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Full text: 44, 1927

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — Nr. 1. 192f>. 
Die Sommern)ittei am Hudsonmeere (Juni, Juli, August) betragen für Moose 14.7, für York 12.8, 
für Churchill 9.5 und für Great Whale River 7.8 a C. Untereinander und dem Binnenlande gegenüber 
spiegeln sie treu die geschilderten Temperatur-Verhältnisse wider. 152 ) 
Im Anschluß an 'die Schilderung der Temperaturverhältnisse der Hudsonmeerküsten während der 
warmen Jahresperiode ist die zusammenfassende Erörterung der Frage nach dem kältenden Einflüsse 
des Hudsonmeers ins Innere Kanadas hinein von besonderem Interesse. Leider versagt hier fast voll 
ständig das tabellarische Material. Zahlenmäßig bewiesen wird die Herabminlderung der Temperatur 
durch das Hudsonmeer bis jetzt nur für einen Ort, für Fort Hope, 51° 32' n. Br., 88° w. L., — m, rund 
400 km von der Küste entfernt. Da die Entfernung vom Hudsonmeere aber doch etwas groß ist, zeigt 
sidh dessen Einfluß nicht rein, es ist vielmehr ein gewisses Schwanken zwischen dem Einflüsse von Osten 
und dem von Westen her zu beobachten. Im Mai neigt Fort Hope der Hudsonmeerseite zu: seine mittl. 
Temp. ist um 0.9° C. geringer als die des 16' südlicher gelegenen Moose, aber um 6.7° niedriger als 
die des nur 1 G 39' südlicher gelegenen Winnipeg, ferner um 2.4° niedriger als das Mittel des 7° nörd 
licher liegenden Obipcwyan und nur X A° 'höher als das des 10° nördlicher Hegenden Fort Simpson. Im 
Juni sind die Temperaturen mehr den Binnenorten angeglichen: Fort Hope hat 1.3° mittl. Temip. mehr 
als Moose, nur 4.3° weniger als Winnipeg, 0.7° -weniger als Ohipewyan und 1.2° mehr als Fort Simpson. 
Das setzt sich im Juli in der Hauptsache fort: Zwar hat Fort Hope wieder geringeres Mittel als Moose 
(0.2° weniger), doch steht es Winnipeg nur 3.4° und Ohipewyan nur 0.6° nach, und Port Simpson üiber- 
trifft es um 3°. Im Aug. tritt wieder eine Wendung nach dem Hudsonmeere zu ein: Moose hat 0.4°, 
Winnipeg 3.9°, Ohipewyan 0.9° mehr, Fort Simpson 1.8° weniger. Auch die Schwankungen vom Mai 
bis zum August geben ein ähnliches Bild, d. h. auch sie bezeugen, daß nicht mit voller Entschiedenheit 
der Hudsonmeer-Einfluß herrscht. 
Im übrigen enthält die Literatur nur allgemeine Urteile über einen kältenden Einfluß des Hud- 
sonmeers im Sommer. Doch geht aus diesen als besonderes Ergebnis hervor, daß die Kälteausstrahlung 
am intensivsten nach dem offenen Westen und Südwesten zu wirksam ist, daß sie aber nach Süden und 
Südosten hin, sicher wegen der südlicheren Lage der Gebiete, der 'größeren Seichtigkeit der Jameshai 
und des bedeutenderen Zustroms warmen Wassers, bald an Kraft verliert. J. B. Tyrrell meint mit 
Bezug auf den Westen und Südwesten, seine speziellen Forschungsgebiete: 100 miles = 185.5 km um 
das Hudsonmeer herum pflege die mittlere Sommertemperatur nicht so heiß zu sein wie weiter drinnen. 
Dagegen sagt Bell vom Süden, 153 ) daß das Geibiet von 47° 45' bis 51° n. Br. ungefähr normales, der 
Lage entsprechendes Klima habe, und Low von der Ostküste der Jamesbai, 154 ) daß das kalte Wasser 
die Temperaturen an der Küste niedrig erhalte, aber nicht hindere, daß sie schon wenige miles im 
Innern auf 26—32° G. steigen. 
Um das Bereich der kühlenden Wirkung des Hudsonmeers einmal genau abgrenzen zu können, 
ist aber neben eingehenden Temperaturbeobachtungen im Umkreise auch der Frage der Bodeneisbil 
dung von den Küsten landeinwärts erst noch wissenschaftlich nach zu gehen: Neben einigen veralteten 
und zum Teil widerspruchsvollen Angaben sind bis jetzt bemerkenswert nur die Äußerung Raes, 155 ) 
daß der Boden bei York Faktory bis zu 4—5 m Tiefe gefroren sei und im Sommer nur wenig über 1 m 
auftaue, ferner die Ansicht Hanns, daß im Innern des Landes in gleicher Breite mit York (57° n. Br.) 
noch kein Eisboden bestünde. 
1S2 ) a. Aus den von Rupert berechneten allg. Sommer mittein am Hudsonmeere und im Innern Canadas (Glinm- 
bers, the New North-West) ist nicht ersichtlich, für welche Jahre und Zeit sie gelten. Auch scheinen sie nicht 
auf den Meeresspiegel berechnet zu sein. 
b. Nach Bell hatte Moose (den Sept. noch eingerechnet) 187S: 16.5°, 1879: 12.4°, 1880: 13.4° C Sommermittel. 
c. Beils Angabe, das Mittel für 11. Juli bis 21. August für die Strecke von Rupert bis einschließlich der 
Nastapoka-Inseln betrage 16.6° C (65^ °F.), bedarf noch sehr der Nachprüfung. 
,53 ) Geogr. Journal 1897, S. 12. 
im) The New North-West I, S. 17. 
iss) Hann. Haudb. d. Klimatologie 1911, III, 2, S. 440.
	        
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