Die wirtschaftlichen Schäden der tropischen Wirbelstürme.
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werden. Die Verluste an Menschenleben, Rinderherden, landwirtschaftlichen Erzeugnissen aller Art waren
nicht tiefergehend. 1864, 1885, 1893 sind Jahre verheerender Wirbelstürme x ). Im Jahre 1912 wurde im
Nordwesten der Insel erheblicher Schaden angerichtet (10 Millionen Franken). Auf den Comoren
bildet ein schwerer Orkan einen Ausnahmefall, z. B. 14. und 15. April 1908, wobei viele Menschen dem
Orkan zum Opfer fielen s ). Selbst die Seychellen werden gelegentlich vom Orkan betroffen, wie der
vernichtende Sturm des Jahres 1862 beweist, bei dem 60 Menschenleben und ein Sachschaden von
100000 Franken zu beklagen war 8 ).
Von großen Schiffahrtswegen bleibt das Gebiet der Mauritiusorkane heutzutage unberührt. Die
Schiffahrt nach Australien nimmt vom Kap aus ihren Weg weiter südlich, vom Suez-Kanal aus über den
Malaischen Archipel 4 ). Ebenso weichen die ostindischen Reisschifife dem Orkangebiet in einem bedeutenden
Bogen aus. Mauritius, noch weniger die andern Inseln, hat keinen Durchgangsverkehr. Für die Fahrt
nach Indien gilt folgende Segelanweisung für die Orkanzeit 5 ) : „ . . . vessels . . . should steer to the
northward, passing well to the westward of thè Cargades, a most dangerous group, thus keeping a clear
sea open to the westward, that there may be nothing in the way should it be desirable to run to the
northward and westward, which would be thè true course to take in case of encountering the sw or nw
quadrant of a cyclone . . . “
Besonders mißlich ist es, daß durch den Mangel an Beobachtungsgelegenheit auch heute noch trotz
des weitreichenden Funknetzes die das Orkangebiet kreuzenden Schiffe sehr auf ihre eigenen Beobachtungen
angewiesen sind.
IV. Das Wirbelsturmgebiet des nördlichen Indischen Ozeans.
(Bengalen-Bai und Arabisches Meer.)
Das Orkangebiet zu beiden Seiten der vorderindischen Halbinsel unterscheidet sich von den bisher
behandelten Gegenden vor allem dadurch, daß in jedem Jahr zwei Maxima auftreten, nämlich einmal im
April und Mai, dann im Oktober und November. Durch den engen Zusammenhang mit dem Monsun
wechsel hat man eine bestimmte Erklärungsmöglichkeit für die Entstehung dieser Zyklonen. Ihr Areal
umfaßt ungefähr 6 Millionen qkm, davon entfallen etwas mehr als 2 Millionen qkm auf die Bai von
Bengalen, etwas mehr als 37a qkm auf das Arabische Meer. In beiden Teilgebieten sind die Wirbel
stürme ziemlich ähnlicher Natur 6 ). Im Arabischen Meer fehlen im Februar, März und August die
Stürme; dagegen sind die Maxima im Juni, Oktober und November scharf ausgeprägt, ln der Bengalen-
Bai tritt die größte Häufigkeit strenger Orkane im Mai auf. Von den Juni-, August- und September-
Zyklonen sind 90% mäßig oder schwach (Windstärke unter B 10), von den 365 Zyklonen der Jahre 1877
bis 1912 waren 22% stark, 37% mäßig und .41 % schwach (unter B 8) 7 ). Einige weitere Charakteristika
haben die Zyklonen der Bengalen-Bai gegenüber den Taifunen und Hurricanes : 1. nur wenige Orkane
weisen eine zentrale Kalme auf. 2. Sie brechen auf dem Lande nicht ab, sondern vermindern nur ihre
Gewalt 8 ). Auffallend ist die Abhängigkeit des Charakters der Stürme von den gerade allgemein
herrschenden Witterungszuständen. „Zyklonische Stürme von genügender Ausdehnung und Intensität,
um gefährlich zu werden, kommen in der Bai nur während der Periode vor, da Südwestwinde mehr
oder weniger beständig über dem Eingang und dem Süden der Bai wehen . . .“ Zur Zeit des Nord-
ostmonsums etwa bis Mitte März fehlen Wirbelstürme gänzlich. Im April sind sie noch verhältnismäßig
selten; sie bilden sich dann ziemlich im Süden der Bai, meist in der Richtung auf Ceylon oder die
Coromandelküste zu, selten in der Andamanensee und auf die untere Peguküste fortschreitend. Im Mai
werden die Zyklonen schon häufiger, zwei in drei Jahren etwa. In der ersten Monatshälfte beginnen sie
mit 75% Wahrscheinlichkeit in westlicher Richtung auf die Coromandelküste zu; in der zweiten Hälfte
(in fünf oder vier Fällen gegen einen) nordwärts nach dem inneren Ende der Bai. Die Wahrscheinlichkeit,
daß die Stürme dieses Monats von großer Intensität sind, ist sehr hoch. Im Juni ist jedes Jahr auf 1
oder 2 Stürme zu rechnen. Sie bilden sich nun bedeutend weiter nördlich, nördlich von 20° n, B. ; 2-3 von
ihnen gehen quer über die Nordwestecke der Bai, unmittelbar vorbei an der Mündung des Hugli. Im
*) Revue maritime. * *) Ann. Hydr. 1909 S. 261. *) Hartmann [48) S. 105. 4 ) Hassert (49) u. Scholl (105). *) (7) II S. 122.
*) Nach Newnham (83). T ) Newnham (83). *) vgl. dazu S. H. (113) S. 225 ff. und Hann (47) S. 596.