Dr. Heinrich Seilkopf: Grundzüge der Flugmeteorologie des Luftweges nach Ostasien.
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der Beobachtungsreihe oder auf Nebelarmut der höheren Gebirgslagen überhaupt beruht, bedarf
noch der Klärung.
Für das Stationspaar Perevaln a ja-Tschita, für das vom August 1905 bis zum Dezember 1909
lückenlose Beobachtungsreihen vorhanden sind, sind sodann noch die Tage mit Nebel und Bodennebel
ausgezählt. Bei den in Zahlentafel II veröffentlich ton Mittelwerten sind die Bodennebel nicht mitge
zählt. Bei ihnen befindet sich die Beobachtungsstelle selbst nicht im Nebel, sondern nur in ihrer Nähe,
etwa über Wiesen, ist ganz flacher Nebel erkennbar. Bei Mitberücksichtigung des Bodennebels er
gibt sich:
Monat
I
II
HI
IV
V
VI
VII
Tschita
11.5
3.8
1.0
0.0
0.0
0.2
2.8
Perevalnaja
0.0
0.0
0.0
0.0
0.0
0.5
2.5
Monat
VIH
IX
X
XI
XII
Jahr
Tschita
4.8
4.8
0.4
0.8
4.8
34.9
Perevalnaja
2.0
2.4
0.2
0.2
0.0
7.8
Aus dieser Zusammenstellung geht noch deutlicher hervor, daß die Winternebel im Gebiete
Bodennebel oder mindestens Talnebel sind, während die Sommernebel erhebliche vertikale Mächtig
keit besitzen, denn im Juni und Juli besteht zwischen Tschita und Perevalnaja kaum ein Unterschied.
Vom August an treten aber dann die Boden- und Talnebel von Tschita stärker hervor.
Jahreszeitliche Ne'belverteilung und Schwankungen der Wetterlage. Zu
sammenfassend läßt sich über die jahreszeitliche Verteilung der Nebel am Luftwege nach Ostasien
sagen:
Das deutsche Binnenland, der litauische und russische Streckenabschnitt bis zum Ural ein
schließlich haben die meisten Nebel im Herbst (November, Oktober), am Ural rückt das Maximum auf
den September. Daneben tritt vom hinterpommerschen Landrücken an ostwärts überall ein sekundäres
Maximum der Nebelhäufigkeit im März auf.
Die östliche Ostsee und der westsibirische Streckelnabschndtt zwischen Ural und dem Hände
der mittelsibirischen Berglandschaften haben die häufigsten Nebel im März. Umgekehrt ist bei einzel
nen dieser Stationen ein sekundäres Herbstmaximum erkennbar.
Der ganze Streckenabschnitt im mittleren und östlichen Sibirien sowie die Pazifische Küste und
die Mandschurei haben Nebel überwiegend im Sommer; jedoch ist bei einer Anzahl Stationen ein se
kundäres Maximum der Nebelhäufigkeit im Spätherbst und Winter vorhanden.
Winternebel treten an dem Luftwege räumlich viel beschränkter auf. Abgesehen von zwei Sta
tionen Hinterpommerns und des Danziger Gebiets sind nur das Angaratal von Irkutsk und das Gebiet
bei Tschita durch stärkere Wdntemebel ausgezeichnet; jedoch haben Irkutsk und Tschita wieder ein
sekundäres Maximum der Nebelhäufigkeit im September und August.
Doppelte Maximader Nebelhäufigkeit in entgegengesetzten Jahres
zeiten geben daher im allgemeinen der jahreszeitlichen Verteilung der Nebel
das Gepräge: Von Mittelsibirien an westwärts Frühjahrs- und Herbstnebel,
ostwärts Sommernebel und örtlich hervortret ende Winternebel. Die Un
stetigkeitslinie, an der die Phasenverschiebung festzustellen ist, liegt im
mittleren Sibirien etwa in dem Gebiet, bis zu dem in der kälteren Jahres
hälfte der Einfluß nordatlantischer Tiefdruckgebiete und wärmerer atlan
tischer Luftströmung, in der wärmeren Jahreshälfte der Einfluß des ostasi-