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Full text: 44, 1927

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Dr. Heinrich. Seilkopf: Grundzüge der Flugmeteorologio des Luftweges nach Ostasien. 
A. Einleitung und Bemerkungen zur Methode. 
Für die Kenntnis von Witterungserscheinungen und Luftzuständen an einem Luftwege geben 
vorhandene meteorologische Beobachtungsreihen die ersten Anhaltspunkte. Temperatur und Luftdruck, 
Niederschlagsmenge, Luftfeuchtigkeit, Zahl der heiteren und trüben Tage, Windrichtung und Wind 
stärke sind in Durchschnitts- und Grenzwerten von vielen Teilen der Erde bereits bekannt und in 
Klimawerken tabellarisch und beschreibend, in Klimaatlanten kartographisch dargestellt. Die für den 
Luftverkehr wichtigsten Angaben über Sichtverhältnisse, besonders über die Nebel, über Wolkenhöhen, 
über Höhenwinde fehlen jedoch in den meisten Fällen. Dies liegt einerseits darin begründet, daß für 
große Gebiete der Erde Beobachtungen hierüber bisher nur spärlich oder gar nicht vorliegen. An 
dererseits aber betrachtet man im allgemeinen das Klima in Hinblick auf seine Bedeutung für den 
Menschen und seine Kultur; der überragende Anteil von Temperatur und Niederschlag in den Klima 
darstellungen erklärt sich daraus, daß sie für den Menschen, für Ackerbau und Viehzucht, bis zu 
einem gewissen Grade auch für Verkehr und Industrie von ausschlaggebender Bedeutung sind oder 
sein können, während die Sichtigkeit und Nebelverhältnisse als minder wichtig größtenteils außerhalb 
des Kreises klimatologischer Betrachtungen bleiben. Dort, wo in den Darstellungen von Klima und 
Wetter auch auf die Anforderungen der Schiffahrt Rücksicht genommen ist, werden bereits die Bear 
beitungen erweitert durch stärkere Berücksichtigung der Windverhältnisse, insbesondere der Stürme, 
und durch Hervorhebung der Nebelverhältnisse. Auch Angaben über Trübungen der Luft durch 
Dunst, Passatstaub sind dann zu finden. Erhöhte Bedeutung gewinnen die Zustände und Erscheinun 
gen des Luftmeeres jedoch für den Verkehr, dessen Bewegungsraum das Luftmeer selbst ist. Notwen 
dig erscheint es daher, für ein bestimmtes Gebiet oder einen bestimmten Luftweg einen methodischen 
Versuch zu machen, die für die Luftfahrt wichtigen Witterungsvorgänge im Sinne einer Flugmete 
orologie zusammenhängend zu bearbeiten. Wenn sich bei diesem Versuche Lücken zeigen, so können 
auch diese wertvoll werden, indem sie Anregungen zur Sammlung künftigen Beobaohtungsmaterlals 
und zu künftigen Bearbeitungen bieten. 
Bei der vorliegenden Bearbeitung der Flugmeteorologie des Luftwegs nach Ostasien ist die Un 
tersuchung der Siohtigkeitsverhältnisse, namentlich der Nebel Verhältnisse als der für den Luftverkehr 
bei weitem wichtigsten meteorologischen Erscheinung an die Spitze gestellt. Die Frage nach der 
durchschnittlichen räumlichen Verteilung der Nebel längs des Luftweges sowie der jahreszeitlichen und 
tageszeitliohen Verteilung kann auf Grund klimatologisohen Beobachtungsmaterials beantwortet wer 
den. Nach der Sicht ist die Wolkenhöhe für den Luftverkehr von Bedeutung; Beobachtungen liegen 
freilich spärlicher vor. Weiterhin benötigt der Luftverkehr eine Darstellung der Windverhältnisse in 
der Höhe, die jedoch aus Mangel an Beobachtungen unterbleiben mußte, die aber zu einer Flugmete 
orologie um so eher gehören sollte, als ihre Kenntnis durch Abkürzung der Flugzeiten und Brenn- 
stoffersparnis mitwirken kann, die Wirtschaftlichkeit des Luftverkehrs zu heben. Bei den in abseh 
barer Zeit noch üblichen Flugzeuggeschwindigkeiten von 130—250 krn/Std. und Luftschiffgesohwindig- 
keiten von 110—150 km/Std. sind aber Stürme für den Luftverkehr wesentlich, besonders da den hohen 
horizontalen Windgeschwindigkeiten aueh verhältnismäßig große vertikale in den Luftwirbeln und 
starke Turbulenz entsprechen. Die Sturmgebiete und Sturmerscheinungen des Luftwegs sind infolge 
dessen eingehend behandelt. 
Bei den Niederschlagsverhältnissen hat die in den klimatologisohen Werken bevorzugte und 
stets einen wesentlichen Raum einnehmende Behandlung der Niederschlagsmenge (in mm Wasserhöhe
	        
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