Dr. Heinrich Seilhopf: Grundzüge der Flugmeteorologie, des Luftweges nach Ostasien.
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Monate, das Jahr 1904 fehlt völlig. Die Baßstation Werchniaja Michicha auf dem Chamardaban hat nur
von 1900—1903 beobachtet. Perevalnaja hat nur vom August 1905 bis Dezember 1907 Nebel notiert.
Die Mittelwerte von Gharbin sind errechnet nach den Angaben der Veröffentlichung: Observa
tions météorologiques en Mandchourie. I. Observations faites à la station de Charbin en 1898—1906,
Petersburg 1909.
Hinzugefügt sind außerdem nach Koppen 8 ) N ebelbeobachtungen von der Halbinsel Dalni (zwei
Stationen) und vom Golf und der Straße von Tschili (Tientsin und Tscbifu).
1. Räumliche Verteilung der Nebelhäuflgkeit.
Bei der Darstellung der räumlichen Verteilung der Nebelhäuflgkeit stößt man auf drei Schwie
rigkeiten: Zunächst ist die Häufigkeit gewisser Neb eiarten von der Örtlichkeit der Beobachtungsstelle
stark bedingt. In feuchten Tälern gelegene Beohachtungsstationen sind häufig im Bodennebel, während
in kurzer Entfernung davon höher gelegene Stellen neibelfrei sein können. Umgekehrt kann ein Hügel
gelände bereits im Hochnebel liegen, während das Flachland ringsum noch ausreichende Sicht auf weist.
Sodann ist die Auffassung darüber, was als Nebel, was als Dunst zu bezeichnen ist, hei den Beobachtern
vielfach verschieden gewesen. Das Preußische Meteorologische Institut schreibt daher vor, daß nur
die Tage als Nebeltage gezählt werden, an denen Sichtmarken in weniger als 1000 m Entfernung nicht
mehr sichtbar sind. Dazu kommt schließlich noch, daß die Notierung des gelegentlich auftretenden
Nebels in höherem Maße von der Zuverlässigkeit des Beobachters abhängt, als die regelmäßige Messung
von Niederschlag, Temperatur und Luftdruck zu festen Beobachtungsterminen; terminmäßige Angabe der
Sichtweite in Kilometer, bzw. Meter werden erst seit kurzem von den Beobachtern verlangt. Die Angaben
über die Anzahl der Nebeltage sind daher aus den genannten Gründen nicht streng miteinander ver
gleichbar. — Die erheblichen Unterschiede in der Länge der vorliegenden Beobachtungsreihein von
deutschen und außerdeutschen Stationen lassen es sodann ratsam erscheinen, den deutschen Strecken
abschnitt getrennt von dem übrigen zu behandeln.
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a) Deutscher Streckenabschnitt.
Die geringer© Vergleichbarkeit der Nebelbeobachtungen untereinander im Verhältnis zu den
Niedersohlagsmessungen ließ Hellmann davon Abstand nehmen, seinem Klima-Atlas von Deutschland 9 )
eine Karte der mittleren Nebelhäuflgkeit Deutschlands in gleicher Weise wie die Karten der Nieder-
schlag'shäufigkeit beizugeben. Der Versuch, auf Grund der Hellroannschen Zahlenwerte für das nord-
westdeutsohe Flachland (nördlich vom 52° N. Br., westlich vom 14° E. Lg.) ©ine Karte der Nebelhäufi-
keit zu entwerfen, hat jedoch zu einem befriedigenden, mit den Erfahrungen des Luftverkehrs in
großen Zügen übereinstimmenden Ergebnis geführt 10 ). Da der Anfang des Luftwegs nach Ostasien, die
Flugstrecke Berlin—Danzig—Königsberg das nordöstliche Deutschland in südwest-nordöstlicher Rich
tung schneidet, und erhebliche Abweichungen nach Norden und Süden vom geraden Luftwege bei Sohlecht
wetter gelegentlich Vorkommen, wird im folgenden der Versuch gemacht, die mittleren Nebelverhält
nisse Nordostdeutsohlands kartographisch darzustellen. Für eine Karte der mittleren Anzahl der Nebel
tage im Jahre stehen zur Verfügung folgende Werte der Hellmannsehen Nebelarbeit:
8 ) Koppen a. a. O. S. 256.
®) G. Hellmann, G. v. Eisner, H. lien/.e, K. Knoeli. a. a. O.
10 ) H. Seilkopf, Flngmeteorologische Streckenerfahrungen ans dem nordwestlichen Deutschland. Ztsehr. f.
Flugteehnik u. Motorluftsehiffahrt. 1926, S. 359—366.