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Full text: 44, 1927

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Stiulienrat Dr. Margarete Gans: Das Hudsonmeer. 
Buttons eine gute Ankerstell«» 1915 konnten aber nach Connie 52 ) wiederum 36 Fahrten durch die 
Straße ohne jeden Unglücksfall ausgeführt werden. 
Mit Hilfe der „Stanley“ und der „Burleigh“ wurde auch der Frage der magnetischen Deklina 
tion in der Hudsonstraße und im Hudsonmeere näher ¡getreten. Miies zerstreute den üblen Ruf des 
Hudsonmeers wegen der vermuteten Wirkung lokaler Attraktion und der daraus folgenden Ungenauig 
keit des Kompasses 53 ) durch die Feststellung, daß der Wechsel der Variation durchaus normal, obgleich 
schnell sei, was die beinahe stündlich vorgenommenen Beobachtungen ergäben. Die kartierten Linien 
der Variation müßten jedoch berichtigt werden. Als eine gute Hilfe gegen die Unsicherheit des Kom 
passes erweise sich außerdem der beständige Gebrauch der Sonde. Auch werde schon von Gordon 
und von Wakeham der kompensierte Will. Thomson sehe Normal-Kompaß empfohlen. Nicht zu vergessen 
sei schließlich auch, daß sich der Uebelstand in jenen hohen Breiten durch die Länge und Helle 
der Mittsommer tage etwas ausgleiche. 54 55 ) 
Neben diese praktischen Untersuchungen traten dringliche Forderungen zu energischer Küsten- 
bilfe auf beiden Seiten der Hudsonstraße. Bell verlangte als unbedingt nötig drei Paar Leuchttürme: 
eins auf der Nottingham- und der Digges-Insel, das zweite im Norden und im Süden der Charles- 
Insel und das dritte bei Kap ChSdley und auf der Resolution-Insel. Diese Leuchttürme müßten durch 
Tel egrap hen Linien verbunden werden. (Wakehani schlug schon 1897 die Verwendung der drahtlosen 
Telegraphie vor.) Dazu sei noch eine Anzahl Signalstationen unerläßlich. 
Verhältnismäßig am unentschiedensten ¡blieb auch im letzten Abschnitte noch die Schiffsfrage. 
Angeregt schon durch Gordon, faßt man wohl ins Auge: Dampfer von ungefähr 2000 Bruttotonnen, 
aus Eisen oder Holz, verstärkt gegen das Eis durch hölzernen Beschlag (Grünholz), darüber am Bug 
noch starke Eisenplatten (Neptun©!); mit kleiner Schiffsschraube, die aber tief im Wasser liegen muß, 
da schon kleine Eisstücke genügen, sie zu beschädigen; dazu ein© kraftvolle Maschinerie, damit wenig 
stens 10—12 knots (19—22 km) in der Stunde zurückgelegt werden können. Nun ist die Frage, oh 
ein solches, an sich schon schweres Schiff als Lastsehiff geeignet ist. Ein leichter Dampfer kann in 
Eisgefahr zur Not von den Schollen emporgehoben und so gerettet werden, ein schwerer Frachter wird 
zerdrückt. Nur die praktische Erprobung, ¡d. h. Fahrtversuche beladener Frachtdampfer, kann hier die 
endgültige Entscheidung bringen. 
Damit sei die in kurzen Zügen dargelegte Entwicklung des Hudsonbaiweg-Problems beschlossen. 
Es scheint, als oh alles auf die Erfüllung des brennenden Wunsches der kanadischen Farmer dränge. 
Vielleicht regt auch die Not des ausgehungerten Europas zu rascherer Tat an. Doch gilt es abzu 
warten. Mag sein, daß schon in wenigen Jahrzehnten der Hudsonbaiweg als Aushilfs- und Entlastungs 
weg (natürlich nur als solcher!) eine Selbstverständlichkeit wird. Die wirtschaftliche Einstellung auf 
diese Möglichkeit würde nicht ausbleiben: versicherte doch bereits 1884 D. J. Beaton dem forschenden 
Gordon, den er begleitete, daß, wenn der Hudsonbaiweg eröffnet wäre, eine britische Schiffsbesitzer 
firma sofort eine Dampfeiiinie nach dem Hudsonmeere einrichten würde, und daß ein Agent seine 
Bereitwilligkeit ausgedrückt hätte, das Risiko der Schiffsversicherung zu übernehmen. 56 * ) Doch wird 
— wegen der ungünstigen natürlichen Verhältnisse von Hudsonmeer und Hudsonstraße — der Aus 
spruch P. T. Graths: 56 ) „The shores of Hudson Bay will he peopled with prosperous communities and 
its waters dotted with t-he argosies of commerce“, immer eine starke Uehertreibung bleiben! 
An die kommende Eröffnung des Hudsonbaiwegs werden in Sachverständigenkreisen (Bell, Low, 
Grant, Conmie u. a.) große Hoffnungen auf einen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung Inner 
kanadas geknüpft. Man erwartet nicht nur eine Neubelefoung der ins Absterben geratenen alten Er 
5a ) The Geograph. Review, July 1917, S. 33. 
5S ) Geogr. Journal 1912, S. 399. 
«) Dawson, S. 619 und 622. 
55 ) S. den Stempel auf der letzten Druckseite von Nelson: Proposed .... „Hudson Bay and Pacific Railway 
and New Steamsliip Route Syndicate Limited. 11 Queen Victoria Street. London.“ 
»«) Cormie 1917, S. 37.
	        
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