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Aus ilom Archiv der Deutschen Sec warte. — Nr. 1. 1926.
rinne des Agassiz-Sees.) 2 * ) Kein Wunder .daher, daß er auch am besten bekannt und erforscht ist: Trotz
des Höhenunterschiedes von 216 m zwischen Winnipegsee und Hudsonmeer wird die Talfahrt — bei
gutem Wasserstande — nur durch 3 Tragstellen unterbrochen: auf der Wasserscheide des Echimamish,
am Fuße des Robinsonsees und beim Troutfalle; alle andern Fälle bez. Schnellen werden von den Booten
überfahren, meist auch mit voller Ladung. Die Bergfahrt erfordert noch eine 4. große Tragstelle, die
Island-Tragstelle unterhalb des Swampy-Sees, und außerdem 20 HalblastTrag- bez. Zugstellen. Um
ständlicher und schwieriger gestalten sich die Transportverhältnisse selbstverständlich bei niedrigem
Wasserstande, namentlich im Sommer. 8 )
Ein eigentlicher Churchillweg zum Hudsonmeere hat sich trotz vorzüglicher Eignung des Ober
und Mittellaufs des Flusses, wohl wegen zu vieler Schnellen (Northern Indian Bake!) und der Gefahr
starker, langer Eisstauung im Unterlaufe nicht herausgebildet. 4 ) Die Chipewyan vom Norden reisten
zu Lande nach der Mündung, und die gelegentlich herbeikommenden Crees fuhren den Kleinen, dann
5'A km den Großen Churchill, schließlich aber den sehr schnellenreichen und im Sommer infolge Seich
tigkeit höchst beschwerlichen Deer-River-Lauf hinab. Nur Leute der Hudsonba igesellscliaft benutzten
den Churchillunterlauf gelegentlich zu Bergfahrten, gaben ihn aber 1821, im Jahre der Vereinigung mit
der Nordwestkompagnie, völlig auf.
In enger Verbindung mit der Festlegung dler Pelzhandelswege zuan Hudsonmeere belebten sieb
dessen Küsten mit Handelsniederlassungen, und zwar in entsprechender Reihenfolge: erst der Süden,
dann der Westen, zuletzt der Osten. Leider steht ihre Gründung und erste Entwicklung stark unter dem
Einflüsse des ungefähr 1% Jhh., von 1680—1805 währenden, hauptsächlich an den Küsten des Hudson
meers ausgetragenen Kampfes zwischen England und Frankreich um die Vorherrschaft Im Pelzhandel
des Hudsonmeers. Daher in der L Werdezeit der Hudsonmeersiedlungen der große Mangel an Ruhe und
Stetigkeit, charakterisiert durch allerlei ungesunde wirtschaftsfeindliche Erscheinungen, wie Parallel
gründungen .in unmittelbarer Nachbarschaft, häufigen Wechsel in den Besitzverhältnissen, Durcheinan
der mehrerer Namen für den gleichen Handelsposten usw.
Die ersten Gründungen, 4 englisch® im Süden und Südwesten des Hudsonmeers, erfolgten noch
vor dem Ausbruche des Streits. Allerdings deutete die geistige Beteiligung und tätige Hilfe des ver
räterischen französischen Händlerpaars Radisson und Groseilliers bereits auf den kommenden Konflikt.
Am 29. Sept. 1668 5 6 * ) entsand Fort Charles an der Rupertmündung, die 1. englische Niederlassung am
Hudsonmeere, von Kapitän Zacharias Gillam errichtet und im Jahre 1670, nach der Gründung der Hud-
sonbaigesellsehiäft, unter Kapitän Bäyley zum Ruperts House ausgebaut. 1674 untersuchte Bayley, den
nahen Zusammenstoß mit den Franzosen ahnend, die den französischen Handelscentren Quebec und
Tadoussac mehr entrückte Westküste auf Ansiedlungsmöglichkeiten hin und gründete erst die Mpose-
Faktorei (auf der Middleboro-Insel am mittleren Mündungskanale des Flusses), darnach (am 18. Juli)
Albany oder Chechouan (Quitchischouen, indianische Benennung des Flusses).®) 1678 wurde noch die
Charlton-Insel als Handelsdepot für alle Schiffe der Hudsonbaigesellschaft eingerichtet.
Die 2. SiedelungSperiode umschließt in der Hauptsache die Gründung und Umkämpfung der
ersten Handelsposten an der Nelson- und der Hayesmündung in den Jahren 1682—1684. Am 15. August
*) Er folgt aber nicht dem zu Ka umfahr ton ungeeigneten Nelsontale. (Mit Ausnahme des kleinen Stückes
unterhalb von Norway-House.)
*) Das erprobten Low 1886 und Owen 0’ Sullivan 1905. Vgl. auch B. Bach. Der Keewatindistrikt, Globus, Bd. '3,
189S. S. 115. Daher aueh die sehr verschiedenen Angaben über die Dauer der Fahrt. Low brauchte 1886 zur Berg
fahrt 26, Sullivan 1905 zur Talfahrt 14, Bach 1898 zur Talfahrt 9 Tage.
*) Alcock. The Churchill River. 1915.
5 ) Nacii Nederkorn 1667, offenbar ein Druckfehler bez. Versehen. Vgl. auch Bnrrow, Einl. zu Coats, S. VII,
Im allgemeinen enthält die Literatur manche Flüchtigkeit hinsichtlich der Datierung der Handelsgründungen am
Hudsonmeere. Seihst die Liste hei Wlllson Beckles (Note zu S. 248) ist nicht frei davon.
6 ) Die Weiterreise bis zur Nelsonmündung und den Plan, dort einen Handelsposten zu gründen, gab er wegen
eines Streites auf seinem Schiffe bei Kap Henrietta Maria auf.