Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 44. Bd. Heft 3.
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im allgemeinen die im Frühjahr aufkommenden Waldbrände durch die ersten ergiebigen Sommerregen
gelöscht werden, wüteten sie im Sommer 1915 infolge ungewöhnlicher Trockenheit in Mittelsibirien weiter;
auf einer Fläche von nahezu 4 000 000 qkm fielen im Zentrum nur 30 v. H., an den Rändern 50 bis
60 v. H. der normalen Regenmenge.
Trockenzeiten, als deren Folgeerscheinung Sohostakowitsch die Waldbrände nachweisen konnte,
entstehen aber unter dem Einfluß von Hochdruckgebieten, wie sie im Sommer 1915 das mittlere Sibirien
bedeckten. Auch in der zweiten Junihälfte und um die Monatswende Juli-August 1926 lagen über dem
mittleren Sibirien Hochdruckgebiete. Ist Hochdruckwetter eine Voraussetzung für d i e
Entstehung der Wald brande, so schafft der thermische Aufbau der Luft-
körper von Hochdruckgebieten die Bedingungen dafür, daß sich Rauch - und
Dunstmassen längere Zeit in den unteren Schichten der Atmosphäre halten
können: Von dem Inneren des Hochdruckgebietes senken sich nach den Rändern zu Abgleitflächen, auf
denen dynamisch erwärmte Luftmassen aus den mittleren Höhenkilometern des Hoehdruckkörpers ab
sinken; sie bilden Sperrschichten für den vertikalen Luftaustausch. Infolgedessen können sich Dunst
und Rauch in den windschwachen, bodennahen Schichten unterhalb der Abgleitfläohen ansammeln. Bei
zyklonaler Wetterlage findet ein lebhafter Austausch zwischen unteren und höheren Luftschichten statt,
so daß die bodennahen Luftschichten von derartigen Trübungen bald entmischt werden; auch sorgt
die im allgemeinen größere horizontale Luftversetzung für schnelleren Abtransport und schnellere
Zerstreuung.
II. Nebel.
Von der für den Luftverkehr weitaus wichtigsten Witterungserscheinung, dem Nebel, liegen von
der Strecke Aufzeichnungen der Anzahl der Tage mit Nebel vor, so daß man ein ausreichendes Bild
von der Verteilung der Nebelhäufigkeit längs des Luftwegs bekommt. Für den deutschen Strecken
abschnitt stehen bereits dreißigjährige, von Hellmann 6 ) bearbeitete Mittelwerte der Nebelhäufigkeit von
Stationen des Preußischen Meteorologischen Instituts und zwanzigjährige, von Koppen 7 ) zusammenge
faßte Beobachtungsreihen der Sturmwarnungsstellen der Deutschen Seewarte an der Ostsee zur Ver
fügung. Die Monats- und Jahresmittel der Anzahl der Nebeltage von Stationen des Luftwegs Berlin-
Königsberg sind in Zahlentafel I enthalten.
Von dem östlich der deutschen Grenze liegenden Streckenabschnitt ist ein gleichartiges Beobach
tungsmaterial noch nicht vorhanden. In den russischen meteorologischen Jahrbüchern (Annales de
l’Observatoire Physique Central Nicolas, Petersburg) beginnen Notierungen der monatlichen Zahl der
Nebeltage 1899, jedoch noch recht lückenhaft; auch I960 weist noch einzelne Lücken auf. Immerhin ist
es -möglich, für die veröffentlichten Jahrgänge 1900—1909 von 38 russischen Stationen Monats-und Jahres
mittel von der Anzahl der Tage mit Nebel zu bilden, die in Zahlentafel II aufgeführt sind. Bei einzelnen
Stationen ist das eine oder andere Jahr ausgefallen. Es fehlen innerhalb der 10jährigen Reihe folgende
Jahre: Wilna 1903, Smolensk 1909, NischneNovgorod 1904, Kosmodemiansk 1903, Krasno-Ufimsk 1903,
04, 05, Kurgan einzelne Monate der Jahre 1900, 03, 04, 05, Taiga Januar-August 1900; Krasnojarsk 1901
und 1903; Listwenitsohnoe Juli 1904 bis Dezember 1905; Goloustnoe 1905; Charauz 1900; Werchne-
Udinsk Januar, Februar 1900; Petrowskij-Zawod Januar bis September 1900; Tsoherniaewa 1900 und
1901; Blagoweschtsohensk 1903, Mai 1906 bis Dezember 1907. Von folgenden Stationen liegen nur Teil
reihen vor: Wiasma 1900—1904; Observatorium Engelhardt 1904—1909; Peking vom Juni 1903 ab. Recht
unvollständige Reihen sind leider von den Höhen Stationen Mondi, Werchniaja Michicha und Pereval-
naja vorhanden. In der Beohaohtungsreihe von Mondi 1900—1907 fehlen fast alljährlich ein oder einige
e ) G. Hell-mann, Der Nebel in Deutschland. Sitzungsber. d. Preuß. Aliad. d Wiss. Berlin 1921. LII, S. 900—919.
7 ) W. Koppen, Land- und Seenebel. Annalen d. Hydrographie n. maritim. Meteorologie, Berlin 191G, S. 233
bis 257, S. 401—408.