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Full text: 44, 1927

Dr. Heinrich Seil köpf: Grundziige der Flugmeteorologie des Luftweges nach Ostasien. 
gefordert 1 ) und wie es bereits von W. R. Eckardf) in der Ableitung des Klimas, vornehmlich der 
Niederschlagsverteilung aus der Luftdruckverteilung versucht worden ist. Kür den Flugmeteorologen ist 
diese Verknüpfung klimatologischer und symoptis eher Betrachtungsweise um so notwendiger, als ihm 
für die meteorologische Vorarbeit einer Flugstrecke — namentlich außerhalb Europas — zunächst meist 
nur klimatologische Beobachtungen in Form von Mittel- und Grenzwerten zur Verfügung stehen, er 
aber bei zunehmender Streckenlänge und zunehmender Weitmaschigkeit des Beobaohtungsnetzes 
sein Augenmerk auf die Schwankungen des Temperatur-, Strömungs- und Druckfeldes im großen 
innerhalb eines möglichst weitreichenden Raumes und deren Rückwirkungen auf örtliche Schlecht 
wettergebiete richten muß. Liefern ihm beispielsweise klimatologische Beobachtungsreihen die Kennt 
nis, daß in einem Gebiet in einer Jahreszeit Nebel auftreten, — etwa im östlichen Asien die Som 
mernebel, im östlichen Ostseegehiet die Frühjahrsnebel — so geben die Beziehungen zwischen deren 
Auftreten und den jahreszeitlichen Veränderungen des Luftaustausches über einem größeren Gebiet unter 
Berücksichtigung geographisch-orographischer Verhältnisse die Grundlage der Vorhersage. Das geo 
graphische Moment, das in der Abhängigkeit vieler meteorologischer Vorgänge von den Einflüssen des 
Untergrundes begründet ist, tritt besonders in der Flugmeiteorologie hervor, namentlich da der Luft 
verkehr sich zur Zeit noch größtenteils, der Vorgang von Start und Landung sich stets in der Bran 
dungszone des Luftmeeres am Erdboden oder an der Meeresoberfläche abspielen. 
Vorliegende Untersuchung über die Flugmeteorologie des Luftwegs nach Ostasien verdankt ihre 
Entstehung dem Ostasienflug der Deutschen Luft-Hansa im Sommer 19,26. Die gesamte Expedition 
stand unter Leitung von Herrn Dr. Knauß, den Herr v. WlnterfeM als technischer Leiter begleitete. Eine 
eingehende Darstellung des Ostasienfluges der Luft-Hansa und seiner Aufgaben aus der Feder des Ex 
peditionsleiters Dr. Knauß 3 ) ist bereits erschienen. Zu einem längeren Besuchs- und Verkehrserkun 
dungsfluge starteten die beiden Junkers G 24-Flugzeuge D 901 und D 903 (Flugzeugführer Dokli und 
Schnäbele) in der Nacht vom 23. zum 24. Juli in Berlin und erreichten nach mehrwöchentlichem Auf 
enthalt in Irkutsk und Tscbita am 30. August Peking. Der Rückflug Peking-—Berlin fand vom 8. bis 
26. September statt. Verfasser hatte die Flugexpedition meteorologisch zu beraten, zu welchem Zwecke 
er vom 24. Juni bis 24. September in Irkutsk stationiert war. Die Beratung wurde durchgeführt auf Grund 
von Wetterkarten des sibirischen und ostasiatischen telegraphischen Beobachtungsmaterials, die Verfasser 
an dem Meteorologischen Observatorium in Irkutsk von Ende Juni bis Ende September täglich selbst entwarf. 
Dem Direktor des Magnetisch-Meteorologischen Observatoriums in Irkutsk, Herrn Prof. Schostakowitsch, 
sei für die Ueberlassung der Beobachtungen auch an dieser Stelle herzlicher Dank zum Ausdruck ge 
bracht. Viele Teile vorliegender Arbeit beruhen auf Erfahrungen und Anregungen, die Verfasser durch 
die aim Observatorium Irkutsk sonst nicht ausgeführte tägliche Wetterkartenzeiohnung und Prognosen- 
iätigkeiit gewann. Beobachtungen der Flugexpedition, namentlich Beobachtungen vom Verfasser im 
Baikalgebiet sowie auf der Ausreise und Heimreise sind an vielen Stellen der Untersuchung verarbeitet 
worden. 
Ii. Sichtigkeitsverhältnisse. 
Der Beobachtung der Sichtweite hat man erst in jüngster Zeit Bedeutung beigemessen, einer 
seits im Hinblick auf den Luftverkehr, andererseits für eine genauere Analyse der Luftkörper im Sinne 
der Bjerkines-Bergenschen Betrachtungsweise der Wetterlage. Systematische Sichtigkeitsbeobachtungen 
liegen daher von dem deutschen Streckenabschnitt nur in kurzen, zudem noch nicht veröffentlichten 
*) s. W. Koppen, Brücken zwischen der Klimatologie und der synoptischen Meteorologie. Meteorolog. Ztsehr. 
1926, S. 495. — Iv. lvnoch, Zur Methodik klimalologiseher Forschung. Tätigkeitsbericht des Preuß. Meteorolog. In 
stituts 1924 S. 49—59. 
2 ) W. B. Eekardt, Grtmdzüge einer Physioklimatologie der Festländer. Berlin 1922. 
3 ) R. Knauß, Im Großflugzeug nach Peking. Der erste Weltflug der Deutschen Luft-Hansa. Berlin 1927.
	        
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