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Full text: 44, 1927

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Studiemat Dr. Margarete Gaus: Das Hudsonmeer. 
Die Gesamtniedersehlagsziffern für die Westküste sind bei der Lage an einem Wasserkörper wie 
das Hudsonmeer nicht sehr hoch. Das erklärt sich aber aus den sommerlichen Windverhältnissen, der 
Flachheit der Küste und ferner aus der Tatsache, daß viel Schnee dabei ist. Dennoch tritt der Unter 
schied zwischen reicher befeuchteter Küste und niederschlagsarmerem Binnenlande wohl hervor: Nach 
den bisherigen Quellen haben Fort Hope 183 ) 41.65, Norway House 184 ) 47.60, Winnipeg 185 ) 40.20, Chipe- 
wyan 186 ) 38.2« und Fort Simpson 187 ) 36.66 cm Gesamtniederschlag. 188 ) Die Provinz Saskatchewan erhält 
40—43, Alberta (dem Felsengebirge näher) 43—45 cm, 
Gewitter sind am Hudsonmeere selten, aber meist ungemein heftig. Ellis hebt für York die große 
Feuersgefahr bei den mit trockenem, haarigem Moose bewachsenen Fichten- und Lärchenbeständen her 
vor. Eine üble Begleiterscheinung der sommerlichen Niederschlags- und Gewitterverhältnisse am Hud 
sonmeere ist die Moskitoplage. Mit den ersten Regengüssen und Gewittern erscheinen die Stechmücken 
in großen Schwärmen. Bedeckter Himmel begünstigt die Unannehmlichkeit. Auf der Ostküste ist nach 
Low die Gegend der Kovik- und der Moskitobucht (Name!) heimgesucht. Nur vorübergehende Nord 
winde bringen etwas Befreiung. Märest behauptet, 189 ) daß die Stechmücken in York zahlreicher und 
größer seien als sonst in Kanada. 
Als besondere astronomische Erscheinungen werden, namentlich für York, vielfach erwähnt: 
Häufige Nebensonnen und Höfe um Sonne und Mond, letztere bei starker Kälte durch Kondensierung 
der Dünste aus idem Wasser entstehend, ferner zahlreiche, wundervoll helle Nordlichter: Nach Umfre- 
ville 190 ) gibt es am Hudsonmeere nur wenige Nächte ohne Nordlichter. 
7. Pflanzenwelt. (Kartenskizze II.) 
Die botanische Erforschung des Hudsonmeers ist vollendet nur entlang des Küstenstücks zwischen 
Moose Faktory und Kap Henrietta Maria. 191 ) Im übrigen sind nur die allgemeinen Züge der Pflanzen 
welt bekannt. 
Den Arten nach stellt die natürliche Hudsonmeer-Pflanzenwelt keinen Sondertypus dar: es sind 
allgemein-kanadische, aus Kreide und Tertiär stammende Spezies, 192 ) die, von der Eiszeit nach Süden 
verdrängt, auf der Rückwanderung nach Norden begriffen sind. Eigenartig gestaltete sich die Hudson 
meer-Pflanzenwelt aber — .infolge der besonderen klimatischen Verhältnisse, zum Teil auch der geo 
logischen Einzelschicksale — in bezug auf den Verlauf der Verbreitungsgrenzen der verschiedenen 
Vegetationsformationen und Pflanzengattungen und in bezug auf die Entwicklung der Einzelexemplare. 
Beides steht im Zeichen der Südwärtsverschiebung und der Abdrängung von der Küste weg ins 
Innere hinein. Dabei tritt vielfach die klimatisch ungünstigere Stellung der Ostküste im Sommer ge 
genüber der Westküste hervor. 
Südwärtsverschiebung zeigt zunächst die Grenzlinie zwischen den beiden natürlichen Haupt- 
Vegetationsformationen am Hudsonmeere: der Tundra oder den barren grounds und dem Waldgebiete, 
die sogenannte Baumgrenze. Sie reicht auf der Westküste bis ungefähr 59° n. Br., d. i. nordwestlich 
18S ) 7 bez. 5 Beob.-Jahre. 
184 ) Je 3 Beob.-Jahre. 
185 ) 18 bez. 13 Beob.-Jahre. 
J8 ®) 9 bez. 10 Beob.-Jahre. 
187 ) 4 bez. 3 Beob.-Jahre. 
,ss ) Fort Hope: 29.31 + 12.34 ein, Norway House: 33.27 + 14.33 cm, Winnipeg:: 38.13 + 12.07 cm, Chipewyan: 
22.99 + 15.29 cm, Fort Simpson: 21.90 + 14.78 cm. 
‘ 8 ») Jes. Bei. Bd. 66. 
‘»«l S. 175. 
191 ) O’Sullivan. Geol. Snrv. of Canada 1904. 
i»2) Welche kanadischen Pflanzenarten kretazfiisch, welche tertiär sind, weist Harshborger in seinem Buche: 
Vegetation der Erde, Bd. 13, im einzelnen nach.
	        
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