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Full text: 44, 1927

Studienrat Dr. Margarete Gans: Das Hudsoniueer. 
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im ganzen friert aber im Winter nie völlig zu. 173 ) An einigen Stellen, d. h. in engen Kanälen (zwischen 
Roll- und Belanger-Insel der Nastapoka-Gruppe und in der Jamesbai) bewirkt starke Gezeitenbewegung, 
daß das Wasser erst später als sonst in der Nähe gefriert. 
Die Jahresmittel fallen, da die winterlichen Monatsmittel beträchtlich weiter unter Null gehen als 
die Sommermittel darüber, außerordentlich niedrig aus: Moose (Breite Kölns!) hat — 0.5, York — 5.8, 
Churchill —8.2, Great Whale-River — 5.6° C. Für Chesterfield-Inlet gibt Deckert — 10.5° C. an. Die 
0°-Jahresisotherme zieht also südlich der südlichsten Beobachtungsstation des Hudsonmeers vorbei. 174 ) 
Das entsprechende Binnenland kommt infolge seiner größeren Sommerwärme zu höheren Ergebnissen: 
Winnipeg hat 2.5, Chipewyan —1.8, Fort Simpson — 6.3° C. Fort Hope ist mit —1.4° C. kälter als 
Moose. Eine Gegenüberstellung der Mittel des heißesten und des kältesten Monats zeigt bei den Hud 
sonmeer-Stationen — infolge der ungemein niedrigen Wintertemperaturen — ähnliche excessive Diffe 
renzen wie bei den festländischen Orten. 
Der Gesamteindruck der Temperaturverhältnisse am Hudsonmeere ergibt weder ein reines See-, 
noch ein reines Landklima, sondern einen gewissen Mischtypus. An der Westküste ist eine Neigung 
zum Landklima (Januar kältester Monat, stärkere Schwankungen), im Osten eine Neigung zum See 
klima (Februar kältester Monat, geringere Schwankungen, größere Ausgeglichenheit) nicht zu ver 
kennen. 
Neben den für die Temperaturbildung wichtigen, durch die Luftdruokverhältnisse teils über dem 
Atlantischen Ozean und dem Innern Kanadas, teils über dem Hudsonmeere bedingten Windrichtungen 
ist am Hudsonmeere noch ein mannigfacher Wechsel andrer, lokaler — vornehmlich in der warmen 
Periode auftretender —• Windrichtungen zu beobachten. Erwähnt seien hier nur einige die Sommerzeit 
belebende Winde: Süd- und Südostwinde von Mai bis Juli im Nordwesten zwischen Chesterfield-Inlet 
und Churchill (hervorgerufen wahrscheinlich durch beginnende starke Depression im nordwestlichen 
Innern und Versackung des Eises in der Jamesbai), ferner Südwest- und Westwinde in Churchill, 
schließlich starke Südwinde auf der Küstenstrecke von York bis Fort Severn, die das Eis in das Meer 
hinaustreiben. 
Außer über die Richtung der Winde geben die Beobachtungen auch noch einigen Aufschluß über 
Windhäufigkeit überhaupt. Sie zeigen, daß am Hudsonmeere verhältnismäßig viel Wind herrscht. Das 
gilt vor allem für das Gebiet nordwärts bis etwa zur Breite Yorks, im Nordwesten ist die Windhäufig 
keit geringer. Als jährlichen Durchschnitt ergab 12jährige Beobachtung für Moose 7.5, 5jährige für York 
8.9, einjährige für Great Whale-River 6, 7jährige für Churchill aber 21.2% Kalmen. Allerdings kom 
men im einzelnen auch im Nordwesten sehr windreiche Jahre vor: 1899 betrug die Zahl der Kalmen 
in Churchill nur 2%. Im allgemeinen haben die winterlichen Monate die meisten Windstillen, was ja 
für die Ertragung der niedrigen Temperaturen von wesentlicher Bedeutung ist Doch fällt in York, 
Great Whale-River und Churchill auch einigen Sommermonaten ein höherer Prozentsatz Kalmen zu. 
In der Regel wehen die Winde am Hudsonmeere mit mäßiger Stärke. Doch kommen auch Stürme 
vor; und zwar dm Osten und im Westen nördlich bis etwa 57° naturgemäß in größerer Anzahl als in 
höherer Breite. 175 ) Für Great Whale-River ergeben die bisherigen Beobachtungen 114, für York 80, 
Moose 51, aber für Churchill 31 durchschnittlich. Die meisten wehen gewöhnlich vom März bez. April, 
durch den Sommer bis zum Anfang des Winters. In Churchill sind sie am gleichmäßigsten verteilt. 
Die häufigsten Sturmrichtungen sind NW, W, N, NE, seltener S, SE und SW. 176 * ) 
m ) Segelhandbuch f. d. Atl. Ozean. 2. Auil. Hamburg 1899, S. 64. Vgl. auch Gordon 1884, S. 12. 
174 ) Krümmel gibt (Handb. d. Ozeanographie, Stuttgart 1911, S. 478) als jährliche Mitteltemperatur des Hmlson- 
meerwassers 1 0 C. (1) an. Das unter gleicher geogr. Br. gelegene Baltische Meer hat 3.91 0 0. .lahrestempe 
rn tnr. 
175 ) Segelhandbuch d. Atl. Oz. 1899, S. 64. 
,7 °) Die Forschungsliteratnr erwähnt die Stürme oft besonders ausführlich. (Bei Hudson 1611, Foxe und James 
5. Sept. 1631. Bell 1879, Tyrrell 1892 und 1893.)
	        
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