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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — Nr. 1. 1926.
phisch ganz verworrenen Niederschrift Abacuck Pricketts, 27 ) deren Wert durch Ashers und Cbristys
kritisches Beiwerk etwas erhöht worden ist, 28 ) und von „Hudsons Karte“, die 1612 von Hessel Gerritz
(Gerardus) in London, wahrscheinlich unter Zuhilfenahme der Berichte Pricketts und Buttons, gestochen
und veröffentlicht wurde, also nicht das Werk Hudsons darstellt.
Hudson fuhr am 3. Aug. 1610 zwischen Kap Wolstenholme und der Digges-Insel ins Hudsonmeer
ein und benannte die beiden sich gegenüber liegenden Landvorsprünge nach Sir John Wolstenholme
und Sir Dudley Digges, 2 Gönnern seines Unternehmens. 29 ) Er segelte 10 leagues in südwestlicher Rich
tung und sah bei 61° 20' die südliche Einschwenkung des Festlandes. (Abbruch des Tagebuchs.) Dann
ging es südwärts immer in möglichster Nähe der Ostküste dahin. Dabei benannte Hudson eine Insel
gruppe als Rumnies-Inseln, vielleicht nach seiner Gönnerin Rebecca Lady Romney — es mögen nach
der Stelle der Erwähnung wohl die Smith-Inseln sein. Ferner untersuchte er eine Küstenbucht — nach
dem Zusammenhänge des Textes die Moskitobucht, nach dem Karteneintrage (60° n. Br.) die Povung-
nituk-Bai. Weiterhin beunruhigte den eine nordwestliche Durchfahrt Suchenden ein „westliches Land“
(„a west land“), das sich in größerer Nähe offenbar als Insel erwies: Asher deutet auf die Charlton-
Insel wegen der geringen Entfernung vom „Ende der Bucht“, was wohl eher stimmen mag, als Christys
Annahme, es sei die Smith-Insel. 30 ) Unter dem „Ende der Bucht“ (’’bottom of the bay“) ist sicher die
Südostecke der Jamesbai, die heutige Rupertbucht zu verstehen, auf Hudsons Karte „the bay of Goods
merces“ genannt. Von da aus ging die Fahrt nordwärts, in 53° n. Br. stieß man auf eine Insel, welche,
ist nicht zu erklären; schließlich wieder nord-, dann süd-, dann wieder nord-, dann südwärts. Das führte
zur „Miehaelmasse Bay“ (Ankunft sicher am 11. Okt., dem alten Michaelistage), 31 ) — kann nach den
Fahrtrichtungen wohl die Hannahbucht gewesen sein —; dann nach mehrfachem Hin- und Herfahren
zur „westermost bay of all“, — nach Asher die North Bay (= die Südwestecke der Jamesbai), in der
man aber auch eine südwestliche Flußmündung (Moose, Albany) vermuten könnte. Dort wurde an Land
gegangen. Es folgte erneut ein hilfloses Umherirren im Insellabyrinth der Jamesbai. Wie weit Hudson
dabei nördlich vordrang, läßt sich nicht feststellen. Der hereinbrechende Winter veranlaßte ihn Ende
Oktober, einen Zufluchtsort zu suchen. Er fand ihn nach östlicher, südlicher und südwestlicher Fahrt
am 1. Nov. in einer Bucht der südlichen Jamesbaiküste. Sie ist auf der Karte in den Norden der merk
würdigen, in der Mitte der Jamesbai sich nordwärts erstreckenden Halbinsel eingetragen. Es ist nicht
unwahrscheinlich, daß die Hannahbucht gemeint ist, wenn man annimmt, daß die erwähnte Halbinsel
das Areal der wirklichen Jamesbaihalbinsel und das der Halbinsel zwischen Hannahbucht und Moosedelta
umfaßt, Funde, die James 1632 auf der Banby-Insel machte, (eingerammte, zubehauene Pfähle und aller
hand Werkzeuge) sprechen für einen Aufenthalt Hudsons auf dieser Insel, ob während des Winters
oder bei der Hin- oder der Rückfahrt, ist jedoch nicht zu erweisen. 32 ) Bei der Rückfahrt erfolgte schon
am 21. Juni 1611 die Aussetzung Hudsons durch die meuternden Genossen. Sie kann nicht sehr weit
vom Ueberwinterungsorte geschehen sein. Hessel Gerritz meint allerdings, 33 ) Hudson wäre noch bis 60°
nordwärts mitgefahren, und zwar an der Westküste entlang, wo sich vor den Heimkehrenden „a wide
sea with a great flood from the north-west“ ausgebreitet hätte. Dort hätte Hudson weiterforschen wollen,
er wäre aber von der Mannschaft überwältigt worden.
s7 ) Kein Seemann, ein Diener von Sir Dudley Digges. Die Meuterer verschonten ihn, weil er bei der Rückkehr
ihr Fürsprecher bei D. sein sollte.
3S ) Die anderen Quellen, wie Purchas’ Bericht über Hudson in „His Pilgrimage“ (Hessel Gerritz’ Werke) und
dio von Christy 1891 zum 1. Male in der Hakl. Soc. veröffentlichten Trinity Honse Transactions, 1609—1625 (auch
Trinity House Documents genannt) fußen letzten Endes alle auf Prickett.
*>) Auf Hudsons Karte steht: Kap Worsnam. Die heutige, richtige Schreibweise hat Purchas eingeführt.
30 ) Eben wegen des nahen „Endes der Bucht“; außerdem ist die Entfernung von der Smith-Insel bis zum
„Ende der Bucht“ so groß, daß Prickett auf der langen Fahrt gewiß mehr vermerkt hätte.
w) Gerritz und Buge geben 52°, die Encyklopedia brit. die Süd westecke der Jamesbai an.
3a ) Geogr. Journal 1915, S. 440.
S3 ) Hakl. Soc. 27, S. 182; Hakl. Soc. 88, S. 131.