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Full text: 44, 1927

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Aus dem Archiv der Oeutscheu Seew&rte. 44. Band. Heit 2. 
Es darf angenomen werden, daß innerhalb dieser Periode die Schwankungen der Eisverhältnisse den 
Schwankungen der Temperatur nahezu proportional und die übrigen die Eisbildung und den Eisabgang 
beeinflussenden Faktoren nahezu konstant waren. Die Wintertemperatur dieser Periode betrug in 
Berlin (Mitteltemperatur des jeweils kältesten Monats) —1.3°, während das langjährige Mittel seit 1813, 
wie wir sahen, —2.4° C, beträgt. Die Periode war also zu warm. Die Tage mit Eis auf der Elbe bei 
Magdeburg betrug nur 30, gegen 53 im Mittel der Jahre 1813—1917. 
Es sind nachstehend die Eisverhältnisse der folgenden sechs Gebiete besprochen worden: 
1. Äußerster Nordosten (Memel, Ruß, Pregel), 
2. Weichselgebiet, 
3. Gdergebiet, 
4. Elbegebiet, 
5. Wesergebiet und Einsgebiet, 
0. Rheingebiet. 
1. Äußerster Nordosten. 
Die normale mittlere Januartemperatur beträgt —3° bis -5 d. h. 2 bis 4 Grad niedriger als in 
Berlin, 5 bis 7 Grad niedriger als im äußersten Westen. Die Flüsse führen hier außerordentlich lange 
Eis und an 80 bis 87 Prozent der Tage mit Eisbedeckung herrscht Eisstand. Bereits Ende, in kalten 
Jahren schon Anfang November, bildet sich das erste Eis, das schon vor Mitte Dezember, zuweilen 
schon in der Zeit vom 10. bis 15. November zum Stehen kommt. Der Eisstand pflegt sich bis Mitte 
März, zuweilen bis etwa zum 10. April, das Eis überhaupt bis Ende März, in kalten Jahren bis Mitte 
April zu halten. Je nach den örtlichen Verhältnissen zählt man 95 bis 110 Tage mit Eis und 76 bis 
89 Tage mit Eisstand. 
2. Weichsel. 
Hauptfluß: Die Temperaturen des Winters sind an dem höher gelegenen Oberlauf infolge des 
kontinentalen Klimas noch etwas niedriger als im Unterlauf. (Krakau: Januar: —3.3, März 2.0; Neu 
fahrwasser: Januar: —1.9, März 1.3.) Aber infolge des bedeutend größeren Gefälles im Oberlauf, so 
wie der schon merklich höheren Temperatur des März ist die Eisdauer viel geringer als in Thorn oder 
Marienburg. (75 Tage gegen 42 in Krakau.) Der Eisstand macht in Krakau 50%, in Thorn 43%, in 
Marienburg aber 81% der Gesamt dauer aus. Das ei-steEis tritt in Krakau Mitte, am Unterlauf Anfang 
Dezember auf, das letzte Eis am Oberlauf Ende Februar, am Unterlauf am 11. März. In ertremen 
Fällen schwanken die Grenzen zwischen dem 9. November und Anfang April. Eisstand tritt in Krakau 
und Thorn nicht mehr regelmäßig Jahr für Jahr, in Marienburg zwischen dem 18. Dezember und 
7. März auf. Die äußersten Grenzen für den Eisstand sind am Oberlauf der 1. Dezember und 8. März, 
am Unterlauf Mitte November und Anfang April. 
Nebenflüsse: Von den Nebenflüssen zeigt die Drewenz die Verhältnisse der kleineren nord 
östlichen Flüsse (Memel, Ruß, Pregel), in Bezug auf Eisstand übertrifft sie diese Flüsse sogar, so daß 
bei Osterode in Ostpreußen die ungemein hohe Anzahl von 101 Tagen mit Eisstand im Mittel beob 
achtet werden. Die von Westen kommende Brahe hat allerdings etwas günstigere Eisverhältnisse als 
die untere Weichsel. Im allgemeinen gilt die Regel, daß sich mit Abnahme der Eisdauer, besonders 
aber mit Zunahme der mittleren Temperatur die Termine des ersten Eises und Eisstandes verspäten, 
die Termine des letzten Eises und Eisstandes verfrühen. Doch können durch besondere Verhältnisse 
Abweichungen von dieser Regel bedingt sein. 
3. Oder. 
Hauptfluß: Mit dem Fortschreiten nach Westen und der Abnahme der Winterkälte vermindert 
sich die Zahl der Tage mit Eisbedeckung. Sie ist im Oberlauf trotz der niedrigeren Temperatur bei 
dem starken Gefälle geringer als im Unterlauf. Die Gegend von Schwedt zeichnet sich besonders 
durch langandauernden Eisstand aus, während weiter oberhalb vielfach schon Jahre vorgekommen 
sind, in denen das Eis überhaupt nicht zum Stehen kam.
	        
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