Dr. Heinrich Seilkopi: Grundzüge der Flugmeteorologie des Luftweges nach Ostasien.
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allem, daß der über dem Schlechtwettergebiet liegende Schirm von Cirro-Stratus-Wolken in mindestens
6—8 km Höhe scharf mit dem Gebirge abschnitt. In Swerdlowsk herrschte am 19. nachmittags warmes
heiteres Wetter. Mit einem Schlage war man in den warmen, heiteren Frühsommer des westsibirischen
Steppengebietes versetzt. Auch die Flugzeuge D 901 und D 903 trafen dort am 27. Juli nach Angabe
von Herrn Dr. Knauß ebenfalls eine Wetterscheide: Während im Westen das Wetter gut war, lagen
von dem Ostrande der Uralwälder an in der westsibirischen Ebene tiefe Regenwolken.
Wie die Anzahl der Niederschlagstage überhaupt, so haben auch die Werteder gleichzeitigen Nieder
schlagstage einen ausgesprochenen jährlichen Gang (s. Zahlentafel VII). Für die Stationspaare Tschita-
Irkutsk und Irkutsk-Kansk tritt der Höchstwert im August auf, in welchem Monat die Stationen beider
Paare an sieben bis acht Tagen durchschnittlich gleichzeitig Niederschlag beobachten. Von Kansk an
westlich überwiegen aber durchaus die Höchstwerte im Dezember, einige Stationspaare haben daneben
im Januar den Höchstwert, östlich von Kansk ist der August, westlich von Kansk der Dezember oder
der Januar der ungünstigste Monat. Die günstigsten Monate sind der März oder der April. Von Kansk
an westlich kommen daher im Winter, weiter östlich im Sommer am häufigsten und ausgedehntesten
Niederschläge vor. Übersichtlich ist die jahreszeitliche Verteilung in folgender Tabelle zusammengestellt:
Frühjahr Sommer Herbst
Winter
Tschita-Irkutsk
5.6
17.4
7.2
4.8
Irkutsk-Kansk
9.0
20.4
16.5
13.7
Kansk-Tomsk
16.4
25.0
30.4
26.8
Tomsk-Omsk
16.2
22.7
24.8
33.5
Omsk-Swerdlowsk
9.8
20.8
17.9
24.7
Swerdlowsk-Wjatka
15.4
24.4
26.0
30.2
Swerdlowsk-Engelhard
15.6
26.8
28.4
29.8
Engelhard-Moskau
22.8
26.2
28.4
36.8
Wjatka-Moskau
19.7
27.0
31.1
37.6
Moskau-Wilna
18.6
24.0
24.6
27.0
Es kommt darin deutlich zum Ausdruck, wie der Höchstwert von den Stationspaaren Tsohita
Irkutsk und Irkutsk-Kansk im Sommer auf den Herbst für das Stationspaar Kansk-Tomsk und weiter
auf den Winter für die Stationspaare von Tomsk an westlich rückt. Das Gebiet bei Kansk
erweist sich daher ebenfalls als eine Wetterscheide erster Ordnung. Bis
dorthin reichen im Sommer die Einflüsse des ostasiatischen Südostmonsuns,
die sich in dem'Maximum der Niederschlagshäufigkeit dort äußern. Weiter
westlich überwiegen die Winterniedc rschläge, die unter dem Einfluß von
Luftströmungen atlantischer Herkunft, bzw. aus dem Gebieteder Nebenmeere
(Schwarzes Meer, Mitte lmeer, Ostsee, nördliches Eismeer) fallen. Bereits bei der
räumlichen Verteilung der Nebelhäufigkeit war das gleiche Gebiet als Grenze zwischen den Gebieten
mit Sommer- und Winternebel im Osten, den Frühjahrs- und Herstnebeln im Westen in Erscheinung
getreten. Niederschlagsbeobachtungen und Nebelbeobachtungen geben daher ein eindeutiges Bild.
Der Weg der Untersuchung der mittleren Verteilung gleichzeitiger
Niederschlagstage hat sich demnach an dem Querschnitt durch Osteuropa
und Asien als gangbar erwiesen. Die hohen Werte im mittleren Rußland und
im mittleren Sibirien erklären sich aus dem häufigen, einheitlichen und
ungehinderten Zu ström polarer Luftmassen zu vertikal wenig gegliederten
Landschaften. Der Einfluß vom Ural auf das Strömungsfeld, die Einflüsse
von Ostseeund Pazifischem Ozean mit eigenem Niederschlagsregime kommen