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Full text: 43, 1925

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Die wirtschaftlichen .Schaden der tropischen Wirbel stürme. 
diese Kenntnis im Augenblick nicht ermessen. Sollte sich der Sturmkörper tatsächlich als so flach 
heraussteilen, wie manche annehmen ’), so wäre dem Flugzeug eine Uberfliegung der Gefahrenzone ohne 
Änderung des Kurses möglich. Andernfalls kann es aber vermöge seiner größeren Geschwindigkeit dem 
Sturme ohne Schwierigkeit ausweichen und hat dem Ozeandampfer gegenüber außerdem noch den Vorteil, 
daß es ihm dazu nicht an Raum mangelt. 
Bezüglich der Höhenausdehnung ist auch noch zu beachten, daß die Zyklonen, die vom Bengalischen 
Meerbusen zum Arabischen Meer vorrücken, sich beim Überschreiten der Halbinsel in ihrem unteren 
Teil auflösen, während der obere erhalten bleibt; es tritt nur schlechtes Wetter ein, aber kein Sturm. 2 ) 
Der Umstand, daß dieser obere Teil von keiner bedeutenderen Einwirkung ist, läßt auf eine immerhin 
beträchtliche Entfernung von der Erdoberfläche schließen. 
Von dem inneren Aufbau des Sturmkörpers interessiert auch uns das Verhalten des Luftdrucks. In 
dieser Hinsicht sind die Orkane einerseits durch besonders tiefe Minima, andererseits durch einen sehr 
steilen Gradienten ausgezeichnet. Die Tiefe des Barometerstandes macht an sich wenig aus. „Die 
mittlere Tiefe der großen barometrischen Minima des Winterhalbjahres im Nordwesten von Europa und 
im Nordatlantischen Ozean sind nicht merklich geringer. Die absolut tiefsten Barometerstände der 
tropischen Wirbelstürme übertreffen nur selten die absoluten Minima höherer Breiten.“ 3 ) 
Folgenschwerer ist das rasche Fallen des Barometers. Zu Beginn des Sturmes beträgt die stündliche 
Luftdruckabnahme etwa 0,2 bis 1 mm, dann steigt sie auf das Vierfache. Nicht selten erzählen Beobachter, 
daß man das Barometer habe fallen sehen können; bei dem Hurricane der „Toledo“ (18. 10. 1924) wurde 
einmal ein Fallen von 4 mm innerhalb 5 Minuten beobachtet 1 ); Dove berichtet von dem Orkan am 
12. 8. 1835, daß das Barometer in einer Stunde um 36,5 mm gefallen sei. Eine unmittelbare Folge 
dieser plötzlichen Luftdruckabnahme ist es, wenn verschlossene, luftgefüllte Gegenstände gesprengt, an 
den Häusern die Fenster nach außen gedrückt werden. In engem Zusammenhang damit stehen die 
ungeheueren Windgeschwindigkeiten überhaupt. Denn während bei den Stürmen unserer Breiten der 
Gradient nicht erheblich über 3 mm beträgt 8 ), ergibt sich bei Vines in der Nähe des Sturmzentrums ein 
Gradient von etwa 11 mm. Doberck läßt einen Gradienten von mehr als 12 mm der Windstärke 12 
entsprechen und bezeichnet Gradienten von 33 mm als häufig vorkommend 6 ). 
111. Die Sturmbahn. 
Als Regel gilt, daß der Sturmkörper eine parabelförmige, nach Osten offene Bahn einschlägt; doch 
ist die Zahl der Abweichungen von dieser Regel in manchen Orkangebieten sehr groß, z. B. sind in der 
Bengalen-Bai parabelförmige Bahnen bei weitem in der Minderzahl. Die Ungewißheit des Eintretens 
eines anormalen Verlaufes bedeutet eine große Schwierigkeit für die Sturmwarnung. Für die Lage des 
Scheitelpunktes hat man nun eine gewisse Gesetzmäßigkeit gefunden: Verschiebung auf die Pole zu im 
Rhythmus der Jahreszeiten. 
Plinsichtlich der schädigenden Wirkung ist auch das Verhalten der Stürme beim Überschreiten von 
Land und ihre Entwicklung in den höheren Breiten wesentlich. Als Regel gilt, daß die tropischen 
Wirbelstürme beim Betreten großer Landmassen an Kraft verlieren. Eine Ausnahme hiervon machen 
die Zyklonen der Bengalen-Bai, die oft noch weit hinauf in das Gangestal als verderbliche Wolkenbrüche 
Vordringen oder die vorderindische Halbinsel überschreiten, aber erst wieder im Arabischen Meer sich in 
voller Gewalt entfalten. Kleinere Gebiete festen Landes haben auf den Wirbel keinen verändernden 
Einfluß. Die westindischen Inseln, die flachen Halbinseln Yukatan und Florida, die Inselgruppen Ozeaniens 
und Ostasiens werden von ihnen überquert, ohne daß sie dabei an Stärke verlieren, es sei denn, daß 
ihre Kraft schon ohnedies im Abnehmen begriffen ist. Ja, sogar das große Formosa wirkt trotz seines 
gebirgigen Charakters nicht hemmend auf den Lauf der Taifune 7 ). 
’) r. B. Redfield (91), Keye (95). * 5 ) Dallas 91 . 3 ) Fischer (37) S. 16. *) Kapitänsbericht der „Toledo“. 5 ) Hann (47i 
S. 429. ®j Met. Z. 1898 S. 338. ') „Die Taifunzentren werden, sobald sie das Festland erreicht haben, mehr oder weniger aus- 
gefüllt; sie sinken dann zu unbedeutenden Depressionen herab oder verschwinden gänzlich. Sie laufen oft niedrige Kiistenstädtc 
an, so z. B. die Lci-Tsehau-Halbinsel, die Gegend um Ilaling-schau, die Mündung des Kantonflusses usw. Inseln, z. B. Formosa, 
wirken nicht sehr auf den Weg eines Taifuns ein, obgleich sie bis zu einem gewissen Grade bestrebt sind, seine Kraft zu brechen. 
Bergholz nach Doberck in Met. Z. 1898.
	        
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