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Full text: 44, 1927

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — Nr. 1. 1926. 
Westen des Churchillflusses, die, nach Schiffsringen und Inschriften an der Wand zu urteilen, See 
schiffen des 18. Jhh. als Überwinterungshafen gedient hätte, könnten heute nur noch gewöhnliche 
Ruderboote bei Flut fahren. Auch hätten kleine, parallele, von den Wellen aufgeworfene Kiesrücken 
beim Fort Prince of Wales, die Bell 1879 über der höchsten Flutmarke beobachtete, nach ziemlich 
glaubwürdigen Indianeraussagen 1782 unterhalb der Landungsstelle La Pérouses gelegen. Das 
Seichterwerden der Häfen auf Zuschlämmung zurückzuführen, sei wegen des trockenen, blockbestreuten 
Gesohiebelehmbodens ausgeschlossen. 
Der Betrag der rezenten Hebung der Hudsonmeerküsten wird von Bell für den Osten auf 
l'A—3, für den Westen (bes. die Gegenden der Churchill-, Nelson- und Iiayesmündung) auf ungefähr 
2 m im Jahrhundert geschätzt. * 7 76 ) 
Auch die rezente Hebung des Hudsonmeers und seines Gebiets hält Bell für differential, d. h. 
im Norden stärker als im Süden. 77 ) Beispiele dazu entnimmt er aber nur dem Hudsonmeer gebiete, 
nicht der Küste. Die Wirkung differentialer Hebung zeigt sich nach Beils Ansicht deutlich bei 2 süd 
lich der Jamesbai gelegenen Seen mit doppeltem, einem nördlichen und einem südlichen Abflüsse, beim 
Temagami-See 78 ) (zwischen Huronsee und Ottawafluß) und beim Grand-See 79 ) (im Quellgebiete des 
Ottawa). Trotz Gleichheit der Gesteinsverhältnisse bei beiden Abflüssen ist der nördliche beim erste- 
ren See an Volumen mehr und mehr zurückgegangen, beim letzteren bereits völlig versiegt, während 
der südliche in beiden Fällen entsprechend erstarkt ist. Weite Sandflächen im nördlichen Teile des 
Grand-Sees beweisen, daß die stärkere Hebung bereits auf den See selbst übergegriffen hat. An 
weiterer Stelle ist bemerkenswert, einmal, daß nördlichere Zuflüsse des Hudsonmeers ohne Begrün 
dung im Gelände vielfach höher fließen als südlichere, z. B. der Churchill die letzten 920 km seines 
Laufs 60 m höher als der Saskatchewan-Nelson, der Rupert die letzten 150 km 30 m über dem Broad- 
backed-Flusse; ferner, daß nördlichere Flüsse dazu neigen, „abirrende Kanäle“ zu entlassen, die erst 
nach längerer Zeit oder gar nicht wieder ihren Weg zum Hauptstrome zurückfinden. Beispiele für 
den ersteren Fall sind Attawapisbkat und Albany, für den letzteren Little Whale-, Porcupine und 
Great Whale-Fluß. 
Im Gegensätze zu Bell behauptet J. B. Tyrrell, daß Hudsonmeer und Hudsonmeergebiet in ge 
schichtlicher Zeit nicht mehr gehoben worden seien, vielmehr seit Schluß der postglazialen Hebung in 
einem Zustande des Gleichgewichts, der Stabilität verharret hätten. Und in der Tat ist es ihm ge 
lungen, für das Churchillgebiet — also ein Gebiet, das, weil nördlich gelegen, nach Beils Ansicht die 
rezente Plebung am deutlichsten zeigen müßte — den Beweis für die Richtigkeit seiner Meinung voll 
zu erbringen. Hinsichtlich der Frage des Brückenbaus zwischen Festland und Fort Prince of Wales 
weist er 1. hin auf Munks Abbildung des Ohurchillbafens (1619) und Robsons Karte (1733), die deutlich 
eine wie heute wenige Fuß über das Wasser sich erhebende Landenge an Stelle 'des „trennenden 
Kanals“ erkennen lassen, und stellt er 2. fest, daß nur zum Zwecke des Steintransports für den Fort 
bau eine Brücke bez. ein Damm über diese Landenge geschlagen worden sei. In Bezug auf Sloop’s 
Cove hebt Tyrrell hervor, daß sie schon früher eine gewisse Seichtigkeit gezeigt habe: die Schiffe des 
18. Jhh. hätten nur bei Flut zu den Anlegeplätzen Vordringen oder sie verlassen können, was deutlich 
durch Robsons Karte und einen Ausspruch des Kapitäns Middleton (1741) bewiesen würde. 80 ) Aller 
dings sei in letzter Zeit die Bucht an ihrem Eingänge etwas seichter geworden, als sie 1741 gewesen 
wäre, das habe seinen Grund aber nicht in rezenter Hebung, sondern in der Bildung einer Kiesbarre 
vor dem Eingänge und eines Dammes aus Holzstücken und Gesteinsblöcken nördlich von dieser, die 
beide den Niederschlag des durch die Flut hereingespülten Schlammes begünstigten bezw. die Aus- 
7 ') Bell. Geol. Snrv. of Can. 1877/7S, S. 25CC und 38C; 1878/79, S. 21C; 1882—83—84; 1885—86. 
’*) Bull, of the Geol. Soe. of Am. 1896, Vol. VIII, S. 241—50. 
7S ) Bull, of the Geol. Soc. of Am. 1896, S. 242. 
™) Bull, de la Scc. de Géogr. de Québec, 1893—97, S. 222. 
s0 ) On June 9th and lOth (spring tide after the full moon! of June 6th old style) we got the sliip (Furnace) 
out of the doek and moored her. Dobbs, Hudson Bay, S. 17.
	        
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