Studienrat Dr. Margarete Gans: Das Hndsonmeer.
103
wie Kühnheit steht obenan der Gedanke, Winnipeg über den Winnipegsee und den Nelson oder den
Hayes auf dem Wasserwege an das Hudsonmeer anzuschließen. 65 ) Direkte Dampfer könnten alsdann
zwischen Liverpool und Winnipeg verkehren! An Schiff ah rtsh i ndernissen wären nach den bisherigen
Forschungen im Nelson vor allem die seichte Stelle bei der Gillams- oder Lower Seal-Insel und die
Schnellengebiete im Bereiche der 1. Limestone Rapid, des Split-, des Sipiwe.sk- und des Big Heed-Sees
zu überwinden. Sonst ist nur bekannt, daß der Nelson etwa 6—18, der Winnipegsee an seinem Südende
10 m tief ist. 66 ) Was die übrigen in Frage kommenden Flüsse anlangt, so hat Bell 1909 als Hauptergeb
nisse der Forschung hinsichtlich der Schiffbarkeit nur feststellen können, daß während des Hoch
wassers im Frühjahr für Dampfer mit kraftvoller Maschinerie befahrbar sind: der Churchill 185, (vor
ausgesetzt, daß die Schnelle am Eingänge der Gezeitenlagune überwunden wird!), der Hayes, ednschl.
des Shamattawa und des Steel-River, der Severn, der Weenisk, der Equan und der Moose mit Missinaibi
etwa 240, der AttawapiShkat und Albany ungefähr 460, der Kapuskow 92 km. Deckert hält für möglich
und besonders wichtig die drei Schiffahrtsverbindungen: Albany — Nipigon Oberer See; Moose — Obe
rer See; Noddawai — Ottawa. Dem Getreidetransport wird vielleicht auch einmal zu Gute kommen,
daß der Saskatchewan praktisch fast in seiner ganzen Länge bis zum Winnipegsee zwischen Mai und
August schiffbar ist.
Durch die geschilderten Entwioklungsmöglichkeiten werden vornehmlich die beiden kanadischen
Provinzen Manitoba und Ontario aufs engste mit dem Hudsonmeere verknüpft. Diese Tatsache er
heischte eine Neuregelung ihrer alten Gebiets- und Grenzverhältnisse mit Bezug auf ¡das Hudsonmeer,
vor allem die Beseitigung der Binnenlage Manitobas: 67 * ) Durch Parlamentsbeschluß vom 12. März 1912
erhielt Manitoba das Nelson-, das Hayes- und den Hauptteil des Ohurchillgebiets, und zwar dadurch,
daß seine frühere Westgrenze nordwärts bis zum 60. Breitenkreise verlängert, auf diesem östlich bis
zur Küste zwischen Goose- und Severmündung ab gebogen wurde. 69 ) In der jüngsten Literatur trägt
das angegliederte Stück Land vielfach den Namen Neu-Manitoba. Es bedeutet für Alt-Manitoba einen
Zuwachs von 460 000 qkm. Ontario wurde um das Gebiet nördlich des Albany bis zur neuen Ostgrenze
Manitobas, um das 400 000 qkm umfassende Patricia, vergrößert. Außerdem gestand man ihm noch zwei
kleine Exklaven in Neu-Manitoba zu: eine an der Mtindüng des Nelson, die den Endpunkt der Temis-
kaming-Northern-Ontario-Bahn aufnehmen soll, und eine etwas südlicher gelegene, noch ungenau er
forschte. Sämtliche Gebietserweiterungen wurden auf Kosten Keewatins vorgenommen. Da nördlich
des 60. Breitenkreises unmittelbar die Nordwestterritorien an Manitoba ansohließen, ist diese alte Hud
sonmeerprovinz heute vom Kartenbilde Kanadas völlig verschwunden. Die Südküste von 79 2 /s 0 w. L.
ab und die Ostküste des Hudsonmeers gehören der Provinz Quebec zu.
vvnwV -
e5 ) Hammauu. Die wirtschaftliche Lasse von Kanada 1912. Aus den Proceedings of the geographieal seetion oí
the British Assoc. for the Advancemeut oí Science (Vgl. Geogr. Journ. 1880, II, S. 579) geht hervor, daß man schon
einmal vor dem endgültigen Entschluß, die Hudsonbai-Eisenbahn zu hauen, die Schiffbarkeit des Nelson erwogen
hatte. Doch Bell hatte die Hindernisse für die Schiffahrt als unüberwindlich liingestellt, so war der Gedanke fallen
gelassen worden.
»«) Bell. Geol. Surv. of Can. 1877/78.
er ) Upham. The Glacial Lake Agassiz. MonographsU. St. Geol. Surv. 25, S. 63. — Bell. The Hudson Bay Route
to Enrope. Scott. Geogr. Mag. 1910, S. 74. — Vgl. anch die Verkehrskarte von Amerika. Deutsche Rundschau für
Geogr. Bd. 39, 1908/09, S. 33—34.
ss ) Cormie 1917.
e») Der genaue Verlauf dieser Linie soll noch Gegenstand der Beratung mit Ontario seip.