Studienrat Dr. Margarete Gans: Das Hudsonmeer.
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nicht erreicht. 116 ) Die außerordentlich seichte und besonders stark mit Flußwasser gespeiste Jamesbai ist
brackig. 117 ) Während das eigentliche Hudsonmeer helles, klares, hat sie trübes, schlammiges Wasser.
Hinsichtlich der Frage, wie weit sich das Salzwasser landeinwärts geltend macht, ist bisher nur bekannt,
daß der Ricfamondgolf ein Salzwassersee ist (Low), daß im Chesterfield-Inlet 32 km aufwärts von Ragged
Point das Wasser anfängt, leicht brackig zu werden; und daß das Wasser der Seen unmittelbar hinter
der Flutlinie zwischen York Faktory und Fort Severn brackig, weiter im Innern süß ist. Auf der
Agoomska-Insel finden sich etwa 4 km hinter der Flutlinie noch Brackwasserseen, was wahrscheinlich
auf Filtration von unten her zurückzuführen ist; erst ganz im Innern gibt es süßes Wasser.
Auch die Gezeitenbewegung entspricht dem Meerescharakter des Hudsonmeers.
Zahlreiche Angaben über Höhe und Richtung der Flut am Eingänge, im Westen und namentlich
im Nordwesten des Hudsonmeers enthalten schon die Berichte der Sucher der nordwestlichen Durch
fahrt im 17. und 18. Jhh., begreiflicherweise. Diese Angaben haben aber heute, da sie aus falschem
Entdeckerehrgeize die Beobaohtungstatsaohen oft nach Wunsch färbten, ungenau oder falsch deuteten,
zu Unrecht verallgemeinerten, im großen und ganzen nur noch geschichtlichen Wert, wenn sie auch
im einzelnen mitunter trefflich sind (Bylot, Foxe, M iddleton, Sekretär der California) und im Hin und
Her des geistigen Kampfes (Ellis-Sekretär der California, Dobbs-üVIiddleton) sehr interessant wirken.
Mehr wissenschaftliche Erkenntnisse lieferten erst Bell, Low, Gordon und einige andere, Coats ist in
gewisser Hinsicht ihr Vorläufer.
Die Gezeitenwelle des Hudsonmeers 118 ) entströmt der Davisstraße, erreicht etwa 11 h nach Green
wicher Zeit den Eingang der Hudsonstraße, durchläuft diese in 3 Stunden, zieht südlich der Southamp
ton-Insel in etwa 3y 2 Stunden quer durch das Hudsonmeer, trifft 5 h 25 m York Faktory, wandert an
der Westküste nach Süden, um die Küste der Jamesbai herum und an der Ostküste nach Norden. Die
ein- und die ausströmende Welle stoßen aller Wahrscheinlichkeit nach bei Kap Southampton an der
Südspitze der Coats-Insel zusammen. 119 * ) In den geschlossenen Hudsonmeerstrom mündet südwestlich
von Kap Kendall der Foxstraßenstrom. 110 ) Er kommt durch die Frozen Strait nach Roes Welcome, ver
folgt deren Westküste bis zur Wagerbucht, wird durch den aus dieser herausdringenden Ebbestrom
zur Southampton-Insel abgedrängt und durch die „Nase“ des Kap Kendall wieder ans westliche Ufer
zurückgezwungen. 121 )
Die Fluten des Hudsonmeers sind verhältnismäßig hoch. Ihre mittleren Höhen s P nn g flnt ^ Nl i > l >flut
betragen: im Norden: 6 m östlich der Beil-Halbinsel, 2 m bei Cary’s Swan Nest, 2/ in im Coral-Hafen
auf der Südseite der Southampton-Insel; 122 ) an der Westküste bis zur Hayesmündung: im allgemeinen
314'—3%, in außerordentlichen Fällen 5 in, 123 ) besonders hervor treten die mittleren Fluthöhen in der sich
rasch verengenden Nelson- und in der Hayesmündung mit 4 x / 4 —6 und mit 7 m; zwischen York und
Severn sinken die Fluthöhen auf durchschnittlich l l U—2 m. In der Jamesbai steigen sie aber wieder
lie ) Vgl. Krümmel 1911 I, S. 50. Der genaue Prozentsatz für das Hudsonmeer ist nicht bekannt.
117 ) Nach Albanel (Jes. Rel. 56, S. 203) bleibt das Wasser des Nemiskau noch 4 leagues nach der Mündung in
die Jamesbai hinein süß, obgleich die Flut 4 leagues in dem Flusse aufwärts dringt. ,
118 ) Krümmel, Handb. d. Oz. 1911 II, S. 327.
119 ) Eintrag auf der Seekarte an dieser Stelle: „Tides supposed to meet here.“
•*°) Krümmel. Handb. d. Oz. 1911 II, S. 327.
121 ) Coats redet (S. 28) im Hinblick auf die gesamte Gezeitenbewegung des Hudsonmeers 1. von einer östlichen
(= von O. kommenden) Flut, die sich bis Cary’s Swan Nest erschöpfe, 2. von einer westlichen von Whale Cove
bis Albany und Moose River; die Ostkiiste habe keine Flut, nur eine beständige Strömung nach Norden, eine
unsichere, schwankende Ebbe und Flut (?), und zwar völlig unter dem Einfluß der Winde.
l2i ) Bull. Am. Geogr. Soc. Vol. 45, Juli 1913. Corner, Map of Southampton Island. 1910. Vgl. auch Hakl. Soc.
89, S. 379, Anm. 4.
ls3 ) Durch Nord- und Nordwestwinde werden die Fluten nördlich der Marble-Insel erniedrigt, südlich von ihr
erhöht, bei Süd- und Südostwind tritt der umgekehrte Fall ein, worauf der Sekretär der California schon hinweist.
Nach Itobson (Appendix VI) kommen in Churchill bei starken Nordweststiinnen die höchsten Fluten oft erst 5
oder 6 Tage nach Vollmond bzw. Neumond.