Dt'. Heinrich Seilkopf: Grundzüge der l'lugineteorologie des Luftweges haek Ostasien.
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auf. Als Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Kälte- und Wäronewellen findet v. Ficker im Mittel
33km/Std. Für die Vorhersage der Schneestürme geben diese Untersuchungen v. Fickers die Grund
lage.
III. Zngstraßen der Tiefdruckgebiete.
Auf Grund der täglich entworfenen Wetterkarten vorn Sommer 1926 sind auf Tafel VIII
die Zugstraßen der sommerlichen Tiefdruckgebiete in Sibirien und in Ostasien dargestellt. Im Osten
ist zunächst die große Zyklonenzugstraße erkennbar, die längs der chinesischen Küste über das Gelbe
Meer und über die Mandschurei nach dem unteren Amur führt; auf etwa 25° N. Br. zweigt eine Straße
nach der Japanischen Inselwelt nordostwärts ab. Eine weitere Zugstraße kommt aus der nordöstlichen
Mongolei heraus und führt in ostnordöstlioher Richtung ebenfalls nach dem unteren Amur. Auch Tief
druckgebiete, die von Nordwesten aus dem unteren Jenisseigebiet heranziehen, kommen gelegentlich
bis zum unteren Amur. Der Nord teil der Mandschurei und das untere Amurgebiet erweist sich so
mit als Zielpunkt vieler Tiefdruckgebiete, die dann später ostwärts nach Sachalin oder südostwärts nach
Jesso weiter wandern. Zu dem Häufungsgebiet von Zyklonen über der Mandschurei-Nordostmongolei
und dem unteren Amurgebiet tritt ein weiteres Häufungsgebiet von Zyklonen im Raume zwischen Ural
und Altai, besonders zwischen Irtysoh und Jenissei. In dieses Gebiet dringen Depressionen vor, die
teils aus Süden, teils aus Südwesten aus der Gegend des Kaspischen Meeres kommen, teils aber auch aus
westlicher Richtung den Ural überschritten haben. Sie gehen größtenteils mit geringer Geschwindigkeit
nordwärts bis nordostwärts, meist in das Mündungsgebiet des Jenissei, weniger häufig in nordöstlicher
Richtung nach dem Angara-Baikalgebiet. Bemerkennswert ist noch eine Zugstraße durch Nordostsibirien
nach dem Oohotskischen Meere. Über die Verlagerung der ostasiatischen Zugstraßen mit fortschrei
tender Erwärmung und fortschreitender Ausbreitung des Südostmonsuns war bereits das im Sommer
1926 Beobachtete in den Abschnitt über die Stürme der Mandschurei und Chinas ausgeführt worden.
Die Bevorzugung der westsibirischen Ebene zwischen Ural und Altai im
Westen, des mandschurischen Beckens mit dem Sungari-Amurtal zwischen
Großem Chingan-Aldan und Sichota-Alin im Osten ist unverkennbar; die
Gebirgszüge vom Altai und Sajan werden hingegen gemieden. Die Wege
geringster Reibung werden dagegen besonders häufig beschriften.
Zugstraßen der Tiefdruckgebiete in Sibirien im Winter
(nach W. B. Schostakowitsch, Met. Zeitschr. 1927. S. 101-105)
I in extrem kalten Wintern II in extrem warmen Wintern
Für die winterlichen Tiefdruckgebiete gibt Schostakowitsch 55 ) zwei Hauptzugstraßen an: In
extrem kalten Wintern verläuft die mittlere Zugrichtung vom Weißen Meere über den unteren Ob zur
M ) W. B. Schostakowitsch, Die Bedeutung des Windes für das Klima Ostsdbiriens. Met. Zeit. 1927 S. 101—105.