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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — Nr. 1. 1926.
und anderer bewirkt, im Osten vor Nastapoka- und Langlandfluß, im Westen vor dem Hayes und dem
Nelson große Barren gebildet und die Ästuarien des Troiit,, des Weenisk und des Hayes versandet. Be
merkenswert ist aber, daß die starke Strömung im Nelson die Auffüllung des Flußbetts verhindert und
einen wohl markierten Kanal in der vorgelagerten Barre erhält.
4) Der Wasserkörper des Hudsonmeers:
T i e f en v e r h ä 11 n iss e, Inseln, Salzgehalt, Gezeiten, Strömungen.
Aus der geologischen Entwicklungsgeschichte und der Sinkstofführung der jungen Zuflüsse sind
die Wassertiefenverhältnisse des Hudsonmeers zu erklären.
Die Lotungsarbeiten sind bisher nur unter wirtschaftlich praktischen, nicht rein wissenschaft
lichen Gesichtspunkten ausgeführt worden. Daher zeigt die Admiralitätskarte 1910: 1) vollständige bez.
reichliche Zahlenangaben nur in den Gebieten verhältnismäßig regen Schiffsverkehrs, nämlich in der
Churchill- und der Nelsonmündung, vor dem Küstenstück zwischen beiden, am Ausgange des Hudson
meers östlich und westlich der Mansel-Insel, in der breiten, nordwestlich - südlichen Fahrtrinne zur
Jamesbai hinein; 2) einige Tiefenzahlenreihen in den Linien der Hauptsohiffahrtsrouten, und zwar
zwischen Churchill und der Marble-Insel und vom Osten dieser Insel nach Kap Fullerton, zwischen
Kap Southampton (Coats-Insel) und Churchill einerseits und Roes Welcome andrerseits; 8) einige hei
Gelegenheit festgestellte, mehr vereinzelte Tiefenzahlen in den nordwestlichen Buchten einschließlich
Roes Welcome, um die äußeren Inselgruppen der Ostküste, in der Mitte des Hudsonmeers südlich vom
59. Breitenkreis. Ohne jegliche Tiefenangaben sind die Höhe des Hudsonmeers nördlich und südlich
vom 60. Breitenkreis, die gesamte Küstenfront zwischen Kap Tatnam und Kap Henrietta Maria bis
zur Höhe hinaus, auf der Ostküste zwischen Kap Smith und Kap Jones und die weiten Räume zwischen
den Linienzügen der Schiffahrtsstraßen.
Dem Charakter des Hudsonmeers als eines den Unterlauf einen gewaltigen Stromes überfluten
den Meeres, einer „überspülten Tafel“ nach E. Sueß, entsprechend, zeugen die gewonnenen Zahlen
einmal von starker Einförmigkeit der Tiefenverhältnisse — der Boden des Hudsonmeers ist fast eben:
über flach gelagerten paläozoischen Schichten werden Moränenmassen und Alluvialablagerungen ruhen
— zum andern von beträchtlicher Seichtigkeit: das Hudsonmeer ist ein typisches Flachmeer, sein Boden
liegt bedeutend höher als der des Ozeans.
Die mittlere Tiefe des Hudsonmeers beträgt 127,40 m, rund 128, bez. 130 m (= 70 fathoms).
Am seichtesten ist die Jamesbai. Ihre mittlere Tiefe beträgt etwa 36 m. Hier münden ja auch
die am stärksten mit Sedimenten beladenen Ströme. Hannah- und Rupertbai sind bei Ebbe nur Schlamm
niederungen. Besonders seicht ist das Wasser ferner vor fast allen Flaehküstenstriehen.
Relativ tiefere Stellen liegen 1) im Bereich der Steilküste, und zwar im mittleren Bogen der
Ostküste im Riehmondgolf, vor der Küste südlich vom Great Whalefluß, zwischen den Inseln und dem
Festlande und zwischen den einzelnen Inseln und im Nordwesten im Chesterfield-Inlet und in den
schmalen Buchten zu beiden Seiten des Kap Eskimo, 2) vereinzelt auch vor der Flachküste, nämlich
bei Kap Henrietta Maria, Equan-, Cockispenny- und Half Way-Point, 3) in alten Flußrinnen, die kanal-
artig sonst seichte Gebiete durchziehen, namentlich in der Jamesbai, z. B. von östlich der Agoomska-
Insel in der Mitte der Jamesbai südwärts nach Moose Faktory mit Tiefen von 55—100 m, zwischen der
Charlton-Insel einerseits und der Danby- und der Cary-Insel andrerseits, im Moose-Delta vom Inner
ship hole bis nördlich der Middleboro-Insel, 4) in den Strömungsrinnen des Harrikanaw in der Hannah
und des Noddawai in der Rupertbucht. Die größten Tiefen finden sich in einem kleinen Becken in der
Mitte des Hudsonmeers (61° n. Br.), 228 m, und an der Ausgangsstelle zwischen der Coats-, und der
Mansel-Insel, 204—373 m. Die allmähliche Vertiefung des Hudsonmeerbeckens nach der Hudsonstraße
zu kennzeichnet Krümmel mit den Worten: 108 ) „Das hudsonsche intrakontinentale Mittelmeer geht aus
los ) Handbuch der Ozeanographie, Stuttgart 1911 I, S. 135.