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l)r. Heinrich Seilkopf: Grnndzüge der Fiugnieteorolouie des Luftweges nach Ostasien.
Eine Reihe von Stationen hat zweifellos eine zu geringe Anzahl von Nebeltagen, so Wilna mit
nur 12.7. (bering erscheint auch die mittlere Anzahl der Nebeltage von Kosmodemiansk mit 10.4;
die im gleichen Gebiet, dem mittleren Wolgagebiet gelegenen Stationen Kasan und Observatorium En
gelhardt haben allerdings auch nur 15.8 und 11.4 Tage. Noch geringer ist die Zahl bei den beiden
noch weiter östlich gelegenen Stationen Krasno-Ufimsk und Ufa mit 5.4 und 9.6. Beide Reihen sind
aber unvollständig, zwischendurch fehlende Monate erhöhen den Eindruck der Unzuverlässigkeit. Man
darf daher den niedrigen Werten beider Orte keine Bedeutung zumessen; andere und längere Beob-
aohtungsreihen würden wahrscheinlich höhere Werte ergeben. Auffallend gering ist die Zahl der Nebel
tage bei den benachbarten mittelsibirischen Stationen Krasnojarsk und Kansk ausgefallen (8.1 und
6.6), die zweifellos darauf beruht, daß bei weitem nicht alle Tage mit Nebel von den Beobachtern
notiert sind.
Eine sehr geringe Anzahl von Nebeltagen weist sodann Werohne Udinsk mit 5.9 auf, wobei
allerdings die Deutung möglich ist, daß das breite Selenga-Tal die Verbindung mit der nebelarmen
mongolischen Klimaprovinz herstellt, und die Nebelhäufigkeit hierdurch gedrückt wird'. Aus Troitz-
kossawsk an der russisch-mongolischen Grenze liegen in einer freilich sehr unvollständigen Beobach
tungsreibe nur sehr wenige Nebelmeldungen vor (angeblich von 1900—1909 nur 6 Nebeltage). Sicher
zu wenig Nebeltage hat Blagowetsohensk notiert. Mit nur 3—4 Nebeltagen jährlich weicht es ganz
bedeutend von den anderen Stationen des Amur-Sohilka-Gebietes mit rund 30 Nebeltagen im Jahre
ab. Es liegt am Amur in ganz ähnlicher Lage wie das 280 km oberhalb gelegene Tscherniaewa; von dem
nebelarmen Klima der Mongolei und Mandschurei ist es durch die Gebirgszüge des Groben und
Kleinen Chingan abgesperrt.
Überblickt man nach kritischer Sichtung und Fortlassung unsicherer Mittelwerte die Jahresmittel
der Nebelhäufigkeit, so zeigt sich in großen Zügen folgendes Bild:
1. Das litauisch-, west- und mittelrussische Gebiet mit 19—23 Nebeltagen im Jahresdurchschnitt. Die
Stationen Kowno, Smolensk, Wiasma, Moskau und Nisehne Nowgorod dieses Streckenabschnittes
weisen trotz seiner Ausdehnung von 1270 km Luftlinie, 1350 km Flugstrecke, überraschend gute
Übereinstimmung auf, indem die Mittelwerte nur zwischen 19.2 und 28.0 schwanken. Wilna mit
nur 12.7 Tage liegt südlich von der Strecke.
2. Das ostrussische Gebiet, das Gebiet des mittleren Wolgabeckens bis zum Ural, in dem das Mittel
aus den Nebelbeobachtungen von Kasan, Observatorium Engelhardt und Kosmodemiansk nur 12.5
Tage ergibt. Geringe Nebelhäufigkeit scheint das Gebiet auszuzeichnen.
3. Der Ostabhang vom Ural, dessen Stationen Tscheljabinsk und Swerdlowsk (Jekaterinburg) bis auf
wenige Zehntel übereinstimmende Werte haben (23.1 bzw. 23.5). Wenn auch ein unmittelbarer Ver
gleich der Nebelhäufigkeiten am Ost- und Westabhang des Uralgebietes infolge der zu geringen
Werte von Ufa und Krasno-Ufimsk am Westabhange nicht möglich ist, so ist die größere Nebel
häufigkeit der Ostabdachung im Verhältnis zum ostrussischen Gebiete bemerkenswert. Seichte,
von der Karischen See ausgehende Kältewellen überfluten nämlich häufig
den Zug des Uralgebirges nicht, sondern ibreiten sich, flacher und flacher
werdend, im wesentlichen südostwärts aus. An der Ostabdachung vom
Ural wird sich daher häufiger ein vertikales Temperaturgefälle ausbil
den, bei dem über flachen Kaltluftmassen wärmere Luftinder Höhe lagert,
so daß eine häufige Vorbedingung für Nebelbildung gegeben ist.
4. Das westsibirische Tiefland bis zur Station Taiga einsehl. mit 14—20 Nebeltagen, lediglich Omsk
mit 33 Nebeltagen tritt stärker hervor. Es handelt sich bei Omsk um Talnebel des Irtysoh.
5. Am Übergang vom westsibirisohen Tiefland zum mittelsibirisoben Berglande ist wieder eine stär
kere Zunahme der Nebelhäufigkeit festzustellen, indem Mariinsk 29 Nebeltage hat. Da aber in der
Verteilung der jährlichen Niederschlagstage in dem Übergangsgebiet vom Tiefland zum Flachland
dort eine ähnliche Unstetigbeit, eine starke Zunahme der Niederschlagstage zu verzeichnen ist,