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Full text: 44, 1927

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 
Kr. 1. 1926. 
der Eismassen.) Im Nordwesten und Norden stellte Gordon auf «einer Rückfahrt Ende des Sommers 
1884 ungefähr 185 km nordöstlich von York 4.8, vor Kap Ghurchill 5, vor der Marble-Insel 4.1 und 
vor dem Südende der Mansel-Insel 2.2° C. Wasserwärme fest. 100 ) Auch 1885 ließ Gordon um dieselbe 
Zeit im Norden quer durch das Hudsonmeer Wassertemperaturmessungen vornehmen und fand als 
höchste 5, als niedrigste 3.1° C. Aus seinen Beob aehtungen leitete er schon 1885 den Schluß ab, daß 
das Hudsonmeer als ein großes Becken verhältnismäßig warmen Wassers zu betrachten sei. E. John 
son * 161 ) gibt als Sommertemperatur des Hudsonmeerwassers 18.3° C. an, ein Ergebnis, dessen Richtigkeit 
noch zu erweisen ist. 
Die Aufspeicherung sommerlicher Wärme im Huflsonmeere müßte sich nun zunächst in einer 
zyklonalen Anordnung der Winde über seinen Wassern während des Winters offenbaren. In der Tat 
steht die Westküste im Winter unter der Herrschaft westlicher Winde: In Moose sin!d es vorwiegend 
Südwest-, in York Nordwest-, in Churchill im wesentlichen West-, nur teilweise Nordwestwinde. Diese 
winterliche Windrichtung ist herrschend in Moose bis einschließlich März, in York bis mit April, in 
Churchill bis mit Mai. (Zunahme von Süd nach Nord!) Demgegenüber sind östliche Winde ausge 
sprochen in der Minderzahl in Moose und York von Oktober bis mit Februar, in Churchill von Oktober 
bis mit März. Doch fragt es sich, ob diese 5—8 Monate anhaltende, energievolle westliche Windströ 
mung allein durch ein Tief über dem Hudsonmeer© bedingt sein kann. Denn einwandfrei ist belegt 
die wichtige Tatsache, daß um jene Zeit über dem nordatlantischen Ozean eine starke Depression lagert, 
die mit ungeheurer Saugkraft das Maximum im Westen Nordamerikas abzieht. Daß nun ohne Zweifel 
das nordatlantische Tief für die winterliche Windrichtung der Westküste stark ausschlaggebend ist, 
geht 1. aus dem Umstande hervor, daß die westlichen Winde so lange herrschen, und zwar auch dann 
noch, wenn sich über dem Hudsonmeere längst durch neue starke Vereisung ein barometrisches Hoch 
druckgebiet gebildet haben muß. Es wird 2. bewiesen durch die Tatsache, daß die östliche Windrich 
tung der Ostküste erheblich durch westliche gestört wird: In Great Whale River nehmen vom Sept. 
ab östliche Winde rasch an Zahl zu, doch sind bis Okt, die westlichen noch in der Überzahl; im Nov., 
im März und April uberwiegen die östlichen durchaus, im Dez. und Febr. halten sich östliche und west 
liche die Wage, im Jan. herrschen westliche. (SW.) 
Die herrschenden Winterwinde, die im wesentlichen aus kaltem Hinterlande wehen und die Neu 
eisbildung beschleunigen, bedingen nun, daß die Wintertemperaturen der Hudsonmeerküsten nur in 
geringem Maße eine Milderung durch den nahen Wasserkörper empfangen können. Am ungünstigsten 
steht es mit der Westküste: die kontinentalen, kalten Westwinde streichen ungehindert über einem 
flach geneigten Binnenlande heran. Im Osten wird ein kleiner Vorteil dadurch gewonnen, daß die 
Küste höher ist, und daß anfangs noch Winde vom Hudsonmeere her kommen. 
Auf der Westküste gehen die mittleren Temperaturen zwischen Sept. und Okt. bedeutend zurück: 
Moose um 6.8, York um 8.8 und Churchill um 8.5° C. (York und Churchill kommen dadurch bereits 
unter Null: — 1.9 bez. — 3.1° C., nur Moose hält sich auf + 3.8°.) Zum Nov. ist der Sprung noch 
größer, etwa 9—10°: Moose hat — 5.6, York -— 11.1 und Churchill — 14.9° Novembermittel. Im Dez. 
sinken die Mittel noch einmal etwa um den gleichen Betrag: auf — 14.8 bez. — 24.0 bez. — 23.0° C. 
Doch sind die Rückgänge der mittleren Temperaturen bei den entsprechenden Binnenorten noch 
etwas größer, was den, wenn auch geringen mildernden Einfluß des Hudsonmeers auf seine Küste do 
kumentiert. Besonders bemerkenswert ist, daß Fort Simpson, dessen Sommermonatsmittel die Churchills 
stets übertreffen, von Okt. bis Dez. im Mittel kälter ist- als dieses. Der geringe mildernde Meeresein 
fluß verliert sich aber an der Westküste Ende Nov. bez. im Laufe des Dez. Im Jan. haben Küste und 
Binnenland ähnlich niedrige Temperaturen. Für beide Gebiete ist zugleich der Jan. der kälteste Monat. 
Moose hat — 20.5, York — 27.1, Churchill — 29.6° C. Hanbury gibt für Chesterfield-Tnlet 1902 — 43.9° C. 
1»°) Gordon 1884, S. 12. 
l61 ) E. Johnson, Kanada. Ottawa 1904,- S. 33. Nach demselben Verfasser soll die Wasserwärme des Hndsonnieors 
iiU Winter 3° höher sein als die des Oberen Sees. (Letzterer in höherem Maße ein Binnengewässer.)
	        
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