Dr. Heinrich Seilkopf: Grundzüge der Flugmeteorologie des Luftweges nach Ostasien.
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Einen Zusammenhang der Sommern eh el im ostasiatischen Küstengebiet mit dem Monsunwechsel
hat bereits Koppen 26 ) vermutet. Feuchte Luftmassen strömen im Sommer vom Nordpazifischen Ozean
her der über dem Festlande lagernden Tiefdruckmulde zu und geben mit der trockenen, anders tem
perierten Festlandluft zu ausgedehnten Mischlings- und Wogennebeln Veranlassung. Die Zuordnung
der Nebelgebiete zu Gleitflächen am Rande nordpazifischer Hochdruckgebiete ist jedoch an Hand des
augenblicklichen Beobachtungsmaterials nicht immer möglich; zuweilen erscheinen die Nebelgebiete
auch am Rande von Hochdruckgebieten, die vom Altai vorstoßen. Die Sommernebel im östlichen Asien
scheinen zunächst wenig das Gepräge einer Witterungserscheinung der Ubergangsjahreszeit zu haben.
Es ist aber zu bedenken, daß im östlichen Sibirien und in der nördlichen Mandschurei die sommerliche
Südostmonsumströmung erst um die Jahresmitte zum Durchbruch kommt. Zur näheren Erfassung
des Monsunwechsels sind im folgenden, wie bei Memel, wieder Windbeobaobtungen benutzt, und zwar
für die etwa in der Mitte zwischen Kansk und Wladiwostok günstig gelegene Beobachtungsstation
Borsa. In folgender Tabelle sind die Beobachtungen von östlichen und südöstlichen Winden einer
seits, von westlichen und nordwestlichen Winden andererseits in Hundertteilen aller Windbeobachtun
gen für die vorliegenden Beobachtungsjahre 1901—1905 27 ) zusammengefaßt:
Monat
I
II
III
IV
V
VI
W—NW . . .
15.6
21.5
23.3
28.9
28.0
18.7
E—SE ....
12.8
9.4
9.3
12.0
12.7
16.7
Monat
VII
VIII
IX
X
XI
XII
W—NW . . .
17.8
17.8
22.0
31.8
25.6
14.2
E -SE ....
19.6
17.8
10.5
6.9
9.6
13.5
Erst im Juli überwiegen die als Monsunströmung anzuspreohenden südöstlichen bis östlichen
Winde die westlichen bis nordwestlichen, erst dann tritt der Monsunwechsel in Erscheinung. Einer Zu
nahme der binnenwärts gerichteten östlichen bis südöstlichen Winde im Dezember entspricht sogar
ein vielfach nachweisbares sekundäres Maximum der Nebelhäufigkedt im Dezember in diesem Gebiet.
Sofern man aber den jahreszeitlichen Wechsel von in Richtung auf See
sich ausbreitender festländischer Luftströmung und binnenwärts sich aus.
breitender ozeanischer Luftströmung als Monsum auffaßt, dann ist die jahres
zeitliche Verteilung der Nebelhäufigkeit überhaupt eine Begleiterschei
nung des jahreszeitlichen Wechsels zwischen diesen großen monsunartigen
Ausgleichsströmungen. Während aber im nordöstlichen Asien der sommer
liche Monsun sehr rasch einsetzt, schnell seinen Höhepunkt erreicht und bald
nachläßt, vollzieht sich im W esten der W echsel von festländischen und ozea
nischen Luftströmungen sehr allmählich, so daß die Übergangsjahreszeiten
mit ihren Nebeln einen viel längeren Zeitraum einnehmen.
3. Tageszeitliche Verteilung des Nebels.
Stündliche Mittelwerte der Nebelhäufigkeit sind von demjenigen Orte des Luftwegs, der mit am
stärksten von Nebel betroffen ist, von Irkutsk von Sohostakowitsch 28 ) veröffentlicht worden. Im Hin
blick auf die Bedeutung der täglichen Periode des Nebels für den Luftverkehr seien diese Zahlenwerte
M ) a. a. O. S. 257.
27 ) Nach den Zahlenwerten in A. W, Wosnessensky n. W. B. Sohostakowitsch, Die grundlegenden Materialien
zur Erforschung des Klimas Ost-Sibiriens. Irkutsk 1909.
2S ) W. B. Sohostakowitsch, Klimat Irkutska (russisch), Irkutsk 1920, S. 63.