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Full text: 44, 1927

Dr. H e i u r i c li Seilkopf: GrumlzÜBC der FlusmetooroloKi» de« Luftweges mieli Oskisien. 
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unter die Herrschaft von Kaltluftmassen kommt, ziehen die Zyklonen nicht 
mehr nordwärts durch die Mandschurei, sondern nordostwärts in Richtung 
auf Japan. 
II. Besondere Sturmer schein ungen. 
i. Staubstürme. 
Im Inneren Asiens kommen gelegentlich, besonders im Frühjahr, Staubstürme vor, die nur in 
der wärmeren Tageszeit wehen, gegen Abend aber rasch abflauen. 53 ) Infolge der starken täglichen Er 
wärmung des Festlandes ist der tägliche Gang der Windgeschwindigkeit mit einem Höchstwert um die 
Mittagszeit und in den ersten Nachmittagsstunden sehr stark ausgeprägt. Die Erhitzung der untersten 
Luftschichten am Erdboden hat vertikal gerichtete Austauschströme zur Folge, die sich beim Fliegen 
als „Sonnenböen“ äußern und um die genannte Zeit am stärksten entwickelt sind. Infolgedessen ist 
dann die virtuelle innere Reibung der Luft am größten, so daß die größere Windgeschwindigkeit 
der Höhe auf die unteren Luftschichten übertragen wird (Köppen-Espy’sche Theorie). Starke Winde um 
Mittag und nachmittags sind daher bei heiterem Wetter namentlich über den ebenen Gebieten Asiens 
häufig. Auf der Ausreise nach Irkutsk im Juni 1926 beobachtete Verfasser in Westsibirien bei fast 
wolkenlosem Himmel stets ein starkes Auffrischen des Windes zwischen 10 und 17 h bis zu 40, teilweise 
sogar 50km/Std. Die Staubstürme stellen in manchen Fällen nur eine Verstärkung des mittäglichen 
Höchstwertes im täglichen Gange der Windgeschwindigkeit dar. 
Abgesehen von dem Hinweis auf den Zusammenhang mit dem Tagesgang von Windstärke und 
Temperatur sind Angaben über die Entstehung der Staubstürme im Schrifttum nur spärlich vorhan 
den. Ob Staubstürme stets nur eine Verstärkung des Maximums der täglichen Windperiode sind, er 
scheint bei der Stärke des Phänomens jedooh zweifelhaft. Vielmehr dürfte in manchen Fällen die Aus 
bildung örtlich stark erhitzter Gebiete, in deren Nähe noch Kaltluftmassen lagern, die Vorbedingungen 
schaffen. Bei dem Zugang Asiens zum Eismeer und den unter Schnee und Eis liegenden Gebirgsketten 
im Innern ist diese Voraussetzung häufig erfüllt. Die Bevorzugung des Frühjahrs durch die Stürme 
deutet außerdem auf eine Abhängigkeit von dem vertikalen Temperaturgefälle, das im Frühjahr am 
größten ist, wenn die oberen Luftschichten noch sehr kalt sind, unten aber rasche Erwärmung erfolgt. 
Infolgedessen muß sich um die Mittagszeit bei örtlich stark erwärmten Gebieten ein starkes horizon 
tales wie vertikales Temperaturgefälle einstellen. Sobald der Gleichgewichtszustand zwischen kalter 
und warmer Luft überschritten wird, brechen die Kaltluftmassen in die überhitzten Gebiete hinein, 
wobei die sinkenden Kaltluftmassen die Energie der Stürme liefern. Heftige, mit Staub beladene Böen 
zur Zeit der größten Tageswärme sind die Folge. Namentlich aus der Mongolei werden im Frühjahr 
und Sommer heftige Staubstürme berichtet. Aber selbst in Irkutsk kommen noch Staubböen mit einer 
Geschwindigkeit von 50km/Std. und mehr vor, wie Verfasser Ende Juni 1926 beobachten konnte. 
Namentlich über Steppen und Wüsten steigt die am Erdboden überhitzte Luft zuweilen in Form 
eines heftigen Strudels empor, der Staub und Sandmassem rotierend emporführt. Es bildet sich eine 
Sand- oder Windhose aus (Kleintrombe), die mit dem Winde weiterzieht. Nur den untersten Luft 
schichten angehörig, ist sie jedoch wesentlich verschieden von den schadenbringenden Windhosen 
und Tornados, die zu Gewitter- und Böenwolken gehören (Großtromben), und die neben starken auf- 
steigenden Luftströmen eine schräge Gleitfläche zwischen Luftströmungen verschiedener Geschwindig 
keit und Temperatur voraussetzen, an der sich Wirbel ausbilden können. 
Der tägliche Gang der Windgeschwindigkeit mit dem Höchstwert um die Tagesmitte, dem Tiefst 
wert nachts, reicht nach den Beobachtungen in Europa durchschnittlich nur 100 m hoch. Die tägliche 
Erwärmung des Luftmeeres ist im allgemeinen auch nur innerhalb der untersten 1000 m bemerkbar. 
55 ) A. Woeikof, Das Klima Zeutvalasieus. Metcorolog. Zeitschrift 1896, S. 98,
	        
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