Dobbs 1742 : 50 000, Umfreville 1739—48: (Severn eingerechnet): 25 000, Ellis 1750: 40—50 000, Graham
1771: 33 000 Biberfelle. Auch Churchill zeigt infolge seiner dem Kriegsgebiete mehr entrückten Lage
noch verhältnismäßig beträchtlichere Ziffern: Coats stellte 1739 eine Zunahme der Pelzmenge von 8000
auf 18 000 Felle fest, Dobbs gab 1742 20 000 Biber an, womit Churchill die Orte Albany, Moose und
East-Main zusammengenommen überträfe, Umfreville für die Jahre 1739—48 durchschnittlich jährlich