Die wirtschaftlichen Schäden der tropischen Wirbelstürme.
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Die Samoa-Orkane wurden durch empfindliche Schiffsverluste, die besonders Deutschland dort
erlitt, berüchtigt. Es sei nur im Vorübergehen an die große Katastrophe von 1889 erinnert 1 ). Dem
starken Seegang entspricht nicht immer eine verheerende Windstärke im Innern des Landes-). Gleichwohl
sind die Schäden auf dem Lande recht erheblich, kaum ein Jahr vergeht, ohne daß sich ein Orkan
gezeigt hätte. Im April. 1850, Januar 1870, März 1883, Februar 1903 wurde die Insel Upolu verwüstet.
In diesen Jahren wurden die Kokosnuß-, Bananen- und Brotfruchternten völlig vernichtet, die Eingeborenen
für einige Wochen dem Hungertode nahe gebracht. 1903 wurden besonders die Kakaobestände verwüstet®).
Immerhin sind aber die Orkane auf Samoa im Vergleich zu anderen Südseeinseln ziemlich selten.
Eine verschiedenartige Beurteilung findet die Lage auf den Fidschi - Inseln. Nach dem wirtschaft
lichen Aufschwung, den diese Inseln in letzter Zeit genommen haben, wendet man nun auch dieser Seite
der klimatischen Voraussetzungen gesteigerte Aufmerksamkeit zu. In der Zeit von 1848 bis 1910 wurden
34 Orkane auf den Inseln festgestellt; zwischen den besonders schweren liegen größere Zeitabschnitte 4 ).
Selten wird die ganze Inselgruppe von ein und demselben Wirbelsturm heimgesucht. Die östlichen
kleineren Inseln und Taveuni sind nahezu orkanfrei, während die Hauptkraft die Insel Yasawa, Nandi
und Kandavu trifft 3 ). Soweit Plantagenkultur herrscht, sind die landwirtschaftlichen Schäden, in erster
Linie durch Niederschlag und Flutwellen, oft recht bedeutend. Einstweilen fehlen aber noch die
Beobachtungen über längere Zeiträume 5 ). Von früheren Orkanen sei vor allem der vom März 1886
erwähnt, der ungefähr 500 Menschen auf den Fidschi-Inseln das Leben kostete 6 ). Wie auch sonst, so
entstehen auch auf den ozeanischen Inseln die großen Menschenverluste durch ungeheure Orkanwellen,
die in der Nähe des Zentrums in einer Höhe von 3—10 m auftreten. Ueber die Bedeutung der Orkan
schäden auf Fidschi urteilt Chapple 7 ): „Their destructive power is more apparent than real ... If hurri-
canes were as destructives as people outside. Fidji think they are, the coconut palm would be as exstinct
as the moa. And yet the account is everywhere “Bloms”, as they are somewhat affectionately called in
Fidji, are not an unmixed evil in any case. They stir things up. They prune the trees of fruit and
leaves and give their fecundity arrest, so that they bear better afterwards. They loose the soil around the
roots and alarte it. They dig about them as it were . . . Then the hurricanes blow pests away. The moth and
other insects pest might be much worse if the wind did not rid the island of much that is amiss in insect life,“
Bedeutende Orkane auf den Fidschi-Inseln seit 1908. [Newnham (83) S. 321 ff.] 1908, 25. Januar: Vanua-Levu,
Taveuni und I-au-Gruppe. Kokosnußernte stark beschädigt (5—50 ®/o), Brotfruchtbäume entwurzelt, Orangen-, Bananen- und Pompelmus-
Pflanzungen zerstört. Viele Gebäudeschäden. 23. März: Viti-Levu und Kandavu. Schwere Schäden mit Ausnahme des Nordwestens.
1909, 25. März: Bedeutende Ernteschäden. — 1910, 24./25. März: Schwerer Hurricane; Hauptschaden in den Distrikten Rewa und Suva
(£ 250000); Bananen-, Zucker- und Tabakpflanzungen zerstört; wenige Tote. — 1911, 22. Dezember: Großer Schaden in den Banancn-
plantagen. — 1913, 18. März: Hauptschaden in den Bananenplantagen in Nieder-Rcwa und Suva und der umliegenden Küste und
Nieder-Vavua; Zuckerrohr litt besonders in Nieder-Rewa und Navua. — 1914, 24. Dezember: Hauptschaden durch Regen: Nord-Viti-Levu,
Ovalau, Makongai und Lakcmba. — 1919, 8./9. Februar: Schaden auf Yasawa, Nordwesten von Viti-Levu. 28. März: Beträchtlicher
Schaden an den Brotfrucht-, Kokosnuß- u. a. Ernten; viele kleine Schiffe zerstört.
Im übrigen Ozeanien treten die wirtschaftlichen Schäden der Wirbelstürme sehr in den Hintergrund,
sind ja die Inselgruppen selbst wirtschaftlich ziemlich unbedeutend. Auf den Tongainseln sind zu
manchen Zeiten die Orkane häufiger als auf Samoa*). Die wirtschaftlichen Schäden beschränken sich in
der Regel auf einen Ausfall in der Kopraproduktion, ähnlich, wie bei den nicht so häufig heimgesuchten
neuen Hebriden, deren Süden am meisten zu leiden hat, und den Gesellschaftsinseln 9 ). Bei Tahiti macht
sich der Einfluß seiner Gebirge stark geltend; von schweren Orkanen wird es kaum heimgesucht.
Überhaupt beeinflussen Gebirge und Land hier die Bahnen viel stärker als in allen anderen Orkangebieten 10 ).
F'ür die Schiffahrt ist wichtig, daß sich die Wirbelstürme nur selten südlich des Wendekreises
zeigen”), also die Schiffahrtslinie Australien—Neu-Seeland—Südamerika außerhalb des Orkangebietes liegt.
Der Mangel an sicheren Häfen in der Südsee ist eine große Gefahr, besonders wenn ein Schiff gezwungen
ist, einen Orkan in Landnähe durchzumachen. Innerhalb der Inselwelt wird die oben erwähnte Orkan
welle den Schiffen zum Verderben, so strandeten 1883 alle im Hafen von Apia liegenden Schiffe, in
*) Vgl. Ann. llydr. 1892. *] Wagner (133) S. 42. a ) Newnham (83) S. 328. 4 ) Chapple (16) gibt für die schwerer:
Orkane ein Intervall von 2—9 Jahren an und bezeichnet dabei die Stürme von 1895, 1904, 1908, 1910 und 1912 als besonders
stark. *) Newnham 83) S. 321 ff. berichtet nur über die Schäden der Orkane seit 1908. *) Vishcr (132!. *) Chapple (16) S. 17 ff
Ann. Hydr. X S. 697. * Vgl. Newnham (83) S. 320 ft‘. u. Meinicke (77 I S. 212, II S. 178. 10 ) S. H. (113) S. 157
,l ) Newnham 83, S. 327.