Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 44. Bd. Heit 3.
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Für den Luftweg nach Ostasien kommen die Zyklonen der Monate Juni, Juli, August und Sep
tember in Betracht, deren Bahnen soweit nordwestlich und nördlich verlaufen, daß ein Teil von ihnen
das Gelbe Meer, den Golf von Tschili, die Mandschurei und das Japanische Meer erreicht. Die
Zyklonen dieser Monate bilden sieh (nach Algue und Newnliam) zwischen 8° und 20° N. Br., 126°
und 129° E. Br., also im Raume zwischen den Mariannen, Westkarolinen und Philippinen. Am Süd
westabhang des Nordpazifischen Hochdruckgebietes ziehen sie zunächst mit überwiegend nordwestlich
gerichteter Bahn in Richtung auf Formosa oder die Liu-Kiu-Inseln und biegen dann in den meisten
Fällen nach Norden bis Nordosten ab. Ihre Bahn hat annähernd die Form einer Parabel, deren erster
Ast im Mittel SEzS bis NWzN verläuft, deren Scheitel zwischen 21° und 25° N. Br. liegt, und deren
zweiter Ast durchschnittlich nach NEzN weist. Ihre Bahn mündet dann in die Zugstraße der nordpazi
fischen Tiefdruckgebiete, die sich teils nach dem Beringsmeer und «den Aleuten wenden, teils in ost
nordöstlicher Richtung den Pazifischen Ozean überqueren. Im Verlaufe dieser Entwicklung flachen
sie sich mehr und mehr ab, vergrößern ihren Durchmesser und verlieren vielfach das Gepräge eines
Orkans, so daß sie sich nicht mehr von den normalen Tiefdruckgebieten dieser Breite unterscheiden.
Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Zyklonen ist im allgemeinen auf den verschiedenen Teilen
der Bahn verschieden: auf dem ersten, nordwärts gerichteten Ast der Parabel beträgt sie meist 10 bis
15hm/Std. Auf dem Scheitel der Parabel ist sie sehr gering, häufig bleiben die Zyklonen dort sogar
kurze Zeit stationär, um dann aber auf dem zweiten Ast der Parabel zunehmende Geschwindigkeit
zu erhalten; einzelne Stürme sind mit Geschwindigkeiten von 60—90 km/Std. fortgeschritten. 50 51 ) Beim
Betreten des Festlandes verliert der Wirbelsturm vielfach die Stärke eines Orkans. Vielfach wird be
richtet, daß durch das Auftreffen auf Land, namentlich auf Bergzüge, der Orkanwirbel zerstört wird“)
Immerhin werden auch auf Land häufig noch stürmische Winde beobachtet; ebenso bleibt das be
gleitende Schlechtiwetter mit niedrigen Wolken und sehr starken Regenfällen zunächst noch erhalten.
Die Auflösung des Orkanfeldes über Land ist auf die vergrößerte Reibung und die dadurch bedingte
Änderung des Ablenkungswinkels des Windes vom Luftdruckgefälle zurückzuführen.
Aus der Zerstörung des Orkanwiibels an Land ist jedoch nieht zu schlie
ßen, daß die Witterungsstörung des Orkansaurauf di« unterstan Luftschich
ten beschränkt, mithin gegebenenf alls überfliegbar ist. Der über dem Sturm,
gebiet lagernde Schirm von Cirrus- und Cirro-Stratus-Wo 1 ken ist mindestens
8—10 km hoch. Die anhaltenden, schweren Regengüsse deuten darauf, daß die
Massen der Cu mul o - Nimb us - W o 1 ken ebenfalls sehr große Höhen erreichen;
es sei hierbei erwähnt, daß in tropischen Gebieten Cumulo-Nimbus-Wolken bis zu 15 und 16 km Höhe
gemessen worden sind. Höhenwindmessungen iim Wirbelsturmgebiet des Atlanti
schen Ozeans, in Westindien, haben ferner gezeigt 52 ), daß über dem Caribi-
sehen Meere von 6 km Höhe an aufwärts bereits ein Zyklon a 1er Wirbel großer
vertikaler Erstreckung liegt, der mit der Entstehung der den Taifunen
wesensgleichen westindischen Wirbelstürme, der Hurricane, im Zusammen
hang zu stehen scheint. Alles läßt darauf schließen, daß die Taifune sehr
große vertikale Ausdehnung haben und mit ihren B egleiterscheinungen min
destens den ganzen Raum der Troposphäre einnehmen.
Der Entwurf täglicher Wetterkarten ermöglichte es, die Sturmerscheinungen im östlichen Sibirien
und in Ostasien im Sommer 1926 näher zu verfolgen. Bereits Ende Juni und Anfang Juli zogen Tief-
dnickgehiete in nordöstlicher Richtung durch die nördliche Mandschurei nach dem unteren Amiur, des
sen Lauf sie in großen Zügen folgten. Sie brachten indessen nur örtlich und rasch vorübergehend Auf-
frischen des Windes; so meldet Zizikar am 9. Juli früh Süd 40 km/Std. Vom 9.—10. Juli trat aber ein
bemerkenswerter Umschwung ein: Ein am 9. im Raume zwischen Zizikar und Mandschuria gelegenes
°°) H&nn-Süring, a. a. O. S. 606.
51 ) Hann-Süring, a. a. O. S. 603.
5 -) W. Georgii u. H. Seilkopf, a. a. O. S. 21.