Dr. Heinrich Seilkopf: Grundzüge der Flugmeteorologie des Luftweges nach Ostasien.
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die W. Peppier 33 ) untersucht und in Beziehung zu dem doppelten Auftreten in der Häufigkeit von
Temperaturumkehrschichten in diesen Höhen gebracht hat. Die Entstehung dieser Doppelschichtung
ist noch nicht geklärt. Möglicherweise * 34 * ) hängt sie mit Höhenschwankungen der Schichten am Tage
und in der Nacht zusammen, indem die Grenzfläche der Nacht tagsüber nur abgeschwächt, aber nicht
völlig zerstört wird.
Unterhalb von 1600 m kommt eine ganze Anzahl von Höhenlagen vor, die häufig durch Wolken
bildung ausgezeichnet sind. Es sind dies Höhen, die innerhalb der Brandungszone des Luftmeeres am
Erdboden, innerhalb der unteren Turbulenzzone liegen. In ihnen sind die Wolken in vielen Fällen
Turbulenzwolken. Nach den Anschauungen von Moltschanoff“) bewirkt der Turbulenzvorgang eine
Übertragung des Wasserdampfes von der Erdoberfläche in die höheren Luftschichten; liegt dann der
Taupunkt noch innerhalb der Turbulenzzone, bildet sich eine gleichmäßige Stratocumulusdecke, liegt
jedoch der Taupunkt oberhalb der allgemein turbulenten Schicht, werden nur dort, wo einzelne feuch
tere Luftquanten durch die Turbulenz emporgeführt werden, Fractocmmulus- und Cumuluswolken
entstehen. Neuerdings sind diese Anschauungen durch Messungen im Nordostpassatgebiet vom Nord-
atlantischen Ozean bestätigt worden, 36 ) bei denen die durch Reibungseinflüsse bedingten Schichtungen
vom Passat mit den Wolkenhöhen zusammenfielen. Nach Taylor wird die Höhe der Turbulenzschicht
durch eine Temperaturumkehr begrenzt, deren Höhe für Alter und Ge-sehichte der Luftströmung be
zeichnend ist. In Luftströmungen kurzer Dauer liegen die Turbulenzschichten noch tief; erst in Luft
strömungen längerer Dauer erreichen die Reibungswirbel die durch die Reibungsbedingungen vorge
schriebenen Maximalhöhen. Im Innern des großen Festlandblocks sind aber durch
das stark wechselnde, sich bis zu großen Höhen erhebende Bodenprofil und
den Wechsel der thermisch verschieden wirkenden Wüsten, Steppen und
Waldlandsc haften sehr verschiedene Reibungseinflüsse wirksam. Außer,
dem kommen die Luftströmungen teils aus sehr großen Entfernungen, wie
der Südostmonsun vom Pazifischen Ozean und die Nordwestströmungen vom
Polar me er, teils aber stellen sie nur kurzlebige Konvektionsströmungen in
kurzen Zyklen dar. Die Ausbildung verschiedener Turbulenzschichten, auf
die die Anordnung der untersten Wolkenschichten deutet, ist daher ver
ständlich.
Schließlich sind noch die Wolkenbeobachtungen während des Ostasienfluges 1926 bearbeitet.
Aus dem von Herrn Dr. Knauß und Herrn v. Winterfeld geführten Logbüchern von D 901 und D 908
ist für den russischen und asiatischen Flugabschnitt die Häufigkeit der Notierungen verschiedener
vom Flugzeug aus beobachteter Wolkenhöhen in nachstehender Zahlentafel ausgezählt (Anzahl der
Beobachtungen):
unter 100 100 bzw. 150 200 300 400 500 600 700 800 m
6 7 451735 5
900 1000 1100 1200 1500 2000 m
0 5 0 2 2 3
Die große Anzahl von Beobachtungen von Wolken unterhalb von 100 m entfällt lediglich auf
den Flugabschnitt Irkutsk-Peking. Sie ist zunächst dadurch bedingt, daß auf dieser Strecke die Ge
33) y,’. Peppier, Das Altostratus- und Altoeumnlus-Nlveau und seine doppelte Schichtung. Meteorolog. Zeit
schrift 1923, S. 358 bis 362.
34 ) W. Georgii u. H. Seilkopf, Ergebnisse einer flugwissensehaftliehen Forschungsreise nach Columbia, Ham
burg 1926, S. 25.
m ) P. Moltschianoff, Turbulenz der unteren Luftschichten und Entwicklung der Haufen wölken. Meteorolog. Zeit
schrift 1923, S. 213—216.
* 8 ) W. Georgii n. H. Seilkopf, «. a. O. «. 26.