Studienrot Dr. Margarete Gans: Das Hudsonaieer. 17
Jamesbaizuflüsse teilweise geradezu sinnlos. Neu bringt Eilig den Sind- (East Main) River im Osten,
den Seal-River im Westen. Eine nähere Ausführung des Hinterlandes enthält nur die Ellis-Karte.
Allerdings wird die Verbindung des Hudsonmeers mit dem Innern zum Teil überschätzt: So ist der
Albany über einen unbenannten See (Nipigonsee?) mit dem Oberen See verbunden. Bemerkenswert
ist die erstmalige, wissenschaftlich noch stark anfechtbare Eintragung eines großen zusammenhän
genden Fluß-Se-en-Netzes des Nelson und Haves, die beide noch als ein Fluß gelten, der an der Mün
dung infolge der Sperrlage einer Insel 2 Trichter öffnet.
Mit den 40er Jahren hatte sich das Kartenbild des Hudsonmeers auch bei den französischen
Kanadiern gewandelt. Nach der Beilegung des Kampfes zwischen den Engländern und Franzosen und
der unabänderlichen Fassung der Utrechter Friedensbestimmung über die Besitzverhältnisse des Hud
sonmeers hatten sie sich den kartographischen Errungenschaften ihrer einstigen Feinde nicht mehr
so hartnäckig verschlossen. Das zeigen die „Karte von der Hudsons Bay“ und die „Karte von dem
Ende der Hudsons Bay, welche die Engländer James’ Bay nennen“ von N. Bellin, dem Leiter der Abt.
für Karten und Pläne in der französischen Marine, einem Hydrographen von großem Ruhme, aus dem
Jahre 1744. 95 ) Die beiden Karten bedeuten einen großen Fortschritt im Vergleich zu den typischen
Jesuitenberichtskarten: Nach Küstenverlauf und Eintragung von Inseln, Flußmündungen und Fluß-
läufen stehen sie durchaus auf der Höhe der Elliskarte; der erst 1746 erschlossene Nordwesten fehlt
natürlich. Doch fällt als störend , auf der sonderbare Brauch, neben die Inseln und Flußläufe möglichst
mehrere ihrer verschiedenen Namen (indianische, englische, französische und deutsche) zu setzen. So
gehen die Bellinschen Karten das beste Beispiel für die charakteristische Tatsache der großen Namens
fülle für die Einzelheiten des Hudsonmeers um jene Zeit. Hatte doch der Hayes nicht weniger als
6 Namen: 4 indianische, nämlich: Penechiouetchiou (La Potherie), Pinasiouetchicouen (= schneller Fluß,
Jérémie), Ka Kiova Kirnay (Brass) und Kakiouakina <= les voilà qui viennent, Radisson), einen französi
schen: Rivière Ste. Thérèse (entweder nach St. Thereses Tag, 14. Okt. (1695), oder weil die Frau des
Entdeckers Therese hieß), 96 ) und einen englischen: Hayes River (zu Ehren eines Direktors der Hudson
bai-Gesellschaft). Der Nelson hatte 4 Namen: Nelson, Pornetton River, Rivière Bourbon und Kawari-
nagwa, u. a. Bsp. mehr.
Die 2. Hauptperiode brachte, bald nachdem durch die Nordwestfahrten der 1. Hälfte d. 18. Jhh.
ein gewisser Abschluß in der Erkundung der Küstenumrandung erreicht worden war, auch die 1. zu
sammenhängenden Schilderungen der natürlichen Verhältnisse des Hudsonmeers und seiner Küsten.
Gelegentliche Ansätze dazu finden sich verstreut allerdings schon in den meisten älteren Forschungs
berichten: man denke an die Gezeitenbeobachtungen der ersten Nordwestfahrer, an Foxens Interesse
für den Gesteinscharakter der Marble-Insel, an James’ Beobachtungen über die Seichtigkeit der Nel
sonmündung, an Nicolas Jeremies (von 1695—1708 in Fort Bourbon) 97 ) und Smiths Untersuchungen der
Wassertiefe, der Flut- und Strömungsrichtungen und der magnetischen Abweichungen im Nordwesten
des Hudsonmeers.
Den 1. ausfürlicheren Bericht über natürliche Verhältnisse des Hudsonmeers gab 1744 Arthur
Dobbs mit seinem „Account of the countries adjoining to Hudson’s Bay in tbe North West Part of
North America“. Nicht auf persönlicher Kenntnis, sondern auf den Ergebnissen von Button, Foxe,
James, Middleton, Rankin, Jeremie, de la Potherie, Joseph de la France, Mr. Frost u. a, fußend, besprach
er in klar zusammenfassender Weise den gesamten Küstenverlauf des Hudsonmeers: von Osten über
Süden nach Westen. Die breite Bucht der Ostküste (Riohmondgolf) bezeichnet er als eine jüngst ent
deckte Passage zu einer Inlandsee, die in 59° n. Br. (?), unmittelbar südlich von Kap Smith, gegenüber
der Inselgruppe Bakers Dozen in die Halbinsel Labrador eingreife, 300 leagues im Umkreis groß sei
und auf eine Verbindung mit einem Einschnitte der Hudsonstraße (Ungavabucht?) deute. Neu und •*)
•*) IV. Bd. der Allgemeinen Historie (S. 274/75 u, S. 288/89.)
*") Jes. Bei. 26, S. 87.
*») Hakl, Soe. 88, Eiul, S. CCIX,