Studienrat Dr. Margarete Gans: Das Hndsonmeer.
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Attawapishkat, Albany, Kenogami, Moose und Missinatfoi, im Innern bis zum Lonely-Lake und Oberen
See, vereinzelt sogar darüber hinaus. 45 * * )
Für die Beziehung der abströmenden Eismassen aus den 3 Gletschercentren zum Becken des
heutigen Hudsonmeers ist weiter kennzeichnend eine Konvergation gewaltiger Eismassen im Nordosten
beim Kap Wolstenholme, mit anschließendem Abzüge durch das präglaziale Tal der Hudsonstraße,
ähnlich dem Sammeln der voreiszeitlichen Flußwassermassen an der gleichen Stelle. Zu den höchst
wahrscheinlich dahinstrebenden nordöstlich gerichteten Eiszügen der vom Keewatin- und Patricia-
Gletscher“ ins heutige Hudsonmeerbeoken gezogenen Eismassen kamen vor allem noch zwei: ein rein
östlich strebender des Keewatineises, dessen westöstliche Schrammen die Southampton-Insel, die Uier
des Foxkanals, der flache Süden der Nottingham-Insel und die Inseln und Ufer der Hudsonstraße
tragen, und ein anderer nordwestlich und nördlich dem Centrum des Labrador-Inlandeises entströmen
der. Bell bemerkt, 48 ) daß die letzteren über den mehr als 300 m hohen, lotrecht steilen Abfall an der
Südseite der Hudsonstraße östlich vom Kap Wolstenholme einen prachtvollen Eisfall gebildet haben und
daß sich die gesammelten Eismassen zwischen den ebenfalls 300 m hohen, steilen Wänden der Digges-
lnsel und des gegenüberliegenden Festlandes wie ein Keil verstaut haben müßten. In der Hudsonstraße
liegen die Schrammen des Labrador- über denen des Keewatineises.
Die Frage, ob bei den aus dem Labradorcentrum nordöstlich nach der Hudsonstraße entweichen
den Eismassen die alte, vorglaziale Talung Riehmondgolf-Ungavabucht eine Holle gespielt hat, ist noch
nicht als Problem erfaßt worden.
Mit der kräftigen Eisbewegung im Bereiche des heutigen Hudsonmeers sind ohne Zweifel ge
wisse Erosionsvorgänge bez. Druckerscheinungen verbunden gewesen, die an der gegenwärtigen Küste,
namentlich im Osten, in die Erscheinung treten: Es wurden die durch Einbruch bereits vorgezeichneten
Sunde zwischen den Inseln und dem Festlande des mittleren Bogens auf 1,6—4,8 km erweitert, ferner
die Ausfurchung der Synklinalen zwischen den Einzelinseln fortgeführt, die Schluchten und Spalten
an der Mündung des Little Whale-, des Richmondgolf- und des Nastapokaflusses ausgewaschen; die
halbmondförmige Gestalt vieler vorgelagerter Inseln und die charakteristischen eigentümlichen Bogen
der Ostküsfce (konvexe Seite stets nach Osten!) herausgearbeitet.
Viel bedeutungsvoller als die Entstehung und die mannigfache Bewegung des Inlandeises war
für die Entwicklung der Umrisse und der Eigenart des heutige» Hudsonmeers aber der Rückzugsvor-
gang der Eismassen in der Champlain-Epoehe.
Die Beziehung der Moränenlagerung zum gegenwärtigen Hudsonmeere ist allerdings noch nicht
in einigermaßen befriedigender Weise aufgeklärt. Nur die neuere Literatur bringt einiges Nennens
werte von Bell, Low, Upbam und namentlich von J. B. Tyrrell.
Reste der Grundmoräne des Keewatin-Inlandeises sieht Tyrrell in einem Rücken zwischen dem
Kazanflusse und dem Oberlaufe des Ferguson; ferner in einem der heutigen Hudsonmeerküste parallel
laufenden Höhenzuge an der Mündung des Ferguson; schließlich in mehr oder weniger hohen Block
hügeln und -rücken unmittelbar an der Küste nördlich von Kap Esquimaux und zwischen 59 und 60°
n. Br. Die Grundmoräne des Labrador-Inlandeises breitet sich nach demselben Forscher als ununter
brochene Decke unter dem Wasser des südlichen Hudsonmeers aus und setzt sich bis ungefähr 280
km westlich der gegenwärtigen West- und Südwestküstenlinie fort.
Eine Endmoräne des Keewatin-Inlandeises ist nach Uphams Ansicht die schon von Bell beobach
tete Moräne, die den Churchill und den Nelson im Unterlaufe kreuzt. Als Endmoränen des Labrador-
4r> ) Im nordöstlichen Teile von Nord-Dakota und an verschiedenen Stellen Minnesotas, 1850 km von der heu
tigen Jamesbai entfernt. Vgl. Tyrrell 1912, S. 40. Tyrrell hegt jedoch noch einige Zweifel, ob diese Geschiebe der
Bewegung des Labrador- oder dos Patricia-„Gletsehers‘ l entstammen. — Zwischen Fawn-River und Trout Lake be
ginnt das schärfere Hervortreten der Schrammen des Labradorgletschers vor denen des Patrieiagletscliers. Die
Insein des Tront-Tifike sind nur vom Labrador-Gletscher, in Richtung S 40° W, überflutet worden.
,B ) Bell. On Glaciid Phänomens, Bull. Geol. Soe. Am. 1890, I. »